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Das zweite Imperium der Menschheit

Das zweite Imperium der Menschheit

Titel: Das zweite Imperium der Menschheit
Autoren: Hanns Kneifel
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Biologe bedächtig.
    »Es wird mir nichts anderes übrig bleiben. Obwohl ich den Mitgliedern
des Rates in diesem Falle wenig traue«, erwiderte Iron.
    »Sie werden dich zweifellos in ein scharfes Verhör nehmen, denn das
Imperium kann es natürlich nicht ertragen, von einigen zwanzig Wissenschaftlern
kaltgestellt zu werden.«
    Der Biologe setzte sich. Iron schaltete den Empfänger wieder auf die Robotapparatur
zurück.
    »Irgendwie bin ich froh, dass jetzt alles zu Ende ist«, sagte Iron
leise. »Die Verantwortung für alle diese Dinge drohte mich zu erdrücken.
Es ist einfach zu viel für einen Einzelnen.«
    »Es scheint in der Tat«, entgegnete der Biologe zögernd, »dass
zumindest das Zweite Imperium Vernunft angenommen hat, außerdem legen
sie ein beachtliches Tempo an den Tag. In zwei Wochen ist es soweit.«
    »Stimmt. In zwei Wochen werde ich vor dem Rat stehen.«
    Irons Entschluss stand fest. Er würde gehen.
    »Bevor du gehst – ich nehme an, es wird dich unser junger Freund Louis
Baricad mit der CHEPHREN nach Terra bringen –, bitte ich dich, noch einmal
in mein Labor zu kommen. Ich habe dir etwas Wichtiges zu sagen, und ebenso wichtig
wird dann das sein, was ich mit dir – später mit uns allen –
tun werde.«
    Mit diesen Worten stand der Biologe auf, drückte Iron die Schulter und
ging.
    »Soll ich Versuchskaninchen spielen, Jorge?«, fragte Iron lächelnd.
    »Nein«, sagte Jorge, und seine Hand griff nach der Kontaktleiste der
Tür, »dazu bist du zu wertvoll. Ich werde dir eine ausgereifte Sache
vorsetzen, die du gut gebrauchen kannst.«
    »Ich lasse mich überraschen.«
    Wieder wandte sich Iron McConell seinen Aufzeichnungen zu.
     
    Seit dem Tag, an dem die Androiden das Formerlabor verlassen hatten, waren sechs
terranische Monate vergangen. Das Leben im Fuchsbau hatte etwas von der hektischen
Betriebsamkeit verloren. Die Menschen fanden zu sich zurück. Die Arbeit
ging ununterbrochen weiter, aber sie war nicht mehr termingebunden. Die erstaunlichsten
Dinge entstanden.
    Der Tag der Abreise rückte näher. Wieder überprüften die
Robots die CHEPHREN und reparierten, was zu reparieren war. Iron bereitete sich
auf seinen schwierigen Auftritt vor. Baricad rechnete bereits den Kurs aus.
    Noch drei Tage ... Das Kurierschiff der Darshak war eingetroffen, mit einer
Delegation, die uneingeschränkte Vollmachten besaß. Die Aliens hatten
eingesehen, dass ein friedlicher Wettstreit auf dem Gebiet des Handels und des
kulturellen Austausch besser sei als jede kriegerische Tätigkeit. Man hatte
die Fremden in die Hospitäler geführt, in denen apathische Raumsoldaten
beider Völker in ihren Zimmern saßen und vor sich hin lallten. Das
vollkommene Bild unheimlicher, trostloser Resignation und Melancholie griff
an den Verstand der Parlamentäre. Insgeheim zitterten sie vor Angst, jene
unfassbare Entwicklung würde sich über das Reich der Galaxis ausbreiten.
Aber sie zeigten es nicht.
    Der Tag der Vollversammlung näherte sich zusehends.
    Iron stand vor Jorge, in dessen Hand eine Hochdruckinjektionsspritze ruhte.
Iron nickte.
    »Das, was du mir bisher erzählt hast, klingt gut. Aber kannst du mir
garantieren, dass es funktioniert?«, fragte der Techniker. Schnell fügte
er hinzu, als er das verdächtige Funkeln in Jorges Augen sah: »Nicht,
dass ich dir misstrauen würde. Aber, wer weiß, ich versuche es, und
es wirkt plötzlich nicht. Das kann recht unangenehm werden, wenn man sich
darauf verlässt. Außerdem ist ein menschlicher Körper etwas
anderes als eine maschinell ausgeführte Berechnung, weißt du!«
    Jetzt lachte Jorge heraus.
    »Du glaubst doch nicht etwa«, sagte er vergnügt, »dass ich
ein so miserabler Wissenschaftler bin, der dir unreife Präparate vorsetzt.
Ich habe mir erlaubt, das Teleportationspräparat an mir persönlich
auszuprobieren.«
    »Das ändert alles«, sagte Iron. »Jetzt bin ich beruhigt.«
    »Hoffentlich. Dein Vertrauen ehrt mich.«
    Der Techniker entblößte seinen Oberarm. Jorge presste die Platte
des Injektors gegen die Vene in der Armbeuge. Ein merkwürdiges Wärmegefühl
breitete sich in den Adern aus, erreichte das Herz und verursachte dort pochende
Schläge. Dann war es vorbei. Jorge reinigte die Spritze.
    »Einige Stunden ruhig liegen bleiben, wenig scharfe Dinge essen. Einen
Tag lang keine Aufregung – das ist alles.«
    »Ich werde versuchen, nicht dagegen zu verstoßen, Jorge.
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