Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das zweite Imperium der Menschheit

Das zweite Imperium der Menschheit

Titel: Das zweite Imperium der Menschheit
Autoren: Hanns Kneifel
Vom Netzwerk:
Untergangs.
    Ich werde unter ihnen sein wie ein Komet, hell in der Nacht und mächtig
in meiner Kraft. Ich werde sie führen zu meinem Glanze, und meine Strafen
werden groß sein und fürchterlich mein Zorn. Ich werde herrschen
eine Zeit und zurückkehren in die Nacht, und ein neuer Komet wird kommen
und leuchten.
    Dieser Spruch war unter jedem Abbild Mordoks zu lesen.
    Mit dem zornig-verschlagenen Katzengesicht Mordoks vor Augen und im Sinn, schlief
Jorge Andreatta ein. Wie würde er erwachen, wenn er plötzlich mit
den Ereignissen konfrontiert würde, die sich irgendwo unter der Stadt vor
sechshundert Jahren zugetragen hatten und die von Garry schemenhaft geahnt wurden?
     
    Garry Viper las weiter. Er flüsterte:
    »... und an dem Turm bauten sie dreißig Mal sieben Tage. Dann
war er groß und mächtig, und die Künstler brachten Bilder an
und schilderten die Taten des Mächtigen. Sie schufen Bilder aus Elektrum,
Kupfer, Gold und Glasfluss. Das Leben in des Mächtigen Stadt wurde geschildert,
und der Turm war wie eine Flamme unter dem Sonnenl. Man konnte ihn sehen von
den Bergen Chis ...«
    Seit dem Ende dieser Kultur hatte nur eine einzige Kraft an den Gebäuden
genagt – der wandernde Sand. Aber indem er zerstörte, konservierte
er auch. Der Sandsturm verschüttete nicht nur das Bett des Flusses, der
sich um Sakkara herumzog, sondern er füllte auch die Prunkstraße
und die Höfe der Tempel.
    Unmengen feinen, rötlichen Sandes kamen aus der Wüste, die so alt
war wie der Planet. Immer höher wuchsen die Dünen, schlichen sich
durch die Tore und begruben lautlos die Stadt. Kein Leben stellte sich ihnen
entgegen. Der Wald starb, vom Sand völlig bedeckt. Die Stadt war tot und
begraben. Nur noch die Ziggurah von Chi Sakkara stand einsam in der Wüste.
Die silberne Plattform zwischen den vergoldeten Säulen blinkte im Sternenlicht.
    So fand sie ein ENIGMA-Beiboot, dessen Crew neue Planeten suchen sollte. Die
Männer wollten das Sonnenbanner der Erde weit hinaustragen in den Raum.
Nichts, was über Kleinformen tierischen Lebens hinausging, lebte auf dieser
Welt. Das Imperium legte seine Hand auf Khorsabad. Bei einer späteren Landung
sahen die Männer des schnellen Forschungskreuzers den Schatten des Turmes
und schickten ein Kommando aus, das Innere zu erforschen. Nachdem sie die Plattform
fotografiert und staunend die fremdartigen Tiere, Menschen und Symbole bewundert
hatten, gelangten sie zu der Wendeltreppe und tasteten sich hinter den Strahlen
ihrer Lampen hinunter ins Dunkel, das nach Moder, Schutt und geheimnisvoller
Geschichte roch.
    Sie kamen in den Zeremoniensaal in der Mitte des Turms. Damals lag noch Sand
in den Fenstern. Sie sahen den Altar Mordoks, entdeckten die Kiste aus Metall
und Glasflussornamenten und brachten sie ins Schiff. Dort wurde sie geöffnet,
das Buch wurde gefunden.
    So kam die Gruppe um Garry Viper, den Sagittaner aus Ninive, zu ihrem neuen
Auftrag.
     
    Garry schaltete die Maschine aus. Er holte den Umhang, schlug die Kapuze über
den Kopf und schaltete Licht, Heizung und Ventilation ab. Er musste nach den
Robotern sehen, die Stadt inspizieren und danach schlafen gehen; als Kopf des
Teams trug er die Verantwortung. Hinter ihm knirschte die Tür in die Verschlüsse.
Das automatische Schloss verriegelte sich.
    Er holte Atem, als der Sturmstoß sich gelegt hatte. Dann wandte er sich
aus dem Windschatten der Forschungsbaracke der Stadt zu. Die nächsten zweihundert
Meter überquerte er flaches Gelände, das aus Büscheln kümmerlichen
Grases und gerilltem, hart gepresstem Sand bestand. Endlich gelangte Garry an
die Gleise der Feldbahn und wartete, bis der Zug aus der Wüste zurückkehrte.
Er ließ die Lok anhalten, schwang sich auf ein Trittbrett und fuhr durch
das Haupttor und die Prozessionsstraße zum Platz vor dem großen
Tempel.
    Dorther kamen Geräusche; der Klang von Metall auf Stein, das Summen des
Siebmotors, das Rattern der Doppelsiebe und der Lärm des Förderbands.
Die Helligkeit nahm zu, je näher der Zug dem Tempel kam. Endlich stand
die Feldbahn, die Loren rüttelten dumpf in den Kupplungen.
    Zweihundert Roboter arbeiteten Tag und Nacht. Sie schnitten den festgepackten
Sand auf, hoben ihn in Stücken ab und brachten ihn auf die Gitter der Siebe.
Dort zerbröselte der Sand – größere Fundstücke fingen
sich im groben Sieb und die kleineren in dem nachfolgenden. Von dort
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher