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Decker & Lazarus 09 - Totengebet

Decker & Lazarus 09 - Totengebet

Titel: Decker & Lazarus 09 - Totengebet
Autoren: Faye Kellerman
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überblicken. Es zeigte nur acht Personen. Die Eltern, Azor und Dolores, mit vier jungen Männern und zwei jungen Frauen, darunter auch Maggie und Michael. Vermutlich waren das die Sparks’schen Kinder, denn die Ähnlichkeit mit den Eltern war nicht zu übersehen. Trotz der förmlichen, eleganten Kleidung wirkten die Personen locker und entspannt. Kein verkrampftes Lächeln, keine steife Haltung. Alle schienen vergnügt zu sein.
    Die Kinder ließen sich in zwei Gruppen aufteilen: die nach dem Vater geschlagen waren, mit dunklem Lockenhaar und blauen Augen, und die der Mutter ähnelten, mit hellbraunem Haar und grünen Augen. Michael und ein weiterer Bruder waren das Ebenbild des Vaters. Maggie, die anderen Söhne und eine Schwester sahen eher wie die Mutter aus.
    Decker betrachtete das Foto genauer. Einer der Brüder trug einen Priesterkragen. St. Thomas war eine katholische Kirche. Vielleicht war Bram eigentlich »Pater« Bram. Kein Wunder, dass er am Telefon so gefasst gewirkt hatte. Ein Mann der Kirche war im Umgang mit Lebenskrisen geübt.
    Ein gut aussehender Mann, blass und professoral. Regelmäßige Züge und markante Backenknochen. Scharfe, wasserblaue Augen hinter einer randlosen Brille. Braunes, langes Haar. Es fiel bis über die Schultern.
    Decker studierte das Foto weiter und fing dann noch mal von vorn an. Da war noch ein Bruder, der neben dem Vater stand. Mit Brams Gesicht aber ohne die intellektuelle Blässe und Brille. Vollere Backen und kürzerer, guter Haarschnitt.
    Michael kam die Treppe herunter. »Sie schläft. Aber sie ist unruhig.«
    »Hat die Familie einen Hausarzt, den Sie anrufen könnten, Michael?«
    »Nein. Dad hat sich immer selbst um unsere Gesundheit gekümmert. Eigentlich sind wir ein ziemlich robuster Haufen, einschließlich Mom. Maggie ist bei ihr. Sie ist okay.«
    Decker deutete auf das Foto. »Haben Sie Zwillinge in der Familie?«
    Michaels Blick schweifte zum Foto. »Eigentlich sind es Drillinge. Luke und Bram …« Er zeigte auf die Gesichter. »Die beiden sind eineiige Zwillinge. Sie sehen sich jetzt noch ähnlicher, seit Luke an paar Pfund abgenommen hat.«
    »Ist Bram der Priester?«
    »Ja. Aber wir sind nicht katholisch. Nur er.«
    »Wer ist der andere Drilling?«
    »Paul.« Michael hatte wieder Farbe bekommen. »Er sieht eher aus wie ich. Anders als seine Zwillingsbrüder. So ist das mit der Vererbungslehre. Ein Würfelspiel. Das ist meine ältere Schwester Eva … nach den Drillingen geboren. Sie ist so was wie … na, abgesehen von Bram, der Liebling meiner Mutter. Ich glaube, Mom war überglücklich nach drei Jungen ein Mädchen bekommen zu haben.«
    »Kann ich mir denken. Wie alt sind Ihre Geschwister?«
    »Die Drillinge sind fünfunddreißig. Eva ist dreißig.«
    »Und Sie sind …?«
    »Fünfundzwanzig. Maggie ist zwanzig.«
    »Dann hat ihre Mutter alle fünf Jahre Kinder bekommen.«
    »Schätze ja.«
    »Von wann ist dieses Foto?«
    »Das war Dads sechzigster Geburtstag … vor ungefähr zwei Jahren. Scheint trotzdem eine Ewigkeit her zu sein.«
    Michael rieb sich die Augen.
    »Ich komme mir so dämlich vor. Ich studiere Medizin. Viertes Semester. Habe Missionsarbeit in Afrika gemacht. Mich um schwer kranke Leute gekümmert. Ich dürfte mich nicht so gehen lassen. Müsste mich mehr zusammenreißen. Dad würde das gar nicht gefallen.«
    »Unter den Umständen halten Sie sich prima, Michael …«
    »Ich glaube nicht …«
    Decker klopfte ihm auf den Rücken.
    Dad würde das gar nicht gefallen!
    Das sagte eine ganze Menge über den Jungen aus. Er war fünfundzwanzig, Medizinstudent und fürchtete noch immer die Kritik des Vaters. Söhne von Legenden hatten es schwer. Es war nicht leicht, die eigene Identität zu finden. Trotzdem hatte Michael sich entschieden, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. Obwohl er wusste, dass er auf diese Weise ständigen Vergleichen ausgesetzt war.
    »Aber es ist ein Schock«, fuhr Michael fort. »Was ist passiert? Und wie ist es passiert?«
    »Man hat ihn tot in seinem Wagen gefunden.«
    »Wo?« Michael kaute wieder Nägel, während er auf und ab ging. »Auf dem Parkplatz der Klinik? Ich habe Dad immer gewarnt. Solche Orte sind gefährlich. Hundertmal habe ich ihm geraten, sich Pfefferspray einzustecken. Irgendwas jedenfalls.«
    »Es ist hinter dem Tracadero’s passiert.«
    Michael blieb abrupt stehen. »Wie? Wo bitte?«
    »Hinter dem Tracadero’s«, wiederholte Decker. »Irgendeine Idee, was er dort gewollt haben könnte?«
    »Nicht
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