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Deer Lake 02 - Engel der Schuld

Deer Lake 02 - Engel der Schuld

Titel: Deer Lake 02 - Engel der Schuld
Autoren: Tami Hoag
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Sie sich der Tatsache bewußt sind, daß der Staat die Absicht hat, Sie gleichzeitig einer ganzen Reihe von Verbrechen im Zusammenhang mit der Entführung von Josh Kirkwood und mit der Entführung und Körperverletzung von BCA-Agent Megan O'Malley anzuklagen.«
    Sie warf Wright einen Blick über den Rand ihrer Lesebrille zu, die eigentlich mehr ein Requisit als eine Sehhilfe war. Er schien fast unbeteiligt zu sein, erwiderte ihren Blick mit seinen steten, dunklen Augen. Keiner sagte ein Wort, und für einen Augenblick hatte Ellen das seltsame Gefühl, Cameron und Enberg wären irgendwie von diesem Augenblick ausgeschlossen.
    »Soll mich das etwa dazu bringen, Verbrechen zu gestehen, die ich nicht begangen habe?« fragte er leise.
    »Das ist nur eine Verlautbarung, Dr. Wright. Ich möchte, daß Sie sich meiner Absicht, Anklage zu erheben, voll bewußt sind.«
    Enbergs Augenbrauen zogen sich zusammen. »Ich habe Gerüchte von einem Schwurgericht gehört.«
    »Ich brauche kein Schwurgericht. Aber ich kann selbstverständlich ein Schwurgericht einberufen, um über eine Mordanklage zu entscheiden, basierend auf den Beweisen, die wir haben, falls Josh Kirkwood nicht zurückkommt.«
    »Mord!« Der Ausruf hob Enberg zwanzig Zentimeter von seinem Stuhl hoch. »Großer Gott, Ellen! Ist das nicht ein bißchen voreilig!«
    »Während wir hier reden, werden im staatlichen Gerichtslabor Tests an dem blutigen Laken durchgeführt, mit denen Ihr Mandant Agent O'Malley eingewickelt hat. Beweise – das hat er selbst gesagt.«
    »Das sagt eine Frau, die, wie sie selbst zugibt, betäubt und bewußtlos geschlagen worden war . . .«
    »Das Labor hat bestätigt, daß außer Agent O'Malleys Blut noch AB-negatives Blut auf dem Laken ist. Josh Kirkwoods Blutgruppe.«
    »Und die von einer Milliarde anderer Menschen!«
    »Klare Beweise für erhebliche Verletzungen«, fuhr sie fort. »Aus den Beweisen könnten wir schließen, daß der Grund dafür, daß die Polizei Josh nicht findet, der ist, daß Josh tot ist.«
    »Oh, mein . . .« Enberg stotterte, fand keinen passenden Fluch. Das Rot in seinem Gesicht breitete sich bis zu den Rändern seiner Ohren aus. Scheinbar konnte er in der Enge seines Stuhls seinen Jähzorn nicht mehr bezähmen, also erhob er sich und begann neben dem Tisch hin und her zu gehen.
    Ellen kannte dieses Schauspiel und fand, er sei dabei schon überzeugender gewesen. Diesmal schien alles so erzwungen, als habe er Mühe, sich in seine Empörung hineinzusteigern. Er lief am Ende des Tisches auf und ab, hinter einem leeren Stuhl, nicht hinter Garrett Wright, was eine symbolische Geste für die Unterstützung seines Klienten gewesen wäre.
    »Ich habe Josh Kirkwood nicht umgebracht«, sagte Garrett Wright leise.
    Ellen spürte, wie sie den Atem anhielt und wartete, wie die Erwartung in ihr anschwoll. Das Gewicht seines Schweigens deutete auf eine Aussage. Gütiger Gott, würde er am Ende doch gestehen? Einen Herzschlag lang hatte sie das irrwitzige Gefühl, daß er lächelte, dann war der Ausdruck mit einem Lidschlag wie weggewischt, so daß sie glaubte, einer Einbildung aufgesessen zu sein.
    »Ich bin ein unschuldiger Mann, Miss North«, sagte er. »Das sage ich Ihnen immer wieder. Was könnte ich für ein Motiv haben, das Kind eines Nachbarn zu entführen? Ich bewundere Hannah Garrison ungeheuer. Meine Frau und ich betrachten Hannah und Paul als Freunde. Und was die Entführung Megan O'Malleys betrifft, so scheint sie mir eher die Tat eines Wahnsinnigen zu sein. Mache ich den Eindruck eines Wahnsinnigen auf Sie?«
    »Das zu entscheiden steht mir nicht zu.«
    »Ich glaube es einfach nicht«, murmelte er. »Ich bin Professor an einem der angesehensten kleinen Colleges im Land. Und daß irgend jemand glaubt, ich wäre zu so etwas fähig . . . Es ergibt keinen Sinn.«
    Es ergibt seine Art von Sinn. Ellen sah im Geiste Megans Gesicht, übersät von blauen Flecken und Blutergüssen, das Feuer des Hasses, das in ihren Augen brannte. » Er war es, dieses Dreckschwein. « Er sitzt in der Falle.
    »Meine Aufgabe ist es, das Gesetz auf das anzuwenden, was Sie getan haben, Dr. Wright, nicht, einen Sinn darin zu finden. Diese keineswegs beneidenswerte und unproduktive Arbeit überlasse ich den Soziologen.«
    »Ich habe nichts getan.«
    »Wie seltsam, daß Sie dann Chief Holt bei dem Versuch, vom Tatort zu fliehen, verhaftet hat.«
    Wright lehnte den Kopf zurück und schickte einen Seufzer zu den schalldämmenden Platten an der Decke. »Wie
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