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Das zweite Imperium der Menschheit

Das zweite Imperium der Menschheit

Titel: Das zweite Imperium der Menschheit
Autoren: Hanns Kneifel
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die sich vor Entsetzen und Verwunderung
nicht zu rühren wagte. Erst langsam schwoll ein zaghaftes Wispern zu einem
Orkan von Lärm an, dann konzentrierten sich die Vorwürfe auf Wendell
Connant, der ebenfalls, von wütendem Zischen verfolgt, den Saal verlassen
wollte. Das Zischen wurde lauter, Connant ging schneller. Schließlich
fluchte er und rannte.
     
    Die Männer hatten sich aus der Halle des Imperiums in die Steuerkabine
der CHEPHREN projiziert. Iron knöpfte seine Uniformjacke auf. Baricad brachte
das Schiff in den Raum. Unter ihnen schrumpfte die blauweiß strahlende
Kugel; die Erde, Terra, wo alles mit der Entdeckung ENIGMAs seinen Anfang genommen
hatte – vor so vielen, ereignisreichen Jahren.
    »Heimweh, Baricad?«, fragte Iron beiläufig. Der Kapitän
nickte.
    »Du wirst in einigen Wochen wieder hier sein können. Ich werde alles
Notwendige veranlassen«, sagte Iron betont zuverlässig.
    »Stimmt das?«, fragte Baricad, und seine Finger glitten über
das Keyboard seiner Hyperrechners.
    »Du hattest den gewünschten Erfolg in der Versammlung.«
    Iron sagte nichts. Erst als sich Baricad umdrehte, um nach der Ursache des Schweigens
zu sehen, bemerkte er den versunkenen Blick des Technikers. Auch der Schotte
konnte sich von dem Anblick der Erde nicht losreißen.
    »Fast tut es mir leid, was wir angerichtet haben. Aber es musste sein.
Sonst hätten sie sich gegenseitig zerfleischt. Es war der richtige Zeitpunkt.
Das weiß ich jetzt.«
    Irons Stimme war beinahe abgeklärt. Er lehnte sich im Sessel zurück
und war nach einer halben Stunde eingeschlafen. Baricad brachte das Schiff in
den Hyperraum. Dann erst konnte er die Daten für die Landung auf Pagod
Hernandez vorbereiten.

 
     
     
Epilog
     
    CHRONIST: Oliver Salim Sevenaer XXXII.
    GESCHICHTE DES II. IMPERIUMS
     
    Robot-Handschriftlicher vorläufiger Schlussbericht (Auszug)
     
    Oliver Sevenaer machte eine kurze Pause.
    »Schreib, Tamione:«, sagte er leise, von der langen Zeitspanne und
den Ereignissen dieses hermetischen Berichts selbst beeindruckt.
    »Obwohl die Warnungen des Wissenschaftlers«, diktierte er weiter,
»an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig ließen, beachtete
man Iron McConells Drohungen nur dreißig Jahre. Dann –
es standen wieder wohl ausgerüstete Schiffsgeschwader vor den Planeten;
die Grenzen waren durch Außenposten in einer dritten Galaxis erweitert
worden – missachtete man die Abkommen. Ein Imperiumsschiff mit hundert
Mann Besatzung brach den Frieden.
    Es geschah folgendermaßen: Das Schiff sollte zusammen mit einem Darshak-Kugelschiff
einen Planeten erforschen, der reiche Lager an Edelmetallen aufzuweisen schien.
Die Darshak hatten das Glück, auf reiche Vorkommen zu stoßen –
nach intergalaktischen Statuten gehörte der Fund jeweils dem Finder. Anstatt
weiterzusuchen, überfiel der Kommandant des terranischen Schiffes die Fremden.
Ein Roboter begann, furchtbare Hitze auszustrahlen. Das Schiff erwärmte
sich binnen einer Minute jeweils um drei Grad. Nichts und niemand konnte gerettet
werden. Der Angriff auf das Kugelschiff fand im Weltraum statt. In einer halben
Stunde war es vorbei.
    Innerhalb dieser Frist war die Temperatur im Schiff auf neunzig Grad gestiegen.
Der Robot verging zusammen mit dem terranischen Schiff, das als weiß glühendes
Wrack auf den Schirmen der Darshak zu sehen war. Das geschah vor dreißig
Jahren. Seitdem ist Ruhe.
    Aber das Imperium weiß, dass überall die Späher des alten
Technikers ihre Augen haben. Iron McConell ist nirgends wieder aufgetaucht.
Seine Leute kehrten zurück. Aber sie schwiegen über die Geschehen
der wilden Jahre.«
    Oliver Sevenaer sah, dass der unirdisch schöne weibliche Robot das Blatt
vollgeschrieben zur Seite legte. Die Geschichte aus dem Zweiten Imperium näherte
sich dem Ende, den letzten Zeilen.
    »Aber eines Tages erhielt der Chronist Besuch«, ertönte plötzlich,
raumfüllend, eine tiefe, unbekannte Stimme. Die Strahlen der Morgendämmerung,
die sich durch eine tiefhängende Wolkendecke stahlen, erhellten den gläsernen
Raum im Hochhaus. Neben dem Robot stand eine Gestalt. Oliver griff nach seiner
Brille und setzte sie auf. Er erkannte den Gast.
    Es war Iron McConell, alt, aber immer noch mächtig.
    »Schreibe weiter, Tamione«, befahl der Besucher. »Bei
näherem Zusehen erwies sich, dass es der verschwundene Techniker McConell
war, der sich von der Richtigkeit
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