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Das zweite Imperium der Menschheit

Das zweite Imperium der Menschheit

Titel: Das zweite Imperium der Menschheit
Autoren: Hanns Kneifel
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lief der
Sand über ein Band in die Loren, die sich in der Wüste selbsttätig
entleerten. Die biopositronischen Hirne der Robots waren mit dem Programm für
archäologische Arbeiten geladen; je sechs Roboter primitiver Bauart unterstanden
einem Gruppenrobot. Die Gruppenrobots vermochten zu unterscheiden, ob ein Fundstück
drei Jahre alt war oder dreihundert.
    Die geschulteste menschliche Hand konnte nicht behutsamer mit Fundstücken
umgehen, die fast immer an Licht und Luft schnell zu zerfallen drohten. Man
konnte sich auf die Sklaven aus den Werkstätten ENIGMAs verlassen.
    Die Lok verlegte ihre Gleise selbst und kehrte automatisch zurück. Fundstücke
wurden zurechtgelegt, bis sich die Forscher darum kümmerten. Jederzeit
gaben die Gruppenrobots präzise Erklärungen über Grabungsverlauf,
Funde und voraussichtliche Arbeitsdauer ab. War das Gelände von Sand gesäubert,
kamen die Forscher und nahmen die Fakten auf, sortierten die Funde und fotografierten
alles. Die Speicher enthielten Tausende Hologramme, die Chi Sakkara von allen
Seiten zeigten.
    Es würde noch mehr Bilder und Berichte über Sakkara geben, wenn er,
Garry, recht behalten würde. Auf diese Weise hatten sie seit elf Monaten
innerhalb der mächtigen Stadtmauer mit den metallenen Verzierungen alles
freigelegt bis auf drei Wohnhäuser und den Platz des Tempels. In einigen
Teilen waren die marmornen Quader freigelegt, auf denen Usserheddans Lieblingssklavinnen
einhergegangen waren.
    Für das Haus der Priester, den einstigen Königspalast, gab es in den
Kulturen der neuen Planeten keine Parallelen. Sie hatten sich mit allem Prunk
umgeben, dessen dieses Volk fähig war. Und hier war die Metallschmiedekunst
zur einsamen Höhe gelangt. Die Priester stellten die Ansprüche für
einen Gott, der nicht nur in ihrer Vorstellung und im Zusammenwirken von Gewitter,
Regen und Sturm existierte, sondern persönlich anwesend war im Haus der
Priester.
    Ein fremder Gott, auf dem Planeten geboren, kein Mensch und kein Tier, sondern
etwas, das jede Norm sprengte. Aber davon ahnte nicht einmal Garry etwas.
     
    Viper sah den Robots zu und erkannte, dass sie auf eine fundreiche Schicht gestoßen
waren. Er winkte einem Gruppenrobot. »A-drei. Komm her und berichte!«
    Der Gruppenrobot nahm seine Finger von einem Basrelief der Platzumhüllung
und eilte auf Garry zu. Seine sechs Submaschinen verlangsamten ihre Arbeit und
belasteten die Kapazität ihrer Rechner mehr, als sie es unter seiner Aufsicht
getan hatten. Der silberne Robot blieb vor Garry stehen.
    »Ist etwas von größerem Wert gefunden worden?«
    »Nein, wir brachten den Sand weg, säuberten die Platten der Umfriedung
und besprühten die Fronten des Reliefs mit Konservierungslack.«
    »Meldungen der anderen Gruppenrobots?«
    »Nichts. Routinearbeit. Wir fanden Skelette mit Resten von Kleidung und
Waffen. Keinerlei Besonderheiten.«
    »Meinen Weckruf kennt ihr und auch das Verbot, irgendjemand anderen zu
wecken, solange ich mich in den Baracken befinde?« »Selbstverständlich.«
    »Wenn etwas gefunden wird, das nach Analyse Gruppe drei beachtenswert ist , weckt mich. Verstanden?«
    »Jawohl.«
    An einen Pfeiler des Tempels gelehnt, beobachtete Garry noch eine Weile die
Arbeit. Die Feldbahn kam beladen von dem Platz, er ließ sich von ihr bis
in Lagernähe tragen. Dann sprang er ab, ging in sein Zimmer und schlief
rasch ein.
     
    Die Berge, nach Osten Khorsabads gelegen, warfen schwarze Morgenschatten bis
an die Mauern Sakkaras. Der Turm spiegelte an der Ostseite die roten Flammen
des Sonnenaufgangs. Sein kantiger Schatten reichte weit in die gelbrote Wüste,
ebenso wie der des Raumschiffs. Die Luft war kalt.
    Der große Tempel hatte an seiner Seite ausragende Dächer, eine architektonische
Besonderheit. Diese Kultur kannte Stahl und Eisen noch nicht als Trägerelement
und musste sich daher auf Ziegelmauern und zyklopische Gefüge beschränken.
Die Dächer bestanden aus je drei behauenen Basaltblöcken, die nebeneinander
auf Pfeilern ruhten und zu zwei Dritteln auslegten. Auf dem anderen Drittel
standen Hochmauern des Tempels. Dort arbeiteten die Robots, als der Tag begann.
    Nur die Dächer standen auf glatt abgeschnittenen Sandblöcken. Diese
wurden nun in Angriff genommen. Gefilterter Sand ergoss sich stäubend in
die Loren. Das Sieb zerkleinerte einen Brocken, und der eingeschlossene Gegenstand
fiel durch die fünfzehn
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