Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Zeitalter der Fuenf 01 Priester

Das Zeitalter der Fuenf 01 Priester

Titel: Das Zeitalter der Fuenf 01 Priester
Autoren: Trudi Canavan
Vom Netzwerk:
Felsvorsprung stand eine vertraute Gestalt. Schuldgefühle durchzuckten ihn, als er sie sah. Sie drehte sich zu ihm um, dann winkte sie ihn herbei.
    »Guten Morgen, Danjin Speer«, sagte Auraya leise.
    »Auraya«, erwiderte er. »Ich muss mich entschuldigen.«
    »Wenn du das möchtest, dann tu es. Aber dich trifft keine Schuld. Sie hätten es ohnehin herausgefunden. Ich hatte vor, es ihnen irgendwann zu sagen - und dir auch.«
    Er blickte zu Boden. »Du musst wissen, dass ich glaube, du hättest eine bessere Wahl treffen können.«
    »Ja.«
    »Ob es nun eine gute Wahl war oder nicht, du bist sicher... enttäuscht über das Ergebnis.«
    Sie lächelte müde. »Wie taktvoll du dich ausdrückst. Ja, ich war enttäuscht. Aber das gehört jetzt der Vergangenheit an. Ich muss mich um wichtigere Dinge kümmern.«
    Er lächelte. »Das ist allerdings wahr.«
    Sie wandte sich dem Tal zu. Als Danjin ihrem Blick folgte, sah er Bewegungen zwischen den gefallenen Soldaten. Traumweber und Priester bei der Arbeit.
    »Die Veränderung, die schon lange mein Ziel war, ist nun von allein eingetreten«, murmelte sie.
    »Veränderung?«
    Sie hob die Hände. »Statt die Heilkünste der Traumweber zu ignorieren oder ins Verächtliche zu ziehen, schenken die Heilerpriester ihnen ihre Aufmerksamkeit. Sie werden heute viel lernen.«
    Danjin sah sie mit großen Augen an. Priester, die von Traumwebern lernten? War es tatsächlich das, worauf sie die ganze Zeit über hingearbeitet hatte? Als ihm die Konsequenzen dieser Entwicklung dämmerten, war er tief beeindruckt von Aurayas Klugheit. Wenn die Priester die gleichen Dienste wie Traumweber anbieten konnten, würden die Traumweber überflüssig werden.
    Wusste Leiard davon? Hat er es jemals auch nur geahnt?
    Danjin bezweifelte, dass ihm diese Idee gefallen hätte. Und als seine Geliebte musste Auraya gezögert haben, auf das Ende seiner Zunft hinzuarbeiten, selbst wenn das bedeutet hätte, dass sie die Seelen derer retten würde, die sich anderenfalls in der Zukunft dem heidnischen Kult angeschlossen hätten.
    Wie lange plante sie das schon? Und war die Ernennung Leiards zum Traumweberratgeber ein Schritt in diese Richtung gewesen? Jetzt, da Leiard fort war, war sie frei, ihre Arbeit fortzusetzen.
    Auraya seufzte und drehte sich um. Danjin blickte wieder zum Lager hinüber und sah, dass die anderen vier Weißen näher kamen.
    »Wir werden uns jetzt ein wenig mit den Göttern unterhalten«, bemerkte Auraya leichthin. »Geh zurück zum Lager, Danjin. Ich werde bald zum Frühstück nachkommen.«
    Er nickte, dann sah er ihr nach, während sie den Hang hinunter zu den anderen Weißen ging.
    Ein Soldat kam aus dem Tal auf ihn zugehumpelt. Er warf noch einen letzten Blick auf Auraya, dann eilte er hinüber, um dem Mann zu helfen.
     
    Tryss versuchte nun schon lange, es zu verstehen. Seit Stunden hatte er benommen dagelegen und gelauscht, wie Männer und Frauen sich leise in Sprachen unterhielten, die er nicht verstand. In ihren Stimmen lag ein Unterton von Verzweiflung. Erst viel später wurde ihm klar, dass es Gebete waren, die er hörte.
    Das Gemurmel brach nicht ab. Irgendwann aber waren die meisten Stimmen verklungen. Er fragte sich, ob die Götter geantwortet hatten. Er hoffte es.
    Jetzt erklang eine neue Stimme, aber diese sagte nicht die Namen der Götter, sondern einen vertrauteren Namen.
    »Tryss! Du lebst! Tryss! Wach auf! Sprich mit mir!«
    Die Stimme war so vertraut. Und irgendwie tröstlich. Trotzdem würde er nicht tun, was sie sagte. Aufwachen bedeutete Schmerz. Und er hatte an diesem Tag schon mehr als genug Schmerzen erlitten.
    »Tryss...« Es folgte eine lange Pause, dann ein erstickter Laut. »Tryss. Ich muss dir etwas erzählen. Wach auf.«
    Neugier regte sich in ihm, aber es war nicht genug. Die Erinnerung an den Schmerz war zu erschreckend. Er ließ sich wieder in einen benommenen Schlummer sinken.
    Dann kehrte der Schmerz zu ihm zurück.
    Es war nicht wie zuvor - ein ferner, steter Schmerz. Dieser Schmerz kam in kurzen Stichen. Wann immer er durch seinen Körper schoss, folgte eine kurze Phase, in der ihm nichts wehtat. Irgendjemand wollte ihm nicht gestatten, in dem behaglichen Zustand des Schlummers zu verweilen. Die Stimme wird glücklich sein, dachte er mürrisch. Ich wache auf; genau das, was sie will. Ich werde die Augen öffnen und ...
    Plötzlich sah er ein Gesicht über sich. Ein Mann beugte sich, die Stirn konzentriert gerunzelt, über ihn. Das Gesicht passte nicht zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher