Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Davide

Davide

Titel: Davide
Autoren: Laura-Marí D'Angelo
Vom Netzwerk:
über Nacht, aber wenn ich morgens
aufwache, finde ich sie oft im Gästezimmer!“
    „Daran
wirst du dich gewöhnen müssen. Sie ist eine Frau, die auf jeden Fall getrennte
Schlafzimmer braucht. Denk daran, wenn dir eure Beziehung wichtig ist: je mehr
Freiheit du ihr gibst, umso weniger davon verlangt sie von dir. Wenn du aber
versuchst, sie an die Leine zu legen, wird sie eher bis ans Ende der Welt
flüchten, als bei dir zu bleiben.“
    „Warum
ist sie so? Was hat sie erlebt? Was hat sie geprägt?“
    „Fragst
du die Nacht, warum sie dunkel ist? Oder das Wasser, warum es bergab fließt?
Ich kenne sie nur so, sie ist vom ersten Tag an so gewesen. Ich glaube, sie ist
einfach nur so frei und ungebunden aufgewachsen, dass sie sich nicht einsperren
lassen will. Du weißt doch, dass ihre Eltern einen Bauernhof irgendwo weit
draußen im Grünen haben?“
    Davide
nickte. Dann forderte Pavone ihn auf, weiterzuerzählen. So berichtete er von
seiner Suche nach ihr, davon, dass er sie am Wochenende darauf in sein
Ferienhaus gebracht hatte, von ihrem Streit nach der Strandparty und dass
bereits da ganz am Anfang ihre gerade erst beginnende Beziehung fast schon
wieder am Ende gewesen war.
    „Wer
hat schließlich nachgegeben?“
    „Ich.
Sie hätte das durchgezogen, aber nachdem ich beinahe schon aufgegeben hatte,
ist sie mir doch noch entgegengekommen!“
    Pavone
hob beeindruckt die Brauen.
    „Sieht
ihr gar nicht ähnlich! Sie muss irgendetwas an dir unwiderstehlich finden. Wenn
ich dir sage, dass sie noch nie in ihrem Leben von einem Mann verlassen wurde,
sondern immer diejenige war, die ging, dann weißt du schon einiges über sie.
Und sie hat außerdem nie einen Mann wegen eines anderen verlassen, sondern ist
danach immer erst eine Zeitlang Single geblieben. Sie hat keine Angst davor,
allein zu sein, so wie viele andere Frauen, die ich kenne, ganz im Gegenteil.
Sie sagte oft, sie sei lieber alleine als in schlechter Gesellschaft. – Also,
was noch?“
    „Es
reicht, sei damit zufrieden, okay?“
    „Du
weißt eigentlich gar nichts von ihr, ist dir das klar?“
    „Ich
finde, ich weiß schon eine ganze Menge von ihr!“
    „Na,
wenn du dich da mal nicht täuschst! Wo wohnt sie eigentlich?“
    Davide
beschrieb kurz die Gegend und ihre kleine Wohnung.
    „Gekauft
oder gemietet?“
    „Ich
glaube gekauft. Hab sie nicht gefragt. Interessiert mich auch nicht, ich will
sowieso nicht, dass sie dort bleibt!“
    „Ah
– willst du nicht?“, Pavone betonte das ‚du’ auf eine sehr provokative
Weise. „Schon gefragt, was sie will?“
    „Kommt
noch. Heute Nachmittag reden wir darüber.“
    „Dann
mal viel Glück! Übrigens, hast du dich eigentlich nie gewundert, warum sie
nichts hat außer dieser kleinen Wohnung? Bei all dem Geld, das sie schon
verdient haben muss?“
    Davide
gab keine Antwort darauf. Das hatte er sich tatsächlich schon gefragt!
    „Sagt
dir der Name ‚Kiki’ was?“
    „Nein.
Wer soll das sein?“
    „Ihre
Freundin Chiara. Die Drogenabhängige.“
    „Sie
hat sie mal erwähnt.“ Er stockte. Ein siedendheißer Verdacht jagte ihm
plötzlich Wellen von Adrenalin durch sämtliche Adern. „Sie auch? Nein, das kann
nicht sein! Das hätte ich gemerkt!“ Sein Mund war schlagartig wie ausgedörrt.
    „Ach
was, nichts hättest du gemerkt! Du bist ein Hornochse, Davide, das habe ich
nicht gemeint! Emma ist doch nicht süchtig! Sie raucht ja nicht mal!“,
ungehalten fuchtelte Pavone mit den Händen durch die Luft. „Davon rede ich
nicht! Hat sie dir erzählt, dass sie es war, die Kiki den Entzug ermöglicht
hat? Und die Reha? Dass sie ihr sehr viel Geld für Medikamente geliehen hat,
das sie wahrscheinlich so schnell nicht mehr zurückbekommen wird und dass das arme
Mädchen vielleicht überhaupt nur deshalb noch am Leben ist?“
    „Nein.
Aber woher weißt du das, wenn du Emma angeblich seit Jahren nicht mehr gesehen
hast?“
    „Ich
habe noch Kontakt zu Kikis Eltern. Die halten mich auf dem Laufenden, weil man
von Emma selber ja nichts dergleichen erfährt. Und lass mich weiter raten: sie
hat bestimmt auch vergessen zu erwähnen, dass der Bauernhof ihrer Eltern nur
deshalb noch existiert, weil sie das meiste ihrer Honorare in das Anwesen
gesteckt hat, oder? Dass der Hof von ihrem Geld renoviert wurde?“
    Davide
schüttelte den Kopf und wurde immer stiller. Er starrte seinen Gesprächspartner
an, als käme der von einem anderen Stern. Emma hatte ihm das alles verschwiegen
und auch ihre Eltern hatten keine Silbe
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher