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Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Titel: Deadwood - Dexter, P: Deadwood
Autoren: Pete Dexter
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und trug die Schreie der Chinesen in die Dunkelheit der Hills.
    Wenige Minuten später folgte eine Explosion, die den Boden erschüttern ließ. Später wurde berichtet, dass der Brand auf dem Dach von Mrs. Ellsners Bäckerei Fuß gefasst und von dort auf
Jensen and Bliss’s Hardware Store
übergegriffen hatte, wo er auf acht kleine Fässer Schwarzpulver traf, die Funken und Teile des Ladens über ganz Deadwood verstreuten.
    Solomon entfernte sich noch weiter vom Bach und ging den Berg hoch. Inzwischen war Chinatown leer, die Einwohner rannten in die eigentliche Stadt und weiter in die südwestlich der Stadt liegenden Berge. Die Flammen erhellten ihre Gesichter anders als die Sonne, sie offenbarten mehr von ihren wahren Gefühlen.
    Noch nie zuvor hatte Solomon bei den Chinesen eine solche Trostlosigkeit bemerkt, und wie er dort allein auf dem Berg stand, dämmerte es ihm, dass er die Ursache dafür war. Er sah zu, wie nach und nach die Häuser verschwanden, bis hinunter zur südlichen Stadtgrenze. Er hörte Schreie im Wind.
    Es kam ihm so vor, als würde der Wind die Schreie einsammeln, jeden an seinem Platz, und zu ihm tragen, hoch auf den Berg, und dann weiter, bis er sie später einen nach dem anderen fallen ließ, irgendwo tief in den Hills, wo niemand Anspruch auf sie erheben konnte.
    Dann begriff er, was er getan hatte, was er verloren hatte. Und einer der Schreie war sein eigener.
    Das Fenster von Mrs. Langrishes Mansarde lag nach Westen, von der Stadt weg. Bis die acht großen Pulverfässer bei
Jensen and Bliss’s’
in die Luft flogen, was jedes Gebäude in der Schlucht in seinen Grundfesten erschütterte, bekam Charley nichts von dem Brand mit.
    Zu dem Zeitpunkt steckte sein Pimmel bis zum Anschlag in Mrs. Langrishe. Sie lag unter ihm und hatte die Augen geschlossen, und ihre Fingernägel krallten sich in seinen Rücken. Gleich würde sie »Oh, Charley« sagen und seinen Kopf auf ihre Brüste herunterziehen, und dann würde sie ihn anlächeln, irgendwie auf ihn herabblicken – auch wenn sie unten lag – und zusehen, bis er sich erschöpft hatte.
    Mrs. Langrishe bevorzugte Geschlechtsverkehr auf eine bestimmte Art, und es gab ungefähr zweihundert Stellungen, die sie gar nicht mochte. Sie war völlig ungelenkig. Jede Woche verbrachte Charley eine Nacht mit ihr, immer in demselben öden Raum. Manchmal dachte er an Matilda, die sich von ihm hatte scheiden lassen und einen Politiker geheiratet hatte, und manchmal dachte er an Lurline, die jetzt Handsome Banjo Dick Browns Ehefrau war.
    Und er dachte an Agnes, hier und überall sonst.
    »Oh, Charley«, sagte Mrs. Langrishe, und einen Augenblick später erschütterte die Explosion das Haus. Das Sofa bewegte sich, das Fenster klapperte, und die Bäume auf den Bergen waren plötzlich in den Lichtschein der Explosion getaucht.
    Es war mit Abstand das Interessanteste, was Charley je in Mrs. Langrishes Mansarde erlebt hatte, und er stand auf und trat ans Fenster, ohne weiter auf ihre hingebungsvolle Miene zu achten. Es folgte eine weitere Explosion, nicht so stark wie die erste, die den Hof in ein schemenhaftes Gelb tauchte.
    »Was ist los ?« fragte sie. Auch ihre Stimme war hingebungsvoll. Der Hof wurde wieder schwarz, und er hörte ihre Schritte hinter sich.
    »Ein Feuer«, sagte er.
    »Die werden es löschen«, sagte sie. »Das tun sie doch immer.«
    Er lächelte im Dunkeln. »Wenn das Feuer hier erloschen ist«, sagte er, »dann, weil es ausgebrannt ist.« Er fand seine Hose, die auf dem Boden lag, zog sich an und kletterte dann auf die Lehne des Sofas, um eine kleine Tür zum Dach aufzudrücken.
    Die Tür hatte außen ein Scharnier und schwang flach auf die Schindeln zurück. Charley legte eine Hand auf jede Seite der Öffnung und zog sich hoch, bis er auf dem Dach saß und seine Beine in den Dachboden baumelten. Der Wind blies ihm die Haare von den Schultern, und er spürte die Hitze des Feuers auf dem Gesicht.
    Es gab zwei Brandherde, einen im anständigen Teil der Stadt und einen in Chinatown. Dann gab es noch kleinere Brände, bis weit hinauf in die Berge. Es würde brennen, bis es sich ausgebrannt hatte. »Was ist das?« fragte sie unter ihm.
    »Das Ende von Deadwood«, antwortete er.
    Er hörte, wie sie sich anzog, und dann spürte er ihre Hände auf seinen Beinen. »Hilf mir hoch.«
    Er beugte sich ins Dunkle hinunter und schob die Hände unter ihre Achseln, dann hob er sie aufs Dach hinaus. Sie sah alt aus im Schein des gelben Lichts.
    Der Brand zog
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