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Davide

Davide

Titel: Davide
Autoren: Laura-Marí D'Angelo
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missbilligendes Kopfschütteln. „Ja, aber siehst
du denn nicht, was das Problem ist, Davide? Dass es ihr wahrscheinlich genau darum geht?“
    „Um
was?“ Gandolfo fuhr sich unwirsch durchs Haar. Die Zeit brannte ihm auf den
Nägeln, doch gerade jetzt schien sich das Gespräch erst so richtig dahin zu
entwickeln, wo es für ihn hilfreich sein konnte.
    „Du
kannst Emma weder bezahlen noch ihr Geborgenheit kaufen, du musst sie ihr schenken !
Sie muss sich bei dir wohlfühlen , nicht gut dotiert. Du bist doch immer
noch ein Mensch, zum Donnerwetter, Gandolfo, kein Wirtschaftsunternehmen, also
behandle sie wie eine Frau und nicht wie ein Produkt, egal wie wertvoll es sein
mag! Kannst du das denn wirklich nicht mehr?“
    Davide
starrte betreten vor sich hin. Mit einem letzten Rest an Galgenhumor raffte er
sich zu einer ehrlichen Antwort auf.
    „Was
heißt hier ‚nicht mehr’? Ich fürchte, das konnte ich noch nie!“
     
    Ab
dem Moment, als er sich von Pavone verabschiedete und das Lokal verließ, begann
Gandolfos Leben aus den Fugen zu geraten.
    Es
fing damit an, dass er zu gedankenverloren war, um noch konzentriert genug Auto
zu fahren und seinen fast nagelneuen roten Sportwagen beim Ausparken mit einer
hässlichen Schramme versah und auch den hinter ihm geparkten Wagen stark beschädigte.
    Es
blieb ihm nichts anders übrig, als auf das Eintreffen der Polizei zu warten,
wenn er nicht eine Anzeige wegen Fahrerflucht riskieren wollte. Das kostete
Zeit.
    Es
ging deshalb damit weiter, dass er seine beiden folgenden Termine nicht mehr wahrnehmen
konnte und sie auf die Zeit nach den bevorstehenden Sommerferien verschieben
musste. Er hasste das, das brachte ihm den kompletten Zeitplan für mehrere
Projekte durcheinander.
    Als
er schließlich frustriert und wütend am späten Nachmittag in seinem Büro ankam,
erwartete ihn nicht, wie erhofft, eine inzwischen wieder besänftige,
verständnisvolle Emma, sondern ein vollkommen ratloser, hektischer Assistent,
der unruhig zwischen den verschiedenen Büros hin und herlief und mit sich
anbahnender Verzweiflung auf ihn wartete.
    „Gut,
dass du endlich kommst!“, empfing ihn Antonio.
    Sein
Anblick – ein panischer Ausdruck in den Augen, zerzauste Haare, der oberste
Knopf an seinem Hemd stand offen und die Krawatte war gelockert, was er sich
nie, nicht einmal bei der größten Augusthitze, gestattete – alarmierte Davide schlagartig.
Er warf sein Sakko über einen Besprechungsstuhl und ließ sich selber in einen
der Besuchersessel fallen. Seine Frustration stieg und er konnte noch nicht
einmal konkret sagen, was er nun alles an schlechten Neuigkeiten erwartete.
Hatte einer seiner wichtigsten Abteilungsleiter gekündigt? Oder hatte
Paltrinieri die Zusammenarbeit nun doch abgesagt? War die Börse gecrasht oder
hatten seine Aufsichtsräte mal wieder quer geschossen?
    Er
stöhnte innerlich auf.
    „Was
ist hier los?“, seine Stimme klang gereizt, „wie siehst du aus und wo ist Emma?
Warum ist sie noch nicht hier? Was ist passiert, verdammt ?“
    „Ich
bin zugegebenermaßen ziemlich verwirrt“, gestand Antonio, der versuchte, sich
wieder etwas zu beruhigen. Er spürte, dass die Situation irgendwie auf einen
Abgrund zuschlingerte. „Ich habe in Emmas Abteilung angerufen, aber …“
    „Also
geht es hier um Emma?“ versuchte Davide zu präzisieren. „Nichts sonst? Keine
wirtschaftlichen Katastrophen?“
    „Nichts
sonst, nur Emma!“, erstaunt sah Antonio auf. Das was er Davide nun zu sagen
hatte, fiel wahrscheinlich trotzdem irgendwie in die Rubrik ‚Katastrophen’.
    Und
dann schilderte er Gandolfo in kurzen, aber prägnanten Worten, was er in der
Zwischenzeit erfahren hatte.
    Er
hatte Emmas direktem Vorgesetzten mitgeteilt, dass er Emma für den Nachmittag
zu einem Gespräch in seinem Büro erwarte. Die Stimme, die ihm geantwortet hatte,
war eine andere gewesen als die, die er von den Übernahmevorbereitungen her
kannte. Sie klang jünger.
    Der
Angerufene hatte sich offenkundig vom Telefon abgewandt und die Hand vor den
Hörer gehalten, allerdings so nachlässig, dass Antonio jedes Wort verstehen konnte.
    „He,
schick doch mal einer die Santini zum Alten rüber … nein, sein Assi
ist dran … lässt vielleicht den Rest auch schon von ihm erledigen –
oder sie teilen sie sich auch, wer weiß!“ Eine Pause folgte. Dann sprach er wieder
ins Telefon, höflich und sachlich, aber dennoch unverkennbar flapsig. „Sie ist
leider nicht mehr da, sie ist schon gegangen für
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