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Davide

Davide

Titel: Davide
Autoren: Laura-Marí D'Angelo
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werden und die Mädchen
wussten das bereits. Jede von ihnen saß auf dem Schleuderstuhl, und diese eine
war dem Boss eben bei der Show vorhin besonders aufgefallen. Ob das zu ihrem
Vor- oder Nachteil war, würde sich nun also in Kürze herausstellen.
    Davide
Gandolfo wurde nun langsam ungeduldig, das Warten und Diskutieren nervte ihn, schließlich
hatte er noch Pläne für diese Nacht! Und er war es gewohnt, Anweisungen zu geben,
die fraglos befolgt wurden. Eine Abfuhr war etwas, das er seit langem nicht
mehr hingenommen hatte.
    „Nun
mach schon, ich will hier nicht die ganze Nacht herumstehen! Wo ist denn nun
ihre Garderobe? Und was sagtest du, wie sie heißt?“
    „Santini.
Emma Santini.“
    Antonio
ging seufzend voraus hinter die provisorische Bühne, die eigens für diesen
Abend im großen Saal aufgebaut worden war, und um ein paar Ecken, bis er
schließlich vor einer Türe stehen blieb und klopfte.
    „Signorina
Santini? Emma? Wir kommen jetzt rein!“
    „Ich
sagte doch schon – Nein !“, ertönte es von drinnen. Die Stimme klang ausgesprochen
gereizt.
    Antonio
öffnete die Türe trotzdem und die beiden Männer traten ein. Davide hielt sich
mit Absicht im Schatten seines Assistenten. Er war neugierig auf ihre Reaktion.
    „Verdammt
noch mal!“
    Die
beiden ernteten einen eisigen Blick, den sie ihnen über den Spiegel
zuschleuderte. Die anderen Mädchen waren offensichtlich alle schon weg, denn
sie war alleine in der improvisierten Garderobe und gerade dabei, sich
abzuschminken. Ein Auge war noch bemalt, das andere bearbeitete sie soeben mit
einem Wattepad. Sie sah grotesk aus, aber das schien sie nicht im Mindesten zu
stören.
    „Signorina,
Sie sollten sich Ihre Antwort vielleicht noch einmal überlegen!“
    „Ich
hab doch vorhin schon gesagt – nein! Ich gehe mit niemandem aus, hab ich noch
nie gemacht, nach keiner Show, und ich werde bestimmt heute nicht damit
anfangen! Kann man sich denn jetzt nicht mal mehr in Ruhe abschminken? Wollt
ihr mir nachher etwa auch noch beim Pinkeln zusehen?!“
    Sie
war direkt, das musste man ihr lassen!
    „Vielleicht
sollten Sie heute eine Ausnahme machen, schließlich steht Ihr Job auf dem
Spiel“, Antonio sah sich genötigt, ein schwereres Geschütz aufzufahren, noch
dazu, wo ihm sein Brötchengeber nicht nur sprichwörtlich im Nacken saß, sondern
tatsächlich nur einen Schritt hinter ihm stand.
    Sie
drehte sich halb um.
    „Dann
sag dem neuen Boss eben Folgendes: ich gehe nur mit Männern aus, die mir
gefallen und erpressen lasse ich mich nicht! Dann soll er mich eben als erste
vor die Tür setzen, ist doch sowieso alles schon beschlossene Sache! Für solche
Aussichten verkaufe ich mich bestimmt nicht mehr, das kannst du ihm ausrichten!“
    Emma
wandte sich wieder ihrem derangierten Spiegelbild zu. Nun hielt es der neue
Boss für an der Zeit, sich selber in den Disput einzumischen. Er schob Antonio
beiseite und schickte ihn mit einer Kopfbewegung hinaus. Der verschwand augenblicklich,
sichtlich erleichtert, und zog leise die Tür hinter sich zu.
    „Warum
sagst du ihm das nicht lieber selber?“, er zog sich einen Stuhl heran, der in
der Ecke stand, stellte ihn nahe zu dem ihren und setzte sich rittlings darauf.
    Sie
hob überrascht den Blick und traf auf zwei tief liegende, durchdringend blaue
Augen. Die Stimme, tief, voll und etwas rau, passte zur ganzen Erscheinung. Er
hatte ein kantiges Gesicht mit hoher Stirn und kräftigem Kinn, einer ziemlich
markanten Nase und einem herrischen Mund. Und er war ungeheuer präsent, sie
hatte urplötzlich das Gefühl, der Raum sei zu klein geworden. Dieser auffallend
große Muskelprotz, der sich da neben sie gesetzt hatte, war ihr nicht geheuer,
doch sie wollte sich auf keinen Fall einschüchtern lassen, da musste ihr der
neue Firmenchef schon jemand anderen schicken als seinen Leibwächter!
    „Na,
wen haben wir denn da? Hat der Alte mir jetzt schon seinen Jagdhund auf den
Hals gehetzt?“
    Ihr
Gegenüber stutzte einen Moment und brach dann in erheitertes Gelächter aus, bei
dem die ausgeprägten, schwarzen Augenbrauen in die Höhe schnellten und die
Stirn in eine Reihe tiefer Falten legten.
    „Der
Alte? Wen meinst du damit?“
    Sie
gab keine Antwort, sondern fuhr gelassen und schweigend fort, mit geübten
Handbewegungen die dicke Schicht an Wimperntusche und Lidschatten nun auch von
ihrem zweiten Auge zu entfernen.
    Amüsiert
sah er ihr zu. Sie hatte ihn nicht erkannt, das wunderte ihn. Sie hielt ihn für
seinen eigenen
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