Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dead End: Thriller (German Edition)

Dead End: Thriller (German Edition)

Titel: Dead End: Thriller (German Edition)
Autoren: Sharon Bolton
Vom Netzwerk:
Gehirn fühlte sich an wie eine Maschine, die dringend gründlich überholt werden muss. Er konnte das alles nicht schnell genug aufnehmen.
    » DC Flint und Dr. Oliver könnten zusammen sein«, fuhr George fort. »Sich irgendwo verstecken.«
    »Lacey ist bei Bell«, sagte Joesbury. »Wir müssen in dieses Farmhaus rein. Wo ist Ihr Handy?«
    »Im Handschuhfach, wenn’s unbedingt sein muss, Sir. Aber bei allem Respekt, wenn sie da drin ist und wir da übereilt reinpreschen, dann könnten wir sie noch mehr gefährden. DCI Phillips hat Geiselnahmeexperten angefordert.«
    Detective Constable Richards von der Cambridgeshire Constabulary saß in seinem Zivilfahrzeug vor Evis Haus. Er war seit vierzig Minuten vor Ort, als das Röhren eines Motorrades ihn aus einem Tagtraum von einem noch nicht lange zurückliegenden Skiurlaub, einem Zimmermädchen aus Blackburn und einem Jacuzzi im Schnee auffahren ließ. Die große Maschine hielt hinter seinem Auto, und er sah im Rückspiegel, wie der Fahrer den Scheinwerfer ausschaltete, abstieg und den Gartenpfad hinaufmarschierte. Er hämmerte bereits an die Haustür, ehe Richards auch nur aus dem Auto gestiegen war.

79
    Es gibt Momente, wo einem Aufwachen wie das Allerschwerste vorkommt, was jemand je von einem verlangen könnte. Vielleicht der erste Morgen, nachdem das eigene Kind ums Leben gekommen ist. Oder nachdem der Mann, den man vergöttert, einen verlassen hat. Man würde alles geben, ganz bestimmt das ganze restliche Leben, um tief in der Dunkelheit des Nichtwissens zu bleiben.
    Aber das passiert nie, nicht wahr? Man wacht auf, und die Welt ist noch da. Man selbst ist noch da. Doch der Tod hat Wurzeln in einem geschlagen, und man weiß, dass er wachsen wird, wie ein Krebsgeschwür mit einer Stimme, von jetzt an, bis er einen eines Tages ganz und gar verzehrt.
    Ich holte tief Luft, nur um zu sehen, ob das noch ging. Ich hatte Schmerzen; sie waren ziemlich grob gewesen, aber allzu schlimm war es nicht. Durch die Wimpern hindurch konnte ich die Umrisse meines Zimmers im College erkennen. Es war hell. Mir war heiß, und ich war nass und klebrig, und das war bestimmt Schweiß. Die Wirkung der Drogen, die sie mir verabreicht hatten, war abgeklungen, und jetzt durchflutete absolute Klarheit meinen Kopf wie silbernes Licht.
    Ich konnte nicht im St. John’s College sein, ich wusste zu viel. Sie konnten es nicht riskieren, mich zurückzuschicken. Ich war noch immer in Gebäude 33, in dem Raum, den sie als Kopie meines Wohnheimzimmers nachgebaut hatten, und von dort würde ich auch nicht entkommen. Ich würde nicht am Leben bleiben, um irgendjemandem zu sagen, was sie mit mir gemacht hatten. Irgendwann in den nächsten Stunden würden sie mich umbringen, und ich würde niemals jemandem von der Stunde erzählen, die ich im Wald hinter diesem Gebäude verbracht hatte. Wenn ich Glück hatte, würde ich keine Zeit haben, das alles in meinem Kopf noch einmal zu durchleben.
    Ich öffnete die Augen, sah die weiß getünchte Decke. Die Decke meines Zimmers im College war gespachtelt gewesen. Vielleicht würden sie mich ja einen Brief schreiben lassen, solange der wie ein richtiger Selbstmord-Abschiedsbrief aussah. Ich könnte das tun, was ich niemals für möglich gehalten hatte. Ich könnte Joesbury wissen lassen, wie viel er mir bedeutete. Lieber Mark, würde ich schreiben, und der Name würde sich so unvertraut anfühlen, so losgelöst von dem Mann in meinem Kopf. Lieber Mark, und dann würde ich es wahrscheinlich dabei bewenden lassen, denn was ich für diesen Mann empfand, konnte ich niemals in Worte fassen, und es würde reichen müssen, dass der allerletzte Gedanke in meinem Kopf ihm gegolten hatte.
    Im Zimmer wurde es kälter, und der Schweiß auf meinem Körper kühlte ab und fing an zu jucken. Instinktiv wanderte meine Hand zu meinem Bauch hinab. Ich berührte etwas Festes, glitschig und nass. Gleich darauf saß ich aufrecht da und starrte die Masse aus blutigem Fleisch in meinen Händen an. Mein ganzer Körper war voller Blut; kaum konnte ich die Haut sehen. Und um mich herum, um das ganze Bett, waren Organe verstreut. Gedärme, Gewebefetzen, ein Herz, sogar etwas, das wie eine Lunge aussah. Sie hatten mir den Leib aufgeschlitzt, mir die Eingeweide herausgerissen und mich liegen lassen, lebendig, damit ich sehen konnte, was sie getan hatten.
    Ich schlug hart auf dem Boden auf, und er war kalt unter mir. Ein schriller Klagelaut erfüllte das Zimmer; das konnte nur ich sein, doch das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher