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Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
Autoren: Renegald Gruwe
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Überredungskunst einsetzen müssen.
    Gerührt hielt Gustave seine Pfeife in der Hand, die er seit der Verhaftung nicht mehr geraucht hatte. »Ich möchte dir von Herzen danken, dass du das für mich getan hast.«
    »War nicht ganz einfach, aber wie du schon erwähnt hast, tragen der Truppführer Löffel und ich bekanntlich die gleiche Uniform«, sagte Eduard und wies durch die geöffnete Tür in den Flur, wo das Braunhemd frisch gebügelt an der Garderobe hing.
    »Der Löffel ist zwar ein hohes Tier in der Ortschaft, aber ein ziemlicher Einfaltspinsel. Es war nicht schwer, ihn davon zu überzeugen, dass ich ihm in Sachen Hausübernahme einen großen Strich durch die Rechnung machen könnte, wenn er nicht zumindest deine Sachen herausgibt.«
    »Ada!«, sprach Gustave leise ihren Namen aus, und ihm fiel die Szene im Keller wieder ein. Seine damalige Unbeherrschtheit kam ihm heute unfreiwillig komisch vor, und Eduard konnte ihm da eigentlich nur recht geben. »Was wäre wohl geschehen, wenn ich den Jungen nicht geohrfeigt und aus dem Haus geworfen hätte? Ob Ada trotzdem zu ihm gegangen wäre? Sicherlich, früher oder später bestimmt. Und was wäre geschehen, wenn ich gar nicht erst Niewarths Angebot angenommen und in sein Haus gezogen wäre?« Eduard vermied es, auf diese Fragen zu antworten, und Gustave lächelte ihn an: »Du hast ja recht, es ist müßig, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Was zu Ende ist, ist zu Ende. Außerdem wäre es eigentlich ein guter Zeitpunkt, mit dem Rauchen aufzuhören.« Damit warf er die Pfeife in einen Papierkorb, nahm stattdessen eine Tasche hoch, die er nicht kannte, und sah hinein.
    Eduard wusste, wie seinem Freund beim Anblick der zerbrochenen Schallplatten zumute war. »Es tut mir sehr leid. Sie waren alle kaputt. Die SA hat ganze Arbeit geleistet.«
    Gustave hielt wehmütig lächelnd seine Lieblingsscheibe hoch, deren bedruckter Teil notdürftig ein paar Fetzen Schellack zusammenhielt. »Ja, ganze Arbeit, in der Tat! Der arme Caruso!« Dann legte er die Scheibe wieder in die Tasche zu den anderen Platten zurück und stellte sie neben den Papierkorb. »Immerhin – alles nur Dinge, nichts weiter. Aber es tut mir um die Winters leid, dass ich unsere Verabredung damals nicht einhalten konnte.« Der Maler bedauerte, den Kommerzienrat und seine Frau enttäuscht zu haben. Eduard versprach, sich mit den Eheleuten in Verbindung zu setzen und sie über Gustaves Umstände zu informieren.

    Wegen der enormen Lautstärke, die der einfahrende Zug und dessen Lokomotive verursachten, musste Gustave sein allerletztes Ersuchen, ihn doch auf seiner Reise zu begleiten, beinahe brüllen. Eduard erwiderte ganz dicht an Gustaves Ohr: »Ach, Gustave, was soll Heinzelmann denn machen, so ohne mich? Er ist doch völlig hilflos, wenn niemand da ist, der seine Launen und Eskapaden erträgt!«
    »Außerdem liebst du ihn!«
    »Ja, siehst du, das kommt erschwerend hinzu. Aber ich verspreche dir, sobald sich eine Gelegenheit für eine Reise ergibt, werde ich sie nutzen und dich besuchen. Vielleicht in Venedig oder in Neapel.«
    »Oder in Paris oder in Amerika.«
    Nach einem kurzen, schrillen Pfeifen und dem Quietschen der Bremsen stand der Zug im Bahnhof, und sie konnten sich wieder in normaler Lautstärke unterhalten.
    »Wo immer du bist, wir werden uns wiedersehen.«
    Damit umarmten sich die beiden, und Gustave stieg in den Mittagszug nach Rom. Von dort aus wollte er den Anschluss nach Venedig nehmen, und bereits in ein paar Stunden würde er wieder die Lichter der Stadt über der Lagune leuchten sehen.

Kapitel 25
    Wie immer nach einem abendlichen Besuch bei Augustino und seinen Künstlerfreunden, der mit vielen Gesprächen und einigen Gläsern Wein endete, hatte der Montag einen schweren, zähen Anfang genommen. Um die Mittagszeit stand Garoche an seiner Staffelei. Wie er gehofft hatte, konnte er sein altes Atelier und die kleine Wohnung wieder mieten und beides stand ihm sofort zur Verfügung. Sogar Signore Colleoni war hocherfreut, den Maler nach so langer Zeit wiederzusehen, und prompt bereit, ein, zwei Arbeiten des Künstlers in seiner Galerie auszustellen.
    Gestern Abend nun hatte die schnippische Freundin Augustinos die Wochenendausgabe der führenden Tageszeitung Italiens auf den breiten, schweren Holztisch geworfen, an dem die Künstler saßen und der vollgestellt war mit Gläsern und Flaschen, Käse, Brot und Schinken.
    »Du warst doch in Deutschland, Garoche, dann wird dich das hier sicher
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