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Davidson, Mary Janice - Traummann an der Angel

Davidson, Mary Janice - Traummann an der Angel

Titel: Davidson, Mary Janice - Traummann an der Angel
Autoren: Mary Janice Davidson
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Fred sich durch einen der Angestellteneingänge zurück zum Main One, stieg die Treppe hoch zur obersten Ebene, zog sich aus, nahm eine Portion Stint und tauchte ins Wasser. So natürlich wie Atmen und ohne dass sie es bewusst wahrnahm, wandelten sich ihre Beine in einen Schwanz.
    In ihrer Gestalt als Meerjungfrau war es viel einfacher für sie, die Fische und ihre Nörgeleien zu hören.
    Ein Barrakuda schwamm vorbei. Mehr Fisch mehr Fisch Mädchen mit Fisch mehr Fisch.
    Ich bin ja da, schon gut.
    Eine Seeschildkröte glitt über ihren Kopf hinweg. Dröhnen mehr Dröhnen von draußen Dröhnen.
    Das könnte dir so passen. Ich spiele keine Pet Shop Boys mehr für euch. Das war’s. Wie es oft passierte, wenn Meeresbewohner lange zusammen auf beengten Raum lebten, griffen die Fische, Schildkröten, Meeraale und alle anderen im Becken nun auf die Schwarmintelligenz zurück. Der Lärm war ohrenbetäubend. Nicht fressen nicht fressen NICHT FRESSEN! Ihr werdet schon noch fressen.
    NICHT FRESSEN NICHT FRESSEN NICHT FRESSEN! Seid ruhig! Glaubt ihr, ich habe nichts Besseres zu tun, als um Mitternacht hierherzukommen und mich erpressen zu lassen? Ihr werdet schön das fressen, was ich euch gebe, und was für Musik ich spiele, kann euch egal sein. Hier drinnen könnt ihr das sowieso kaum hören. Mit Ausnahme des Barrakudas und eines einzelnen Hais ignorierte der Rest der Beckenbewohner den Fisch, den sie anbot. Und die beiden Streikbrecher wurden so laut niedergeschrien, dass sie hinter einen Stein schwammen, um dort gemeinsam zu schmollen.
    Fred wusste, dass der Hungerstreik Ärger bedeutete. Wenn sie nicht aßen, würden die größeren Fische bald nicht mehr anders können und sich über die Meerengel, Mondfische und die anderen kleineren Arten, die zusammen mit ihnen in dem Wassertank eingesperrt waren, hermachen. Dann würde es Untersuchungen geben. Und Fred würde großen Ärger mit Dr. Barb bekommen.
    Sie musste zugeben, dass sie die Entschlossenheit bewunderte, mit der sie auf ihren Prinzipien bestanden. Gerade die kleineren Fische hatten am meisten zu verlieren. Aber den Hunderten von kleinen beflossten Gandhis in glitzernden Schwärmen war ihre Würde (oder wenigstens ihr Musikgeschmack) wichtiger als ihr Leben.
    Schwachköpfe.
    Ganz zu schweigen von dem größeren Problem: Sie hasste die Pet Shop Boys.
    Jede Band, die sich mehr auf ein Mischpult als auf tatsächliches Talent verließ, war keine Band. Und wer hatte hier überhaupt das Sagen?
    Ein Jungfernfisch schwänzelte vorbei. Dröhnen mehr Dröhnen von draußen mehr Dröhnen.
    Oh nein! Meinetwegen könnt ihr verhungern! Sie leerte den letzten Rest Stint ins Wasser, hievte sich auf den Beckenrand hoch, schüttelte ihren Schwanz und fluchte leise.
    „Sie haben aber diese Woche ganz schön viel Futter übrig“, sagte Dr. Barb.
    „Die Fische haben anscheinend keinen Hunger“, log Fred.
    „Genau, und das ist ja nicht Dr. Bimms Schuld, oder?“, zwitscherte Madison, die gerade mit großer Sorgfalt Lipgloss auf ihren Mund tupfte. „Sie kann sie ja nicht …, na ja, zwingen zu essen, oder?“
    „Ähh. Das heißt … ääähh.“
    Fred musste beinahe lachen, als sie zusah, wie sich Dr. Barb wand. Sie hatte munkeln hören, dass Madisons Familie Nachkommen der Passagiere der Mayflower waren (die allerersten Touristen und später die allerersten illegalen Immigranten), das halbe Hafenviertel besaßen und der Überzeugung waren, dass ihr kleines Mädchen genau dort ein Praktikum machten sollte, wo sie wollte und so lange sie wollte. Und da das NEA auf private Spenden angewiesen war … „Danke, Madison. Dr. Bimm, was sagt der Wasserstandsanzeiger?“
    „Perfekt.“ Fred versuchte, nicht beleidigt zu klingen.
    „Vielleicht mögen sie den neuen Kollegen nicht“, witzelte Thomas. Er warf Madison einen schnellen Blick zu. „Oder die Kollegin.“
    Dr. Barb sah ihn über den Rand ihrer Lesebrille hinweg an. „Sehr lustig, Dr. Pearson. Ich bin beunruhigt. Falls einer der Besucher mit ansehen muss, wie ein Hai ein paar Meerengel verschlingt …“
    „… gibt es möglicherweise eine Massenpanik?“, vermutete Thomas.
    „Das war ja echt krass eklig!“
    „Die Besucher wollen kein Blut sehen“, sagte Fred düster.
    „Wollen wohl nicht sehen, wie grausam die Natur ist, was?“
    „Ganz recht“, sagte Dr. Barb und reichte Fred ihr Klemmbrett zurück.
    „Behalten Sie das im Auge, Dr. Bimm. Wenn sich in den nächsten Tagen nichts tut, lassen Sie es mich
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