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Davide

Davide

Titel: Davide
Autoren: Laura-Marí D'Angelo
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davon verlauten lassen. Ihre Mutter
hatte schließlich auch nur Andeutungen gemacht und dann nichts mehr weiter
gesagt und sie selbst war ohnehin nie besonders gesprächig, wenn es um ihre
eigene Person ging. Pavone hatte recht: er kannte sie eigentlich gar nicht,
sondern hatte nach all diesen vielen gemeinsamen Wochen noch immer Sex mit
einer Fremden.
     „Du
Hurensohn hast sie eigentlich gar nicht verdient“, drang jetzt Pavones ruhige
Stimme in sein Bewusstsein und riss ihn aus seinen Gedanken. „Nicht eine
einzige Haarspitze von ihr hast du verdient! Warum sie sich ausgerechnet an
dich verschwenden will, werde ich wohl nie begreifen, aber es sieht so aus, als
hätte sie ihre Wahl getroffen.“
    „Schön
wär’s“, entfuhr es Davide, danach hätte er sich allerdings am liebsten die
Zunge abgebissen.
    Pavone
wurde hellhörig. „Wie meinst du das? Was verschweigst du? Gibt es Probleme
zwischen euch beiden?“
    „Nein!“,
widersprach Davide heftig. „Nein.“ Und dann etwas weniger heftig: „Probleme
nicht direkt, aber…“, er zögerte.
    Noch
immer widerstrebte es ihm, diesen ihm eigentlich fremden Menschen in seine
intimsten Gedanken und Befürchtungen einzuweihen. Pavone kannte die Frau, die
er liebte und begehrte, viel zu gut für seinen Geschmack.
    Dann
aber gab Davide sich einen Ruck und erzählte ihm doch von dem Vorfall des
vergangenen Abends.
    Als
er fertig war herrschte Stille am Tisch. Der Kellner brachte die Jakobsmuscheln
und sie begannen noch immer schweigend, zu essen. Ninos Miene hatte sich
merklich verfinstert.
    „Was
willst du von Emma, Gandolfo? Und gib mir bitte eine ehrliche Antwort!“
    „Ich
– weiß es nicht. Nicht mehr!“ Das war das Ehrlichste, dessen er im Moment fähig
war.
    „Was
soll denn das nun wieder heißen? Wusstest du es denn schon einmal?“
    „Das
hatte ich geglaubt, Nino, wirklich! Zumindest bis gestern Abend.“
    „Und
was war das bis gestern Abend? Darf ich dich bitten, dir nicht jedes Wort
einzeln aus der Nase ziehen zu lassen, sondern flüssig und in ganzen Sätzen zu
sprechen?!“
    Gandolfo
legte die Gabel beiseite, starrte erst sein Gegenüber wegen des belehrenden
Tonfalls herausfordernd an, verkniff sich aber eine Antwort und sah dann aus
dem Fenster. Seine Stirn kräuselte sich finster. Ja, was war das gewesen, bis
Emma ihn mit ihrem Misstrauen verletzt, enttäuscht und entmutigt hatte?
    „Ich
liebe sie. Ich wollte den Rest meines Lebens mit ihr verbringen. Und das will
ich immer noch.“
    „Was
sagt sie dazu?“
    „Nichts.
Sie traut mir offensichtlich nicht. Traut mir nicht zu, dass ich es tatsächlich
ehrlich mit ihr meine. Für sie bin ich immer noch der unverbesserliche
Schürzenjäger, der ich früher war. Dabei hatte ich damit komplett aufgehört,
noch ehe ich sie traf! Und für sie hätte ich das sowieso, aber sie scheint mir
immer noch nicht zu glauben!“
    „Und
was gedenkst du nun zu tun? Was hast du vor?“ Pavones Blick war offen und
interessiert.
    „Ich
werde später mit ihr reden, ein paar Dinge in die Hand nehmen, die ich längst
schon für sie hätte regeln sollen! Eine neue Wohnung, ein neuer Job – das kann
so nicht weitergehen!“
    „Und
das hältst du tatsächlich für eine gute Idee?“ Pavones zweifelnde Stimme holte
ihn in die Wirklichkeit zurück.
    „Warum
nicht?“ Davide war irritiert.
    „Du
weißt doch, wie sehr Emma es hasst, bevormundet zu werden, oder? Du weißt
außerdem auch, wie stark ihr Freiheitsdrang ist. Findest du es opportun, gerade
jetzt so weit in ihr Leben einzugreifen? Jetzt, da sie offensichtlich auch noch
dich und eure Beziehung in Zweifel zieht?“
    Gandolfo
zuckte ratlos die Schultern.
    „Was
dann? Ich kann ihr doch nicht dabei zusehen, wie sie in dieser blöden Abteilung
bis Jahresende versauert! Oder in ihrer winzigen Wohnung! Was schlägst du denn
vor?“
    Pavone
schwieg eine Weile und schien in sich hineinzuhorchen, während er bedächtig das
Fleisch aus der Schale seiner letzten gratinierten Muschel schabte.
    Schließlich
sah er auf.
    „Ich
weiß es nicht, aufrichtig nicht. Es scheint Emma zu sein, wie ich sie kenne und
auch wieder nicht. Sie scheint sich in den Jahren, in denen ich sie nicht
gesehen habe, noch weiter verändert zu haben, sie scheint manche ihrer
Eigenheiten vervollkommnet zu haben. Damit hatte ich fast gerechnet, aber nicht
in diesem Ausmaß! Ob es an ihrem Misstrauen oder an ihrem Freiheitsdrang liegt,
kann ich nicht sagen, aber ich bezweifle stark, dass deine Maßnahmen
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