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Das Wunder des Pfirsichgartens: Roman (German Edition)

Das Wunder des Pfirsichgartens: Roman (German Edition)

Titel: Das Wunder des Pfirsichgartens: Roman (German Edition)
Autoren: Sarah Addison Allen
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schlimm.«
    »Ich fasse es nicht, dass Paxton im Blue Ridge Madam feiern will.«
    »Nun hab dich nicht so. Ich würde weiß Gott was darum geben, mich dort mal umschauen zu können, und du doch genauso.«
    »Ich gehe nicht hin.«
    »Du spinnst doch. Deine Großmutter …«
    »… war ein Gründungsmitglied. Ich weiß«, fiel Willa ihr ins Wort und legte die Einladung weg. »Sie hat den Klub gegründet, nicht ich.«
    »Er ist ihr Vermächtnis.«
    »Er hat nichts mit mir zu tun.«
    Rachel hob die Hände. »Ich gebe auf. Möchtest du eine Tasse Kaffee?«
    »Ja«, antwortete Willa. Sie war froh, dass dieses Gespräch beendet war. »Mit Sojamilch und zwei Stück Zucker.« In der vergangenen Woche war Rachel zu der Überzeugung gelangt, dass die Art und Weise, wie jemand seinen Kaffee trank, Hinweise auf seinen Charakter geben konnte. Waren Menschen, die ihren Kaffee schwarz tranken, unnachgiebig? Hatten Leute, die ihren Kaffee gerne mit Milch, aber ohne Zucker tranken, ungelöste Probleme mit ihren Müttern? Rachel bewahrte ein Büchlein hinter der Kaffeetheke auf, in das sie ihre Erkenntnisse eintrug. Willa beschloss, sie beschäftigt zu halten, und bestellte jeden Tag einen anderen Kaffee.
    Rachel kehrte zur Kaffeebar zurück und machte eine Notiz. »Hm, interessant«, sagte sie mit ernster Miene, so, als ergäbe das alles einen Sinn und als hätte sie Willa endlich durchschaut.
    »An Geister glaubst du nicht, aber du glaubst, wie ich meinen Kaffee trinke, sagt etwas über meine Persönlichkeit aus?«
    »Das eine ist der reine Aberglaube, das andere Wissenschaft.«
    Willa schüttelte den Kopf und wandte sich wieder den T-Shirts zu. Sie versuchte, die Einladung, die mittlerweile offen auf dem Tisch lag, zu ignorieren. Aber ihr Blick fiel immer wieder darauf, denn die Karte schien sich ständig wie in einem Luftzug zu bewegen.
    Schließlich warf sie ein T-Shirt darauf und bemühte sich, sie zu vergessen.
    Nach Ladenschluss machte sich Rachel auf den Weg zu ihrem Freund, mit dem sie noch eine kleine Wanderung unternehmen wollte. Willa fand das irritierend gesund. Sie machte es dadurch wett, dass sie ein Brownie aus der Snackvitrine holte und in drei großen Bissen verschlang. Dann kletterte sie in ihren knallgelben Jeep Wrangler und machte sich auf den Heimweg. Am Mittwochabend erledigte sie immer ihre Wäsche. Manchmal freute sie sich richtig darauf.
    Ihr Leben war ziemlich eintönig, aber immerhin sorgte diese Routine dafür, dass sie nicht auf dumme Gedanken kam. Sie war dreißig Jahre alt. Mit dreißig ist man erwachsen, pflegte ihr Vater zu sagen.
    Doch statt auf direktem Weg nach Hause zu fahren, bog Willa auf die Straße zum Jackson Hill ein. Das war ihr täglicher Umweg, eine ziemlich aufregende, ja fast schon gefährliche Fahrt einen steilen Hang hinauf, doch der einzige Weg, der zum Gipfel führte. Dort oben stand eine stattliche Villa, die noch aus der Zeit vor dem Bürgerkrieg stammte – das Blue Ridge Madam, wie das Gebäude im Ort genannt wurde. Seit gut einem Jahr wurde es renoviert, und Willa war immer wieder dorthin gefahren, um den Fortschritt zu begutachten.
    Das Haus hatte vor etlichen Jahren der letzte einer ganzen Reihe zwielichtiger Investoren aufgegeben. Es verfiel zusehends und löste sich langsam, aber sicher auf, bis die Familie Osgood eingriff und es erwarb. Nun war die Renovierung nahezu abgeschlossen, und bald sollte hier ein Hotel seine Pforten öffnen. Die dicken weißen dorischen Säulen standen wieder an Ort und Stelle. Sie erstreckten sich über die ganze Länge des Hauses im neoklassizistischen Stil. Im unteren Säulengang hing jetzt ein antiker Kronleuchter, im Säulengang im ersten Stock standen schmiedeeiserne Stühle. Beeindruckend waren auch all die funkelnden Fenster, die davor zerbrochen oder mit Brettern vernagelt gewesen waren. Die Villa sah aus wie das Herrenhaus einer Plantage längst vergangener Zeiten, wo Frauen in Reifröcken mit Fächern wedelten und Männer in Gehröcken die Ernteerträge besprachen.
    Das Madam war um 1800 herum von Willas Ururgroßvater, dem Begründer der mittlerweile nicht mehr bestehenden Jackson Logging Company, erbaut worden. Es war ein Hochzeitsgeschenk für seine junge Braut gewesen, eine wunderschöne, zarte Frau aus einer bekannten Familie in Atlanta. Sie hatte das Haus geliebt und es für ihrer würdig erachtet, aber das Bergkaff Walls of Water samt seiner herrlichen grünen Feuchtigkeit hatte sie gehasst. Sie war für ihre großartigen
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