Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Deadlock

Deadlock

Titel: Deadlock
Autoren: Sara Paretsky
Vom Netzwerk:
war nicht mehr so selbstsicher. Er schlug die Beine übereinander. »Woher wissen Sie das?«, fragte er scharf.
    »Champ hat Mattingly zufällig an Bord gesehen und brachte sein Erstaunen darüber in einem Brief an Pierre Bouchard zum Ausdruck. Da Mattingly nicht an dem Ausflug auf der >Brynulf< teilnahm, konnte mit dem merkwürdigen Aufenthaltsort, wie Champ es nannte, nur der Hafen gemeint sein. Die Sache beschäftigte meinen Vetter so stark, dass er über Bouchard mit Mattingly Kontakt aufnehmen wollte, und das hat er sicher nicht ohne triftigen Grund getan ... Aber was ich wirklich gern wissen möchte: Seit wann arbeitet die Grafalk-Linie mit Verlust?«
    Er stand so heftig auf, dass sein Glas umfiel. »Wer hat Ihnen das gesagt?« »Niels, Sie benehmen sich wie ein wütender Elefant. Lassen eine Spur der Verwüstung hinter sich und meinen, dass es niemand bemerkt. Dass die Grafalk Linie Ihr Ein und Alles ist, war mir bereits bei unserem ersten Treffen aufgegangen. Und im Übrigen war Ihre Verärgerung über Bledsoe völlig absurd. Es ist doch an der Tagesordnung, dass Leute die Firma wechseln oder sich selbstständig machen. Aber Sie haben Bledsoe als persönliches Eigentum betrachtet. Und als er die Firma verließ, war das Verrat.« Grafalk setzte sich wieder hin. Er hob sein Glas auf und füllte es mit etwas unsicherer Hand nach.
    »Nun sind Sie ja verhältnismäßig gerissen, und an Geld fehlt es Ihnen auch nicht! Jedenfalls reicht es für Sie selbst. Aber der Firma ging es finanziell nicht gut, und darum haben Sie sich in Claytons Machenschaften hineinziehen lassen. Bei meinem ersten Besuch im Hafen habe ich miterlebt, wie verzweifelt Ihr neuer Dispatcher auf der Jagd nach Aufträgen war. Aber mit seinen Angeboten war er einfach nicht konkurrenzfähig. Als die >Leif Eriksson< die Kaimauer rammte, fragte Sie Martin Bledsoe, ob Sie auf diese Weise Ihre alten Schiffe loswerden wollten. Ohne darauf einzugehen, begannen Sie mit Ihren Anspielungen auf seine Vergangenheit. Er wurde sehr heftig, und damit war die Aufmerksamkeit von Ihnen abgelenkt. In Wirklichkeit mussten Sie Ihre alten Kähne tatsächlich loswerden. Martin hatte Sie nicht von den Dreihundert-Meter-Schiffen überzeugen können, und nun saßen Sie auf Ihren unrentablen Schaluppen fest.« Mit einer heftigen Geste fegte er die Brandykaraffe vom Tisch. »Ich hätte niemals geglaubt, dass sich die neuen Frachter rentieren würden!«, rief er. »Sie waren zu groß und konnten nicht alle Häfen anlaufen. Ich hielt sie für eine Modeerscheinung.« Er ballte die Fäuste in verhaltenem Zorn. »Doch allmählich gingen die Aufträge zurück, und ich konnte nichts dagegen machen. Aber dieser Martin - der Teufel soll ihn holen! Ich habe ihm sozusagen das Leben gerettet, und als Dank hat er mir diese gottverdammte >Lucella Wiesen vor die Nase gesetzt!« »Warum haben Sie denn damals nicht nachgezogen?«, fragte ich leicht gereizt. »Das konnte ich mir nicht leisten. Die Schifffahrtsgesellschaft war damals schon überschuldet. Niemals hätte ich einen Kredit in dieser Höhe bekommen. Und dann liefen mir Phillips und seine unmögliche Frau über den Weg, und ich sah eine Chance, wenigstens ein paar Aufträge zu ergattern. Aber leider fing letzten Herbst Ihr verdammter Vetter mit seiner Schnüffelei an. Mir war klar, dass wir alle einpacken konnten, wenn er unser Spiel durchschaute. Deshalb habe ich Paige auf ihn angesetzt.«
    »Den Teil der Geschichte kenne ich bereits. Ersparen Sie mir eine Neuauflage ... Was hat Sie eigentlich veranlasst, die >Lucella< in die Luft zu jagen?«
    »Als Martin den Witz über die >Eriksson< machte. Ob sie absichtlich gegen die Kaimauer gesteuert worden sei. Zunächst wünschte ich, ich könnte meine gesamte Flotte hochgehen lassen und die Versicherungssummen kassieren. Doch dann hatte ich die viel bessere Idee: die >Lucella< außer Gefecht zu setzen und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass die oberen Seen von den großen Schiffen nicht mehr befahren werden können. Natürlich wird die Poe-Schleuse nicht für immer und ewig geschlossen sein. Aber ich habe drei meiner lausigen Kähne dort oben in der Whitefish Bay liegen, die werden in den nächsten zwölf Monaten ständig zwischen Thunder Bay und Duluth hin- und hertrudeln. Ich kann sie während des Winters nicht einmal eindocken, weil in den Docks nicht ausreichend Platz ist.«
    Er lachte hysterisch. »Ich kann mich in diesem Sommer vor Aufträgen nicht retten. Bis zum Frühjahr dürfte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher