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Das zweite Königreich

Das zweite Königreich

Titel: Das zweite Königreich
Autoren: Rebecca Gablé
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Ereignis gefreut.«
    Lächelnd ließ Wulfnoth sich von Alfred abführen und auch die lautstarken Ehrenbezeugungen der Housecarls über sich ergehen.
    Cædmon legte die Arme um seine Frau und zog sie an sich.
    »Willkommen daheim, Cædmon«, sagte sie leise.
    »Danke. Wie wunderbar du das gemacht hast, Aliesa. Mit dieser Geste hast du Wulfnoth für vieles von dem entschädigt, was ihm William in fünfunddreißig Jahren angetan hat.«
    Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küßte ihn auf den Mundwinkel. »Ich würde sagen, du übertreibst. Darüber hinaus drückst du mir wieder einmal die Luft ab.«
    »Ich hoffe, du vergibst mir noch mal«, murmelte er ohne erkennbare Reue.
    Matilda zupfte mit der Linken am Mantel ihres Vaters, mit der Rechten am Rock ihrer Mutter. »Nun kommt doch! Kommt doch endlich. Alle warten auf euch!«
    Willig ließen sie sich von ihrer Tochter zur festlich gedeckten Tafel zerren. Auf dem makellos weißen Tischtuch standen ihre besten Silberleuchter, die auf Hochglanz poliert worden waren, so daß die Flammen der wohlriechenden Wachskerzen sich darin spiegelten. Der kleine Richard versuchte, ihren feinsten Trinkpokal für Wulfnoth zu füllen, undals ein ordentlicher Schuß des tiefroten Weines über den Rand schwappte, kam sein Patenonkel Alfred ihm unauffällig zu Hilfe. Bruder Oswald, Hyld, Erik und Irmingard umringten Cædmon, um ihn zu begrüßen. Endlich saßen alle an der Tafel, und es kehrte Ruhe ein. Oswald hatte ein Einsehen und faßte sich kurz mit dem Tischgebet. Und dann begann das Festmahl.

Nachbemerkung und Danksagungen
    Rufus regierte dreizehn Jahre, ehe sich auch an ihm der Fluch der alten Frau erfüllte und er bei der Jagd im New Forest durch einen verirrten Pfeil ums Leben kam. Die Chronisten haben nicht viel Gutes über ihn berichtet, aber man darf nicht vergessen, daß diese Chronisten Kirchenmänner waren, für die Rufus’ Homosexualität allein schon Grund genug war, ihn zu verdammen. Darüber hinaus war er kein Freund der Kirche, es heißt gar, er habe bei einer Gelegenheit den Erzbischof von Canterbury mit dem Schwert bedroht. Rufus war ein Enfant terrible und ebenso kriegerisch und unberechenbar wie sein Vater. Da er weder heiratete noch Kinder zeugte, folgte sein Bruder Henry ihm auf den Thron, und die Weissagung, die ihr Vater nach Ordericus Vitalis’ Bericht auf dem Sterbebett aussprach, erfüllte sich: Henry übertraf seine Brüder bei weitem an Macht und Reichtum. Er war der erste – de facto der einzige – König der normannischen Dynastie, der in England zur Welt kam, und er war den Menschen und ihren Traditionen und Bräuchen näher als seine beiden Vorgänger. Ihm gelang es, das englische Volk mit der normannischen Herrschaft auszusöhnen. Er war ein überzeugter Vertreter von »Law and Order« wie sein Vater und nach unseren heutigen Maßstäben grausam, aber ebenso ein Visionär und für einen Mann seiner Zeit ein Schöngeist und Gelehrter. Doch die seltsamen Begebenheiten seiner langen Regentschaft und was es mit dem Weißen Todesschiff auf sich hatte, das ist, wie J.R.R. Tolkien gesagt hätte, eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden.
    Der/die kundige LeserIn wird festgestellt haben, daß ich hier und da von den Schilderungen der Chronisten abgewichen bin. Den Hergang von Prinz Richards tödlichem Jagdunfall etwa oder die Umstände, die zu der folgenschweren Schlägerei von Laigle führten, hat Ordericus ein wenig anders geschildert – er war allerdings auch nicht dabei, sondern schrieb seine Historia dreißig Jahre später –, und das große Feuer, das London zerstörte, hat erst im Herbst 1087 stattgefunden. Hier kann ich zu meiner Verteidigung nur vorbringen, daß ein Roman seine eigenen, zwingenden Gesetze hat, die es manchmal erfordern, sich dichterische Freiheiten zu nehmen. Ansonsten habe ich versucht, historische Personen und Ereignisse und die Lebensumstände im 11. Jahrhundert so originalgetreu zu schildern, wie ich sie rekonstruieren konnte. Und wer aus seinem Schulunterricht noch die Mär kennt, Harold Godwinson sei bei Hastingsdurch einen Pfeil ins Auge getötet worden, dem sei gesagt, daß es sich dabei um einen hartnäckigen Irrglauben handelt. Das Gerücht entstand wohl durch die mißverständliche Darstellung im Teppich von Bayeux, aber die Forschung ist sich heute weitgehend einig darüber, daß es sich in Wahrheit etwa so abgespielt hat, wie hier geschildert.
    Zu Dank verpflichtet bin ich natürlich all den
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