Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Titel: Deadwood - Dexter, P: Deadwood
Autoren: Pete Dexter
Vom Netzwerk:
Träume.«
    »Im Moment kann man deswegen sowieso nichts unternehmen«, sagte sie wieder.
    Und dann, eine Weile später, meinte sie: »Weißt du, wenn man ein Feuer auf eine bestimmte Weise betrachtet, dann ist es richtig hübsch.«
    Er fand den Schwachkopf am Morgen, in den Trümmern seiner Hütte. Die Kleider an seinem Leib und die Haare waren verbrannt, seine Finger und Zehen verstümmelt. Als Charley die Hütte erreichte, waren die Plünderer längst da gewesen und hatten die Flaschen überall verteilt. Sie stießen gegeneinander, als er durch sie hindurchging, klang es wie eine leise Melodie. Der Schwachkopf hatte geglaubt, sie enthielten Geheimnisse. Charley kniete sich neben den Leichnam und legte seine Arme gerade hin. Die Haut fühlte sich nicht an wie Haut, und er hatte Angst, den Schwachkopf hochzuheben, weil er nicht wollte, dass irgendetwas in ihm zerbrach.
    Er konnte es nicht ertragen, ihm die Knochen zu brechen.
    Er ließ sich auf den Boden hinunter und blickte auf die Stadt. Von Chinatown bis zum Gefängnis war alles verschwunden, die Hotels konnte man von den Hütten einzig aufgrund der Größe der Aschehaufen unterscheiden. Der Wind wehte durch die Schlucht herauf und traf auf eine der Flaschen in einem solchen Winkel, dass ein lang gezogener, tiefer Ton erzeugt wurde, der in der Luft schwebte.
    Weiter unten wühlten die Aasgeier in den Trümmern, suchten nach Gold und Uhren und Konserven. Aus den Badlands kamen Schüsse. Zwei Männer rannten die Straße herauf.
    Die Ziegelei von Bullock und Star, die im Süden der Stadt stand, hatte das Feuer verschont, den halben Häuserblock daneben auch. Die Häuser im Westen – Mrs. Langrishe und ihre Nachbarn – waren ebenfalls verschont geblieben.
    Was hatte sie gesagt?
Dem Ort würde die Beständigkeit von Backsteinen gut anstehen?
    Er blieb den größten Teil des Morgens auf dem Berg, bis die ersten Soldaten eintrafen, um die Plünderungen zu unterbinden. Dann stand er auf. Er war so steif, dass er sich kaum bewegen konnte, aber er ging zurück in die Stadt hinunter.
    Er fand die Schaufel eines Feuerwehrmannes ein paar Zentimeter tief im Wasser des Whitewood Creek, nahm sie mit den Berg hinauf und beerdigte den Schwachkopf. Er hob das Loch tief und breit aus, damit genug Platz war für ein paar Flaschen.
    Der Schwachkopf hatte geglaubt, es steckten Geheimnisse darin, und hatte sie Gott schenken wollen.
    Er suchte ein paar der hübschesten aus, dazu welche, auf denen das Feuer Spuren hinterlassen hatte, und dann legte er sie zu ihm ins Loch und schaufelte Erde darüber. Er markierte das Grab mit vier glatten Steinen, die er am Kopfende übereinanderlegte.
    Es gab kein Holz mehr für ein Kreuz, und erst als er den Berg fast schon wieder hinabgestiegen war, fiel ihm auf, dass er den richtigen Namen des Flaschenfreunds gar nicht kannte.

TEIL FÜNF
CHARLEY, PANAMAKANAL
    1912

Malcolm Nash hatte sein geistliches Amt im Jahre 1880 aufgegeben und war kurz bei dem Schriftsteller Ambrose Bierce in Ausbildung gewesen, der jenes Jahr in Deadwood verbrachte, bevor er zu neuen Orten aufbrach, um schließlich in Mexiko zu landen.
    Auch Charley zog es nach Süden, aber er reiste langsamer und weiter, bis nach Panama.
    Der Junge blieb in den Hills und schrieb Berichte für den
Black Hills Pioneer
, später für den
Cheyenne Leader
. Er sammelte seine Geschichten und schickte sie zweimal im Jahr an Charley, in Umschlägen, die im Lauf der Monate, in denen sie unterwegs waren, vergilbten. Irgendwie schien es zu passen, dass der Junge Reporter geworden war.
    Charley kaufte einen Drugstore, und als die Amerikaner kamen und ihren Kanal bauten, verdiente er ein Vermögen. Alles in Panama war ungesund für die Amerikaner, selbst die Sonne. Charley hatte nie die Absicht gehabt, in Panama reich zu werden, aber Geld hatte die Angewohnheit, ihm wie von selbst zuzufließen, als stünde er hügelabwärts. Er hatte den Drugstore nur wegen der Lage gekauft, und um etwas zu tun zu haben.
    Der Laden lag am Rand eines kleinen Fischerdorfes namens Pelican auf der Ostseite der Landenge und überblickte eine Bucht mit demselben Namen. Der Ort war auf einem Felsplateau erbaut worden, dreißig Meter über dem Wasser. Auf der Veranda konnte man die Augen schließen und die Weite des Ozeans spüren und der Welt dahinter.
    Charley war 1883 nach Panama gekommen, und inzwischen wusste er, dass er erblinden würde.
    Der erste Umschlag kam im darauffolgenden Jahr, sechs Monate nachdem er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher