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Deadlock

Deadlock

Titel: Deadlock
Autoren: Sara Paretsky
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Wagen auf dem Kai gesehen.« »Guten Abend, Mister Grafalk.« Kein großartiger Auftritt, aber immerhin blieb meine Stimme fest. Ich gratulierte mir.
    »Sie sind sehr clever, junge Frau. Und auch gut informiert. Ich brauche Sie also nicht darauf hinzuweisen, dass Sie sich des Hausfriedensbruchs schuldig gemacht haben. Die Nacht ist genau richtig für einen Segeltörn, doch ich finde, hier unten lässt sich's besser reden. Sandy schafft das oben einstweilen allein.« Mit stahlhartem Griff packte er mich am Arm und schob mich zurück in den Aufenthaltsraum. Mit der freien Hand knipste er das Licht wieder an. »Bitte nehmen Sie doch Platz, Miss Warshawski. Wissen Sie, Ihnen gehört meine uneingeschränkte Bewunderung. Sie sind nicht nur einfallsreich, sondern verfügen auch über einen gesunden Überlebensinstinkt. Normalerweise hätten Sie schon längst das Zeitliche gesegnet. Und von der Rekonstruktion der Ereignisse, die Sie Paige gegeben haben, war ich zutiefst beeindruckt.« Er trug Abendkleidung. Verdammt gut sah er aus. In seinen Zügen lag ein Ausdruck unterdrückter Erregung, der ihn jünger erscheinen ließ. Als er meinen Arm freigab, ließ ich mich auf einen der lederbezogenen hochlehnigen Stühle am Kartentisch fallen. »Herzlichen Dank, Mister Grafalk. Ich werde Sie als Referenz angeben, falls ich für meinen nächsten Klienten eine brauche.«
    Er setzte sich mir gegenüber. »Tja, leider werden Ihre Klienten bald auf Ihre Dienste verzichten müssen, Miss Warshawski. Ein Jammer, denn an Intelligenz und Geschick fehlt es Ihnen wirklich nicht. Übrigens, für wen arbeiten Sie eigentlich? Doch nicht etwa für Martin?« »Für meinen Vetter«, erwiderte ich beherrscht.
    »Was für ein Unsinn! Der Racheengel des toten Champ. Paige sagt, Sie glauben nicht daran, dass er durch einen Unfall unter die >Bertha Krupnik< geraten ist.« »Meine Eltern haben mir in frühester Kindheit den Glauben an den Weihnachtsmann abgewöhnt. Und Paige kam mir bisher auch nicht übermäßig naiv vor. Es widerstrebt ihr höchstens, Tatsachen ins Gesicht zu sehen, die ihr bequemes Leben beeinträchtigen könnten.«
    Grafalk grinste. Er öffnete das Barfach und ergriff eine Karaffe. »Armagnac, Vic? Es stört Sie doch nicht, wenn ich Sie Vic nenne? Warshawski finde ich auf die Dauer einfach lästig - und wir haben ein längeres Gespräch vor uns ... Sie sollten über Paige nicht zu hart urteilen, meine Liebe. Sie ist ein ganz außergewöhnlicher Mensch, auch wenn sie sehr am Besitz hängt. Das hat mit Kindheitserlebnissen zu tun. Das Schicksal ihres Vaters ist Ihnen doch bekannt, nicht wahr?« »Eine herzergreifende Geschichte«, bemerkte ich trocken. »Erstaunlich, dass seine Töchter das überlebt haben.«
    Er lächelte wieder. »Armut ist ein relativer Begriff. Auf jeden Fall möchte Paige ihren gegenwärtigen Lebensstandard nicht dadurch aufs Spiel setzen, dass sie sich wegen irgendetwas Sorgen machen müsste, das ihr ... gefährlich werden könnte.«
    »Und wie denkt Mrs Grafalk darüber?«
    »Sie meinen, über die Sache mit Paige? Claire ist eine bewundernswerte Frau. Seit unsere beiden Kinder ihre Schulausbildung beendet haben, widmet sie sich den verschiedensten karitativen Unternehmungen, denen die Firma Grafalk finanziell unter die Arme greift - und nicht zu knapp. Diese Ambitionen fressen sie förmlich auf, und sie ist ganz zufrieden damit, dass ich meine Zeit in anderer Gesellschaft verbringe. Davon abgesehen hat sie sich leider nie besonders für die Grafalk-Linie interessiert.
    »Während Paige die Geschäfte mit atemloser Aufmerksamkeit verfolgt? Kann ich mir kaum vorstellen.«
    »Möchten Sie den Armagnac nicht doch mal probieren? Er schmeckt wirklich ausgezeichnet.«
    »Ich glaube es Ihnen aufs Wort.« Meine Magennerven warnten mich vor jeglichem Alkoholgenuss.
    Grafalk schenkte sich nach. »Paige ist in einer Lage, die sie zwingt, meine Interessen zu ihren eigenen zu machen. Es stört mich nicht, dass ich mir ihre Sympathie erkauft habe - ob bezahlt oder freiwillig, es ist immer wieder hübsch. Vermutlich bedeutet mir sowieso die Schifffahrtslinie mehr als alles andere auf der Welt.«
    »So viel, dass Sie Phillips und Mattingly umbrachten, Phillips dazu anstifteten, meinen Vetter ins Wasser zu stoßen, und die >Lucella< in die Luft sprengten? Ach, Henry Kelvin habe ich vergessen - den Nachtportier in Champs Haus.« Grafalk streckte die Beine und schwenkte den Brandy in seinem Glas. »Genau genommen hat Sandy den
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