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Das Zauberschloß

Das Zauberschloß

Titel: Das Zauberschloß
Autoren: Ludwig Tieck
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die Braut und junge Frau noch in dem uneingerichteten Hause eines bisherigen Junggesellen, morgen soll die Wohnung mit Allem, was zu einer Haushaltung gehört, ausgestattet werden.
    Alles geschah, wie er es anordnete; die Liebenden waren selig, und die Dichterin beglückt, etwas so Wunderbares zu erleben, wie sie bis jetzt in ihren Romanen noch niemals erfunden hatte.
    Mit der Dämmerung kehrte der Rath Freimund nach der Stadt zurück. An Schlaf und Ruhe war nicht mehr zu denken. Mansfeld blieb bei ihm und seiner Gattin und tröstete und beruhigte sie, so viel als möglich. Der junge Vetter, so wie der Fremde, erschienen nach einiger Zeit. Sie hatten in den verschiedenen Richtungen, weder oben in den Bergen, noch unten am Flusse, etwas von einem verunglückten Wagen gehört, und diesen Umstand benutzte Mansfeld vorzüglich, um durch seine Vermuthungen die Angst der Eltern zu mindern. Wäre ein Unglück geschehen, sagte er, so wäre es auch schon kund geworden, denn dergleichen verbreitet sich mit Blitzesschnelle; irgend ein früher Wanderer hätte den Wagen und die Rosse schon gefunden, es ist also die höchste Wahrscheinlichkeit, daß diese raschen Thiere, ohne sich zu beschädigen, ziemlich weit in die Landschaft hinaus gelaufen sind, so daß sich die Kunde von dem Orte, wo sie endlich standen oder aufgefangen wurden, bis hieher nothwendig verzögern muß. Nur fassen Sie sich, gewinnen Sie ein Vertrauen, daß Sie nicht erkranken, wenn nachher die Tochter wiedergefunden ist und gesund in Ihren Armen liegt.
    Es schien, daß Mansfeld mehr über die Mutter, als den Vater vermochte, der trübselig blieb, zitternd und wie verlegen durch alle Zimmer ging, und hier und dort suchte und kramte, ohne etwas verloren zu haben. Er fühlte es seit diesem Unglück erst, wie fest sein Herz an diesem geliebten Kinde hing. Die muthwillige Henriette kam im leichten Morgenanzuge herübergelaufen und war außer sich, als sie das Abenteuer vernommen hatte. Da der Vater ihre Thränen sah, rief er: Ja, weinen Sie nur, diese Thränen und alle künftigen werden mir auf der Seele brennen; in welchem Lichte erscheint mir jetzt mein Eigensinn, daß ich sie mit Gewalt jenem unwürdigen Dobern anschmieden wollte, der weniger als der letzte Knecht meines Hauses dieses Unheil empfunden hat. Ja, einem solchen würde ich sie jetzt lieber überantworten, als diesem Gefühllosen.
    Bei jedem Geräusch lief man ans Fenster, so oft die Thüre geöffnet wurde, waren Alle in banger Erwartung; als daher jetzt rasch und donnernd eine Equipage vorfuhr, sprangen Alle von ihren Sitzen auf. Der General trat dem unruhigen Freimund entgegen. – Wie, Excellenz, rief dieser, Sie erzeigen uns die Ehre?
    Was bekommt der, sagte der General, der Dir und der Mutter Nachricht bringt, daß Deine Tochter gesund und wohlbehalten ist?
    Was er verlangt! rief Freimund, mein Vermögen, Alles, was ich besitze.
    Nun, alter, jetzt mein ältester Freund, sagte der General, so laß Deinen Eigensinn endlich fahren und gieb mir Deine Freundschaft wieder, die ich freilich verscherzte; aber vergieb mir, Bester, verzeih mir jenen Jugendstreich und begrüße mich wieder mit dem vertraulichen Du.
    Und meine Tochter? rief Freimund.
    Ist wohl, glücklich, heiter! rief der General und breitete die Arme aus, in die sich Freimund mit dem Ausruf der glückseligsten Freude stürzte. Nun wir ausgesöhnt sind, fuhr der alte Soldat fort, laß auch die Absicht, sie dem eigennützigen Landrath zu geben, fahren. – Gut, sagte Jener, aber wo ist sie? – Der General trat ans Fenster und winkte dem Jockey, der draußen zu Pferde hielt; der Knabe sprengte auf dieses Zeichen fort. Vorerst, sagte der General lächelnd, wirst Du meinen Sohn und dessen junge Frau sehn.
    Wie? rief Freimund erstaunt, indem er zurücktrat; ich bildete mir ein, Alter, Du wolltest den Freiwerber für Deinen Sohn machen.
    Das ist jetzt zu spät, antwortete der General. Indem fuhr schon ein zweiter Wagen vor und die beschämte, gerührte Tochter lag in den Armen der glücklichen Eltern.
    Umständlich wurde jetzt das sonderbare Abenteuer erzählt, die glückliche Wendung des unglücklichen Zufalls. Alle wollten gerührt und erhoben eine wunderbare Lenkung des Schicksals erkennen, eine ausgesprochene Vorliebe einer unsichtbaren Macht für die Arme, der Gefahr Preisgegebene, so wie für ihre Liebe. Die Verzeihung der Eltern über die rasche Vermählung kam der erröthenden Bitte fast zuvor und Alle waren glücklich.
    Um aber das
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