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Dein Kuss in meiner Nacht

Dein Kuss in meiner Nacht

Titel: Dein Kuss in meiner Nacht
Autoren: Cathy McAllister
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auch nicht. Allein wenn ich an meine Leistungen in Mathematik dachte, zog sich mir der Magen zusammen.
    »Sehen Sie, das ist der Beweis, dass es sich doch um einen Irrtum handelt. Ich bin eine ganz durchschnittliche Schülerin«, warf ich ein.
    Erneut umspielte ein wissendes Lächeln ihre Lippen.
    »Mit begabt meine ich nicht Ihre schulischen Leistungen«, entgegnete sie.
    »Was denn dann?«, erkundigte ich mich verunsichert.
    Mrs Jackson faltete die Hände vor dem Mund, wie zum Gebet. Ich bemerkte ein kurzes Stirnrunzeln, das jedoch umgehend wieder verschwand.
    »Wahrscheinlich halten sie mich jetzt gleich für völlig verrückt«, begann die Rektorin. Ich verzog keine Miene und sah sie nur abwartend an. Sie holte tief Luft und seufzte.
    »Gut, dann will ich ihnen erläutern, was es mit dem Wörtchen begabt bei uns auf sich hat. Wir sind kein herkömmliches College, sondern eine Schule für junge Menschen mit übernatürlichen Fähigkeiten.«
    Ich starrte sie mit offenem Mund an. Hatte ich das eben richtig verstanden?
    »Was meinen Sie mit übernatürlichen Fähigkeiten?« Sicher hatte ich mich verhört.
    »Es handelt sich dabei um Begabungen, die nur sehr selten auftreten, aber so alt sind wie die Menschheit selbst«, erklärte sie ruhig.
    »An unserem Institut befinden sich derzeit Hexen, Gestaltwandler, Pyrokinesen, Heiler und viele andere außergewöhnlich begabte junge Menschen.«
    Mir fiel fast die Kinnlade auf die Brust. Auweia, wo war der Verstand dieser Frau denn falsch abgebogen? Wieso nur hatte ich auf meine Eltern gehört und war hierhergekommen? Das hier war keine schulische Einrichtung, sondern eine Irrenanstalt. Verunsichert sah ich zu Mrs Jackson, die mich neugierig musterte.
    »Was soll ich dazu sagen?«, murmelte ich hilflos.
    »Sie glauben mir nicht?« Die Rektorin schmunzelte.
    Ach du liebe Zeit, jetzt nur keinen Fehler machen, dachte ich und biss mir auf die Unterlippe. Verrückten sollte man nicht widersprechen, wenn ich mich recht erinnerte.
    »Doch, doch, ich glaube Ihnen«, antwortete ich, doch es klang wenig überzeugend. Gespielt erschrocken sah ich auf meine Armbanduhr und versuchte das Zittern meiner Hände zu verbergen. »Ja, also … ich werde mir das Ganze in Ruhe überlegen und mich dann bei ihnen melden.« Jetzt nur keine hektischen Bewegungen machen. »Es war nett, Sie kennenzulernen«, erklärte ich und streckte ihr die Hand entgegen.
    Mrs Jackson ergriff sie jedoch nicht. Unschlüssig sah ich zur Tür. Sollte ich mich einfach umdrehen und gehen?
    »Ich kann mir gut vorstellen, wie das in Ihren Ohren klingen muss«, sagte sie sanft. »Vielleicht verstehen Sie ja, was ich meine, wenn ich es Ihnen zeige.« Abwartend sah sie mich an.
    »Es ... es mir zeigen?«, stammelte ich bestürzt. Meine Güte, was meinte sie denn damit? Sie wollte mir doch hoffentlich nichts antun?
    »Genau, eine kleine Demonstration wird Sie sicherlich von der Richtigkeit meiner Aussage überzeugen«, erwiderte sie.
    Ich hatte keine Ahnung, wie ich darauf reagieren sollte, und brachte nur ein recht dümmliches Grinsen zustande.
    »Klar, warum nicht?«, entgegnete ich mit kratziger Stimme und hielt ganz nebenbei nach etwas Ausschau, das ich als Waffe benutzen konnte, falls diese Irre mir zu nahe kommen würde.
    »Dann werde ich Ihnen zunächst eine Kostprobe der Telekinese geben, was bedeutet, dass ich Objekte allein mithilfe meines Geistes bewege.« Da bin ich jetzt aber wirklich gespannt, dachte ich, während ich Mrs Jackson gutmütig zulächelte und nickte.
    »Bereit?«, erkundigte sie sich.
    »Natürlich«, antwortete ich und überlegte, wie ich reagieren sollte, wenn nichts geschah. Doch noch bevor ich den Gedanken zu Ende gedacht hatte, drehte sich Mrs Jackson zu einem der vollgestopften Bücherregale und hob langsam die Arme, als wäre sie eine Dirigentin.
    Ich beobachtete sie so fasziniert, dass ich erst Sekunden später wahrnahm, was um mich herum geschah. Mein Kopf schnellte herum, und ich kreischte laut auf, als ich die gut dreißig Bücher entdeckte, die sich ungefähr einen Meter über meinem Kopf sanft im Kreis drehten.
    Das war unmöglich. So etwas gab es nicht.
    »Glauben Sie mir jetzt?«, hörte ich die Stimme der Rektorin, doch ich konnte den Blick nicht von den Büchern abwenden, die langsam, aber zielsicher an ihren ursprünglichen Platz schwebten und in den passenden Lücken verschwanden. Erst als alles wieder wie vorher war, drehte ich mich zu Mrs Jackson.
    »Wie haben Sie das gemacht?«,
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