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Davina

Titel: Davina
Autoren: Anthony Evelyn
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genau wußte, daß sie die Tasche immer bei sich hatte und ich den Ausweis jederzeit wieder herausholen konnte. Wie, zum Teufel, konnte ich ahnen, daß sie die Tasche an einem Ort liegenlassen würde, wohin ich ihr nicht folgen konnte? Auf der Toilette! Irgend jemand hat sie gestohlen und über Bord geworfen, nachdem er das Geld herausgenommen hatte. Es war einfach ein verdammtes Pech, weiter nichts.« Er stand auf und ging ruhelos in der Kajüte auf und ab. »Natürlich können Sie mir die Schuld in die Schuhe schieben«, sagte er. »Aber wie steht es denn mit Ihrem eigenen, blöden Fernmeldesystem? Ich habe meine Meldungen durchgegeben und keine Antwort bekommen. Erst nach vierzehn Stunden hat Moskau reagiert! Wie denkt denn General Kaledin darüber?«
    »Schreien Sie mich nicht so an«, fuhr Tatitschew ihn an. »Reißen Sie sich zusammen und hören Sie mir zu. General Kaledin gibt Ihnen noch eine Chance; er erkennt an, daß wir versagt haben. Aber Sie werden nur unter einer einzigen Bedingung zurückgehen. Wenn Sie sich nicht an die Abmachung halten, wird er Ihnen kein zweites Mal verzeihen.«
    Harrington starrte ihn an und setzte sich dann. Er rieb sich die Bartstoppeln mit dem Handrücken. Er wollte etwas sagen, aber besann sich dann eines Besseren. »Unter welcher Bedingung?« fragte er.
    »Sie rühren keinen Tropfen Alkohol mehr an«, erklärte Tatitschew. »Sie haben im Laufe der Jahre gute Arbeit für uns geleistet. Sie haben auch diesmal, unter den gegebenen Umständen, versucht, das Beste aus der Situation zu machen. Deshalb gibt Ihnen der General diese Chance, sich erneut zu bewähren. General Wolkow trägt die Verantwortung für den Ausfall der Nachrichtenverbindungen. Jetzt, wo er tot ist, müssen wir retten, was noch zu retten ist.«
    »Herzschlag!« murmelte Harrington. »Genau im entscheidenden Augenblick. Zu meinem Glück …« Er zog an den Überresten seiner Zigarette und schleuderte sie dann in den Spucknapf, der neben dem Tisch des Kapitäns stand.
    »So, wie die Dinge jetzt stehen«, wiederholte der Major, »können wir den Fall Sasonow immer noch zu einem erfolgreichen Abschluß bringen. Sie können zurückgehen, weil Ihre Tarnung nicht gefährdet ist. Und Sie können uns zu ihm hinführen. Beim zweiten Mal wird es bestimmt keinen Irrtum geben … Im Gegenteil«, fuhr er fort, »Ihre Stellung beim britischen Geheimdienst wird sogar noch gefestigter sein. Bei Ihrer Rückkehr werden Sie viele Pluspunkte auf Ihrer Seite haben. Sie wurden Verhören unterzogen: Sie sind bei Ihrer Geschichte geblieben. Ihre Kollegin brach zusammen und hat sie beide kompromittiert. Sie haben uns überzeugt, daß es keinen Sinn habe, Sie beide festzuhalten, denn die anderen sind entkommen, und Ihr Geheimdienst würde einfach zurückschlagen, indem er die Flucht von Sasonows Tochter und einem Dozenten der Moskauer Universität veröffentlicht und allerlei über die Not so genannter Regimegegner in die Welt hinausposaunt. Wir haben nichts zu gewinnen, wenn wir Sie und die Frau festhalten, höchstens einen Gesichtsverlust. Das ergibt eine absolut überzeugende Darstellung, der Generaldirektor hat die Einzelheiten persönlich ausgearbeitet. Wir werden dafür sorgen, daß Bestätigungsmeldungen über andere Kanäle in den Besitz Ihres Dienstes gelangen.
    Wir werden eine völlige Nachrichtensperre über Sie und die Frau verhängen und Sie beide nach London zurücktransportieren. Das wird für unsere Gegner einen bedeutenden geheimdienstlichen Erfolg darstellen. Wir werden sie ruhig in dem Glauben lassen, solange Sie dort wieder tätig sind. Sie werden Sasonow für uns aufspüren. Wir werden ihn beseitigen. Und ihr einziger Erfolg wird darin bestehen, daß sie zwei weitere Russen verstecken und auf ihre Kosten unterhalten müssen. Wenn das geschehen ist, Danton, holen wir Sie in die Sowjetunion zurück, damit Sie die Anerkennung erhalten, die Sie verdienen. Eine zusätzliche halbe Million Rubel wird Ihrem Schweizer Konto gutgeschrieben. Mit dem Geld können Sie hier ein sehr bequemes Leben führen.«
    »Das klingt ganz schön«, sagte Harrington ungerührt. »Etwas zu schön. Die Leute in London sind, wie Sie wissen, keine Idioten. Mir wäre wohler zumute, wenn Sie sie hier behielten. Ich habe irgendeine Ahnung, daß sie weiß, auf welche Weise die beiden entkommen sind …«
    »Sie liegt jetzt auf der Krankenstation«, sagte Tatitschew. »Sobald sie erst einmal in dem Flugzeug sitzt, wird sie Ihnen alles glauben, was Sie
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