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Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Titel: Deadwood - Dexter, P: Deadwood
Autoren: Pete Dexter
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in der Stadt angepinnt und Haftbefehle erlassen.«
    Charley wartete. Bill zog ein Blatt Papier aus seiner Schärpe und faltete es auf der Theke auseinander. Charley beugte sich darüber und las, während der Junge still danebenstand und alles beobachtete. Die Liste war alphabetisch und die meisten Namen darauf kannte Charley, alles Diebe und Mörder, auf die eine oder andere Art. Der siebenundzwanzigste Name war James Butler »Wild Bill« Hickok.
    »Nun«, meinte Charley, »das ist der Preis des Ruhmes.«
    »Schau mal nach unten, ans Ende«, sagte Bill.
    Charleys Finger glitt ans Ende und wanderte dann nach oben. Der fünfte Name, den er berührte, war sein eigener, allerdings falsch geschrieben. Charles »Colorado Charley« Udder. Euter. Charley hasste es, wenn man seinen Namen so verunstaltete.
    »Was für eine Form von Beleidigung soll das denn sein?« fragte er. »Ich bin ein ehrbarer Geschäftsmann aus Empire, Colorado.«
    Bill nahm den Zettel, faltete ihn und steckte ihn wieder in seine Schärpe. »Keiner der Gesetzeshüter war bis jetzt da, um mich einzubuchten«, erklärte er. »Ich habe ihnen ein paar Tage Zeit gegeben, sich zu entscheiden, ob sie das tun wollen oder nicht.«
    An jenem Abend legte Bill in der Hotelbar die Regeln seines Wagentrecks fest. Er würde höchstens siebzig Wagen mit nach Deadwood nehmen, keine Kranken, keine Brandstifter und keine Huren. Siebzig Wagen waren genug, um vor Indianern sicher zu sein, aber noch weitere und man war nicht mehr sicher vor sich selbst. Bill wollte keine schwarzen Schafe dabeihaben. Die Reise würde zwei Wochen dauern und jeder Mann, jede Frau und jedes Kind mussten eine Waffe tragen und ihm fünfzig Dollar zahlen.
    Nichts davon entmutigte die in der
Republican Bar
versammelten Leute, die ihm applaudierten. Die Black Hills waren der wildeste und reichste Ort der Welt, und keiner der Besoffenen hätte zugegeben, dass es ihm bereits hier im Hotel schon mehr als wild genug war. Inzwischen waren bereits aus Kalifornien, wo das Gold langsam zur Neige ging, Wagen durch die Stadt gekommen, die in Richtung Hills unterwegs waren, und von überallher kamen Siedler. Ohio, Indiana, Illinois, Iowa – seit drei Jahren fielen die Heuschrecken in schwarzen Wolken über die Ernte her, und wenn sie wieder verschwanden, hatten sie alles mitgenommen. Bill hatte es mit eigenen Augen gesehen, als er Agnes Lake nach Hause gebracht hatte, nach St. Louis, damit sie dort auf ihn wartete, bis er wieder bei Kasse war.
    So hatte es Bill Agnes Lake gegenüber natürlich nicht ausgedrückt, aber er war schon eine ganze Weile nicht mehr flüssig. Charley konnte sich gar nicht vorstellen, dass er auch nur ansatzweise mit ihr darüber gesprochen hatte. Zwischen den beiden herrschte Respekt, was nicht dazu einlud, den anderen genauer unter die Lupe zu nehmen.
    Bill, Charley, Malcolm und die Maultiere warteten vier Tage, bis Bill zufrieden feststellte, dass niemand kommen und ihn festnehmen würde, und setzten dann das Abreisedatum fest. Am 27. Juni bei Tagesanbruch.
    Um neun Uhr sah Bill ein, dass keiner von den Jungs aus der
Republican Bar
mehr auftauchen würde. Gekommen waren ein Jude, der einen Eisenwarenladen eröffnen wollte, und zwei Handelsreisende. Vier Wagen, wenn man den von Bill und Charley mitzählte. Bill sammelte von jedem fünfzig Dollar ein und gab das Signal zum Aufbruch. Charley lenkte den Wagen. Bill saß auf seinem Pferd, einem stattlichen alten Wallach namens Peerless, und trank Cocktails.
    Der Junge ritt auf einem der Maultiere.
    Jeder andere hätte an dieser Stelle die Sache noch einmal überdacht. Doch Bill hatte es sich in den Kopf gesetzt, dass in den Hills etwas auf ihn wartete. Charley konnte nicht aus ihm herauskriegen, was genau es war, und nahm an, dass Bill es wahrscheinlich selbst nicht wusste.
    In Fort Laramie, fünf Tagesritte hinter Cheyenne, trafen sie auf einen anderen Treck. Achtundzwanzig Wagen, die meisten voller Huren, chinesische und amerikanische. Es waren die schmutzigsten Huren, die Charley je gesehen hatte. Die Amerikanerinnen unter ihnen trugen Namen wie
Dirty Emma, Tit Bit, Smooth Bones, Sizzling Kate
. Die Chinesinnen hatten kleine Füße. Sie konnten kaum mehr als ein paar Schritte gehen und blieben immer dicht bei ihrem Hurentreiber.
    Bill schloss sich dem Treck an. Nicht mit Begeisterung, aber die Indianer waren eine Tatsache. Als die Mädchen hörten, wer sich zu ihnen gesellt hatte, stellten sie Bill nach, Tag und Nacht. Bill würdigte
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