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Deborahs Totenacker

Deborahs Totenacker

Titel: Deborahs Totenacker
Autoren: Jason Dark
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und hatte die Leiche aus dem Kofferraum geholt.
    Mit ihr auf der Schulter war sie dorthin gegangen, wo der ›Nachschub‹ lag.
    In der Dunkelheit hatte der alte Friedhof ein schauriges Bild abgegeben.
    Halb stand der volle Halbmond am Himmel, der von den Wolken befreit worden war. Er lugte auf die Erde nieder wie eine auf den Kopf gestellte Sichel, und sein bleiches Licht sorgte sogar für die Schatten, die von den schiefen Grabsteinen und den alten Kreuzen geworfen wurden und auch von dem rostigen Gitter, das den Friedhof in zwei Hälften teilte. Es gab keine Wege mehr, nur schmale Pfade, die mehr an Wildwechsel erinnerten und von Deborah selbst geschaffen worden waren. Sie hatte das Unkraut und die Bodendecker zertreten, und auch an diesem frühen Morgen huschte sie wie eine Schattengestalt über das düstere Gelände, wobei sie sich jetzt nicht mehr in der Gewalt haben mußte.
    Die zweite Existenz drängte sich vor.
    Ihr Gesicht hatte sich verändert, die Wangen waren aufgequollen, als hätte sie sie aufgeblasen. Sie ging geduckt und veränderte ihr Tempo nicht.
    Es gab eine Stelle auf dem Friedhof, wo die Grabsteine besonders dicht standen, als hätte sie jemand gesammelt und genau an diesen Ort gestellt.
    Da hielt sie inne.
    Noch immer lag der Tote auf ihren Schultern. Er blieb da auch liegen, als sie sich aufrichtete und ihr Gesicht gegen den Wind hielt, der sich in ihren langen Haaren verfing und mit ihnen spielte. Sie öffnete den Mund.
    Es war kein normaler Mund mehr. Die Lippen waren zerfranst, sahen aus wie eingerissen. Sie bewegte auch ihre Zunge, und da schob sich ein dicker Klumpen vor, genau zwischen die veränderten Zähne, die aussahen wie kleine Sägezähne, so spitz waren sie.
    Deborah hatte gewonnen – wieder einmal, und darüber freute sie sich.
    Sie hatte ihre Spuren wunderbar verwischen können, selbst die Polizisten hatten es bei der Kontrolle nicht bemerkt. Die Menschen waren dumm, sie waren Ignoranten, sie wollten einfach nicht akzeptieren, daß es Dinge gab, die mit dem Verstand nicht zu erklären waren.
    Der weibliche Ghoul bückte sich. Es sah so aus, als würde Deborah zwischen den hochgestellten Grabsteinen eintauchen. Es waren wuchtige, die allesamt schon viele Jahre auf diesem längst vergessenen Friedhof standen. Für ihn interessierte sich niemand mehr. Selbst Liebespärchen war er zu unheimlich.
    Das Bücken hatte seinen Sinn. Bevor die Leiche noch von ihrer Schulter rutschte, drehte Deborah ihren Fuß zur Seite und stemmte ihn auf eine bestimmte Stelle.
    Der Boden vor ihr bewegte sich.
    Eine Steinklappe rutschte weg, Erde und Gras fielen nach, und eine tiefe Öffnung tat sich auf. Aus ihr drang ein widerlicher Leichengeruch, der einem normalen Menschen den Atem geraubt hätte, nicht aber einer Person wie Deborah. Für sie war dieser Geruch das beste Parfüm, sie genoß ihn sogar. Die Leiche kippte.
    Auf dem Weg in die Tiefe schlenkerte der Tote noch mit den Gliedern, dann prallte er auf, und das Echo der zerknackenden und zerknirschenden Knochen hallte in den Ohren der Rothaarigen.
    Sie schaute hinunter.
    In ihrem Gesicht arbeitete es noch immer. Es hatte sich auf der Stirn und auch den Wangen ein Schleim abgesetzt. Dicke Tropfen hatten sich da gebildet, sie rannen in Richtung Kinn.
    Sie wischte sie weg, schleuderte ihre Hand aus und schaute zu, wie die Tropfen in der dunklen Tiefe des Friedhofs verschwanden. Wieder beschäftigte sie sich mit dem Kontakt. Sie zog einen Hebel zu sich heran, und schon hörte sie das Ächzen, mit dem der Stein wieder in seine Lage zurückglitt.
    Deborah war mehr als zufrieden.
    Sie schaute zum Himmel.
    Es war die Zeit vor der Morgendämmerung, und der Mond verblaßte allmählich. Dafür nahm der Himmel an Helligkeit zu, so begrüßte der neue Tag die Welt.
    Auch für sie würde es ein guter Tag werden, da war sich Deborah sicher.
    Ein Eisen hatte sie noch im Feuer. Sie dachte an Fredo, der sich so unwahrscheinlich in sie verliebt und nichts gewußt hatte. Daß sie ihn aus dem Haus der Mancinis weggeschafft hatten, war ihr bekannt.
    Schließlich hatte sie es nicht grundlos beobachtet. Sie wußte auch, wo sie Fredo hingeschafft hatten.
    Deborah freute sich diebisch auf den Besuch…
    ***
    Ich war zum Yard gefahren und hatte unterwegs in mich hineingehorcht.
    Das hört sich komisch oder vielleicht auch etwas lächerlich an, aber es lag Methode dahinter, denn ich war ein Mensch, der sehr auf seine Gefühle achtete.
    Darüber habe ich schon oft
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