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Deborahs Totenacker

Deborahs Totenacker

Titel: Deborahs Totenacker
Autoren: Jason Dark
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verstehen«, sagte Suko. »Noch etwas. Kennen Sie die Menschen, die hier im Haus wohnen?«
    Der Detektiv schüttelte den Kopf. »Nein, überhaupt nicht. Es sind sicherlich ganz normale Mieter.«
    »Gut.«
    »Wieso gut?«
    Suko lächelte. »Ich wollte nur sichergehen, daß wir nicht aus dem Haus heraus überfallen werden. Dann machen wir es so. Sie schauen sich draußen um, ich werde hier in der Wohnung bleiben.«
    Serrano nickte.
    »Einverstanden, und ich melde mich, wenn ich etwas Verdächtiges sehe.«
    »Tun Sie das.«
    Der Detektiv hob die Hand zum Gruß und ging zur Tür. Bevor er sie öffnete, zündete er sich eine neue Zigarette an. Paffend verließ er die Wohnung.
    Es wurde still, nachdem die Tür hinter ihm zugefallen war. Suko stand in dieser Stille und empfand sie alles andere als normal. Sie kam ihm bedrückend vor, sie schien alle anderen Geräusche zu schlucken, was wohl an der Anwesenheit des Toten lag.
    Bisher kannte der Inspektor nur einen Raum. Das wollte er ändern, und deshalb machte er sich an die Durchsuchung der Wohnung. Er öffnete die erste Tür, schaute in ein kleines Bad, das wohl schon lange auf eine Renovierung wartete. Es sah mehr aus wie eine alte Kaue. Eine Küche fand er ebenfalls. Die Möbel waren entfernt worden. Nicht einmal eine Kochgelegenheit gab es. Ähnlich sah es auch in den anderen Räumen aus. Bis auf einen zerstörten Stuhl und einen ebenfalls kaputten Tisch fand Suko nichts, was auf die Anwesenheit eines Menschen hingedeutet hätte. Nur ein Zimmer war belegt. Dort stand ausgerechnet der Sarg mit dem Toten. Suko öffnete die entsprechende Tür. Der dabei entstehende Windzug bewegte die Flammen und sorgte für einen lautlosen, geisterhaften Tanz. Er füllte das Zimmer mit Licht und Schatten, fiel auch auf das wachsbleiche Gesicht der Leiche und ließ es für einen Moment so aussehen, als wäre es noch am Leben.
    Suko zog sich nicht zurück. Er betrat den Totenraum und blieb am Fußende des Sargs stehen. Für einen sehr langen Moment schaute er auf die Leiche, die Stirn in Falten gelegt. Dann sah er das Tuch, das die Beine verdeckte, und seine Hand zuckte vor, um es zur Seite zu ziehen.
    Er war nicht sonderlich erpicht darauf, die Leiche noch einmal zu sehen, aber er mußte wissen, ob sich tatsächlich ein Ghoul an diesem Toten zu schaffen gemacht hatte.
    Die Stille war geblieben. Sie kam dem Inspektor sogar noch intensiver vor, und auch auf seinem Rücken lag ein leichter Schauer, als wäre er aufgepinselt worden.
    Die Leiche roch schon, was Sukos empfindlicher Nase nicht verborgen blieb. Er holte noch einmal Luft, dann hatte er sich überwunden und zerrte die Decke zur Seite.
    Da lagen die Beine.
    Oder das, was die Bestie von ihnen übriggelassen hatte. Suko versuchte so zu reagieren wie ein Arzt, der beruflich mit diesen Dingen zu tun hat.
    Er schaltete alle Gefühle aus, schaute sich den Toten an und fand tatsächlich Spuren, die auf einen Ghoul hindeuteten. Er kannte diese Wesen, er wußte auch, mit welchen Zähnen sie ausgerüstet waren. Sie hatten mörderische Gebisse, da erinnerten sie irgendwie an die Piranhas, diese Fische in den tropischen Gewässern, die alles zernagten, was ihnen vor die Mäuler geriet.
    Hier gab es keine Piranhas, aber es gab die Ghouls. Suko fragte sich, ob es ein Ghoul oder mehrere getan hatten, wobei er schon schluckte, als er vor allen Dingen an die größere Anzahl dieser dämonischen Wesen dachte. Ein Ghoul war schon schlimm, mehrere von ihnen jedoch kamen einer Katastrophe gleich.
    Er legte die Decke wieder auf die Beine, trat einen Schritt zurück und ballte die Hände zu Fäusten. Seine Lippen bildeten einen Strich, der Magen hatte sich leicht zusammengeklumpt, und auf der Stirn lag ein dünner Schweißfilm.
    Die Kerzen waren tiefer abgebrannt. Suko sah nicht ein, daß sie noch brannten, und blies die vier Flammen aus. Ein seltsames und geheimnisvolles Zwielicht füllte den Raum. Es paßte zum Sarg und dessen Inhalt, wo der Tote wie ein vereistes Gepenst lag.
    Suko wußte nicht, was ihn dazu trieb, bis ans Fenster vorzutreten. Es befand sich hinter dem Kopfende des Sargs, und die Scheibe war durch die beiden Vorhanghälften verdeckt. Nur ein schmaler Spalt in der Mitte war offen geblieben.
    Selbst bei dieser miesen Beleuchtung sah Suko den Schmutz, der auf dem Stoff klebte. Hier hätte eine Reinemachefrau eine große Aufgabe gehabt. Er faßte den Stoff an seinem Rand an und zog ihn sehr langsam zur Seite. Sein Blick fiel auf einen
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