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Das Zauberschwert - 10

Das Zauberschwert - 10

Titel: Das Zauberschwert - 10
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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hatte es Frauen gegeben. Frauen in jedem Hafen – wie lautete die alte Redensart, die von den Seeleuten auf die Raumfahrer übertragen worden war? In jedem Hafen eine Neue. Und manche Männer hielten, wie er wusste, dies Leben für beneidenswert.
    Aber keine der Frauen war die Richtige gewesen, und er kannte alles auswendig, was man ihm in der Psychologischen Abteilung gesagt hatte. Die Leute mussten es schließlich wissen. Sie suchen nach Vollkommenheit bei einer Frau, um sich gegen eine echte Beziehung zu schützen. Sie nehmen Zuflucht zu Phantasien, weil sie die harten Realitäten des Lebens nicht sehen wollen. Und so weiter und so fort. Ihm war sogar schon gesagt worden, im Unterbewusstsein sei er homosexuell und finde normale sexuelle Beziehungen unbefriedigend, weil er im Grunde gar keine Frau wolle und es sich nur nicht eingestehe. Er hatte es hundert Mal gehört, und doch war der Traum geblieben.
    Nicht einfach eine Frau fürs Bett, sondern eine für sein Herz und seine trostlose Einsamkeit …
Vielleicht war es das, worauf die alte Wahrsagerin in der Altstadt angespielt hatte. Vielleicht hatten so viele Männer den gleichen romantischen Traum, dass sie jedem das Gleiche erzählte, wie die Psi-Quacksalber auf der Erde romantischen Teenagern von einem großen dunklen Fremden vorfaseln, der ihnen bestimmt eines Tages begegne.
    Nein. Es war ein wirkliches Mädchen. Ich habe sie gesehen, und sie – sie hat mich gerufen.
    Na gut. Denke darüber nach. Bringe alles in die richtige Ordnung …
Er hatte, zu einem neuen Posten unterwegs, auf Cottman IV eine Zwischenlandung gemacht, und der Planet war für ihn nichts weiter als eine der Umsteigestationen im weiten Netzwerk des Terranischen Imperiums gewesen. Der Raumhafen war groß, ebenso die Handelsstadt, die ihn umgab und das Personal versorgte, aber es war keine Imperiumswelt mit etablierten Geschäftsverbindungen, Touren, Besichtigungen. Es war eine bewohnte Welt, aber die meisten Gebiete waren für Erdmenschen verboten. Andrew wusste nicht einmal, wie die Eingeborenen sie nannten. Der Name auf den Karten des Imperiums, Cottman IV, genügte ihm. Er hatte nicht die Absicht gehabt, länger als achtundvierzig Stunden zu bleiben, geradelange genug, um den Weiterflug zu seinem endgültigen Bestimmungsort zu arrangieren.
Und dann war er mit drei anderen vom Raumdienst in die Altstadt gegangen. Die Schiffskost hatte er satt; immer schmeckte sie nach Maschinen, und die scharfen Gewürze sollten die Schalheit des wieder aufbereiteten Wassers und der Kohlenwasserstoffe übertünchen. Das Essen in der Altstadt war wenigstens natürlich, gut gegrilltes Fleisch, wie er es seit seinem letzten Planetenaufenthalt nicht mehr bekommen hatte, und frisches, aromatisches Obst. Dazu gab es süßen klaren goldfarbenen Wein. Seit Monaten hatte er keine Mahlzeit mehr so genossen. Und dann waren er und seine Kollegen aus reiner Neugier über den Marktplatz geschlendert, hatten Andenken gekauft, seltsame Stoffe von rauer Textur und weiche Pelze befühlt. Schließlich war er an die Bude der Wahrsagerin geraten, und amüsiert war er bei ihren Worten stehen geblieben.
„Jemand wartet auf Euch. Ich kann Euch das Gesicht Eures Schicksals zeigen, Fremder. Möchtet Ihr das Gesicht derjenigen sehen, die auf Euch wartet?“
Er hatte mit nicht mehr als dem üblichen Hokuspokus für ein paar Münzen gerechnet. Lachend gab er der runzligen alten Frau das Geld, das sie verlangte, und folgte ihr in ihre kleine, mit einer Zeltplane abgedeckte Bude. Drinnen blickte sie in ihren Kristall – merkwürdig, dass Wahrsager auf jeder Welt, die er kennen gelernt hatte, vorgaben, mit Hilfe einer Kristallkugel in die Ferne sehen zu können –, und dann schob sie ihm wortlos die Kugel zu. Immer noch halb lachend, halb abgestoßen, zum Fortgehen geneigt, beugte sich Andrew vor und sah das hübsche Gesicht, das leuchtende rote Haar. Anreißerei für ein erstklassiges Callgirl, dachte er und wollte schon fragen, was die alte Madame heute für das Mädchen berechne und ob sie für Erdleute Sonderpreise mache. Doch das Mädchen indem Kristall schlug die Augen auf und begegnete Andrews Blick und …
Und es geschah. Es gab keine Worte dafür. Er stand in gebückter Haltung unbeweglich vor der Kristallkugel, so lange, dass er plötzlich einen Muskelkrampf im Hals hatte.
Sie war sehr jung, und sie schien sowohl Angst als auch Schmerz zu leiden. Es war, als rufe sie ihn und bitte um Hilfe, die nur er ihr bringen konnte,
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