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Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
Autoren: Renegald Gruwe
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schüchtern«, griff Eduard in die verfahrene Situation ein. »Und setz dich doch für einen Moment. Du wirst deinen Zug schon noch erreichen.«
    Heinz zog sich einen Schemel heran und ließ sich umständlich nieder, vergebens nach einem Platz für seine langen Beine suchend.
    »Wir haben vor, Heinz und ich, wenn die Olympiade vorbei ist, gemeinsam in die Berge zu fahren. Dann ist die beste Zeit für die Berge zwar vorbei, aber es geht nicht anders. Die Aufnahmen für die Aufzeichnung der Wettkämpfe und das ganze Drumherum erfordern jeden Mann. Und Heinz ist an verantwortungsvoller Position.«
    Ein auffordernder Blick an seinen Freund, sich in das Gespräch einzuschalten, verpuffte. Eduards Puls stieg, vor seinem geistigen Auge sah er den Abend bereits im Fiasko enden. Schon auf das eingestellt, was in den nächsten Minuten auf ihn zukommen würde, sprach er wie in Trance: »Vielleicht kannst du Gustave einmal mit ins Studio nehmen, es ist gleich hier um die Ecke. Es ist wirklich interessant beim Fernsehen, nicht wahr, Heinz?«
    Heinz schmollte endgültig ob des Gesichts, das Garoche ihm gegenüber schnitt, und Eduard hätte am liebsten seinen Liebhaber wie einen kleinen Jungen in sein Zimmer geschickt, nicht ohne ihm vorher kräftig den Hintern zu versohlen. So sah er nur zu, wie Heinz die Nerven verlor, aufsprang, dass der Schemel in eine Ecke des Balkons flog, und den Tränen nah in die Küche lief.
    »Entschuldige, aber manchmal ist er eine richtige Mimose.« Eduard zuckte verlegen mit den Schultern und ging seinem Freund nach, um die Wogen zu glätten.
    Garoche konnte hören, wie die beiden Männer in der Küche erst ruhig miteinander sprachen und dann sich in einen handfesten Krach steigernd auseinandergingen. Türen knallten, und nach einigen Minuten erschien Eduard wieder bei Gustave. Er ordnete sein Haar, als hätten die beiden miteinander gerauft, nahm sein Glas und sah einige Minuten schweigend in das im Kerzenschein funkelnde Rot des Weines. Dann lächelte er plötzlich, was Gustave veranlasste, nach dem Grund zu fragen.
    »Eigentlich ist es mir ganz recht, dass er gegangen ist«, begann Eduard, »denn zum einen wollte ich diesen Abend sowieso mit dir allein verbringen und zum anderen kann Heinzelmann einem manchmal echt den letzten Nerv rauben. Er leidet an chronischer Eifersucht. Ich glaube, hätte er nicht seine eigene Wohnung und müsste er nicht ab und zu verreisen, ich hätte ihn schon längst mit der flachen Hand erschlagen.«
    »Du hast ihn allerdings auch provoziert. Als hättest du die Absicht gehabt, ihn zu vergraulen.«
    »Respekt! Du bist ein guter Beobachter. Ja, es ist mir ganz lieb, dass ich mit dir alleine bin. Ich habe Heinz ja die ganze Zeit um mich herum.« Beim letzten Satz verdrehte er die Augen. Sie lachten. Dann wurde Eduard nachdenklich und gestand seinem Freund: »Er liebt mich abgöttisch, aber er ist noch sehr jung. Gerade mal fünfundzwanzig. Der Altersunterschied beträgt fast dreizehn Jahre. Da sieht man die Dinge schon ein wenig anders.«
    »Die Dinge?«
    »Nun ja, das Leben. Ich weiß nicht, wie weit ich planen kann? Planen soll? Was wird die Zukunft bringen? Wird er bei mir bleiben oder verfliegt auch diese Liebe wie schon so oft? Ich weiß nicht, wie viele Enttäuschungen ich noch ertragen kann.«
    Gustave strich seinem Freund mitfühlend über den Arm.
    Ermuntert durch den stummen Zuspruch fuhr Eduard fort. »Und dann die politischen Verhältnisse. Es ist derzeit noch gefährlicher als ohnehin, schwul zu sein. Auch in Berlin. Als ich von Aachen hierher kam, dachte ich, es wäre leichter. War in der ersten Zeit auch so. Aber dann wurden die Repressalien stärker, viele Lokale wurden geschlossen oder überwacht. Mittlerweile haben hier die Wände noch mehr und noch größere Ohren als in Aachen. Und in der Kanzlei warten sie nur darauf, mir eins auszuwischen. Je höher ich steige, Karriere mache, desto argwöhnischer beobachtet man mich. Beweise haben sie keine, aber ich muss mich vorsehen. Offiziell kennen Heinz und ich uns gar nicht. Wenn ich Besuch aus der Kanzlei oder dem Umfeld bekomme, muss er die Wohnung verlassen. Wenn er kommt und ein Verdächtiger befindet sich im Treppenhaus, wartet er oder tut so, als besuche er die Pension oder irgendjemand anderes aus dem Haus. Deshalb auch die Tarnung in der SA und der Beitritt zur NSDAP.«
    »In der Partei bist du auch?«
    »Es war unumgänglich. Es gehört zum Plan.«
    »Ach ja, der Plan, ich vergaß. Und Heinz?«
    »Der
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