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Deine Steuern sollst du zahlen (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)

Deine Steuern sollst du zahlen (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)

Titel: Deine Steuern sollst du zahlen (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)
Autoren: Ursula Reist
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war strikte dagegen. Sie fuhr von St. Moritz nach Aarau, um ihren Exmann von seinem Vorhaben abzubringen, aber er blieb stur. Sie müsse ihn schon erschiessen, um ihn davon abzuhalten; er gab ihr sogar seine Pistole und forderte sie auf, abzudrücken. Sie stritten sich lange und lautstark in seiner Wohnung, aber die Diskussion war fruchtlos, und Maja Studer fuhr unverrichteter Dinge wieder zurück ins Engadin.
    Gion Matossi beendete seine Aufzeichnungen, steckte die Parabellum mit den Abdrücken seiner Exfrau in die Aktentasche und ging zu Fuss hinüber ins Finanzdepartement. Dort trat er ab, mit einem lauten Knall.

Epilog
    „Ich verstehe das ja alles einigermassen“, sagte Sarah König, „aber warum gerade im Lift? Warum nicht zuhause?“
    „Maximaler Effekt“, antwortete Nick Baumgarten, „damit war garantiert, dass wir alle auf den Plan gerufen wurden, Sie und wir. Er rechnete damit, dass wir gründliche Arbeit leisten und alle seine Geheimnisse entschlüsseln würden.“
    Die Generalsekretärin des Departements Finanzen und Ressourcen und der stellvertretende Chef der Kriminalpolizei sassen sich gegenüber im 'Thai House' an der Bahnhofstrasse, auf Kosten des Finanzdirektors. Sie hatten zwei Stunden lang wunderbar gespeist; für Nick hatte sich mit den ostasiatischen Speisen eine völlig neue Welt aufgetan. Er beschloss, gleich morgen ein Thai-Kochbuch zu kaufen und in Zukunft auf dem Wochenmarkt nach Zitronengras und Ingwer Ausschau zu halten.
    „Was Sie ja wirklich getan haben, Herr Kommissar. Ich gratuliere, auch im Namen des Departements, und schlage vor, dass wir uns duzen. Ich bin Sarah.“ Sie hob ihr Reiswein-Tässchen.
    Erstaunt schaute Nick sein Gegenüber an. „Oh, da bin ich aber geschmeichelt, Frau Doktor. Ich heisse Nick.“
    Mittlerweile waren sie die einzigen Gäste, aber die höflichen Kellnerinnen in ihren pastellfarbenen, traditionellen Kleidern gaben ihnen keinen Moment lang das Gefühl, nicht mehr willkommen zu sein.
    Schliesslich schaute Sarah auf die Uhr und verlangte die Rechnung. Draussen auf der Strasse lag schon wieder eine Schicht frischer Schnee. Sarah König wandte sich zum Bahnhof, um ein Taxi zu nehmen, aber Nick hakte sich bei ihr unter. „Andere Richtung, Sarah. Nach dem ungewohnten Reiswein muss ich mit dir noch einen Whisky trinken, auf unsere interdepartementale Freundschaft. 'Einstein'?“
    „Geniale Idee, 'Einstein'.“ Sie lachten und stapften die kurze Strecke durch den Schnee. Bis weit nach Mitternacht sassen sie an der Bar und erzählten sich Geschichten aus ihrem Leben. Auch Steff Schwager stiess für einen Drink zu ihnen, aber bald überliess er die Turteltäubchen wieder sich selbst. Sie brauchten keinen Zuhörer, schon gar nicht einen Journalisten.
    *
    Das Geld, das sie von Gion Matossi erbte, spendete Edith Buchmann einer Stiftung, die sich mit der Suche nach vermissten Kindern und Jugendlichen befasste. Sie setzte sich mit der Familie von Patrizia Obrist in Verbindung und bemühte sich um ihre Freundschaft, um Abbitte zu leisten für ihren Bruder. Aber die neunzigjährige Mutter konnte nach einem Leben zwischen Hoffnung und Verzweiflung nicht verzeihen. Nur eine Schwester war dabei, als die Überreste von Patrizia Obrist in einem eigenen Grab auf dem Kirchberg beigesetzt wurden. Steff Schwager hatte gehofft, eine grosse Trauergemeinde anzutreffen, und brachte sogar einen Fotografen mit, aber er wurde enttäuscht. Weder Paul Hintermeister noch Maja Studer waren gekommen; von Ernesto De Cicco wusste Schwager nicht einmal, dass es ihn gab. Es war alles viel zu lange her, wie sein junger Chefredaktor sagte, keiner erinnerte sich wirklich an das Verschwinden eines jungen Mädchens vor mehr als vierzig Jahren.
    *
    Eine Woche vor Weihnachten berichtete die Aargauer Zeitung über die Trennung der Bildungsdirektorin Monika Brugger von ihrem Mann. Steff Schwager fragte sich im Leitartikel auf der Frontseite, ob eine Regierungsrätin in einer persönlichen Krise überhaupt noch fähig sei, ein grosses Departement zu leiten und ihre Aufgaben sachgemäss wahrzunehmen. Gerüchte, schrieb er, wonach diese Trennung in irgendeinem Zusammenhang stehe mit dem Rosenkrieg im Hause Toggenburger, entbehrten jeder Grundlage, obwohl sie in den Gängen des Regierungsgebäudes weiterhin herumgeboten wurden. Affaire à suivre, schrieb er, man werde sehen.
    *
    Am dreiundzwanzigsten Dezember lehnte Nick Baumgarten mit einem Whisky am Tresen der Hello-Bar in der Ankunftshalle des
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