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Das Wolkenvolk 01 - Seide und Schwert

Titel: Das Wolkenvolk 01 - Seide und Schwert
Autoren: Kai Meyer
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verstrickte ihn in ein heftiges Schla g gewitter.
    » Wir müssen irgendwas tu n «, presste Nugua hervor, als sie sah, dass es Wisperwind immer schlechter ging. Der Angriff des Kranichs hatte ihr einen Moment lang Ruhe vor den Mandschu verschafft, aber schon drängten sie erneut auf sie. Das Schatte n netz lag um ihren Kopf und ihre Schultern wie ein hautenger Schleier, und Nugua fragte sich, ob Wisperwind ihren Hut wohl aus genau diesem Grund getragen hatte. Vielleicht hatte er nicht nur Schatten gespendet; vielleicht diente er in Wahrheit dazu, Schatten abzuwehren.
    Sie würde es nie erfahren, wenn sie der Kriegerin nicht zur Hilfe kam. Der Kranich hatte es vorgemacht. Sie wusste nicht, ob er noch am Leben war oder sich für seinen Meister geopfert hatte. Im Augenblick war ihr nur eines klar: Irgendwie musste sie den zweiten Schamanen ausschalten.
    Feiqing war sogar noch vor ihr auf den Beinen. Er nickte ihr mit seinem grotesken Rattendrachenschädel zu, zog sie hoch und lief gemeinsam mit ihr über den Felsgrat auf den vermum m ten Mandschumagier zu.
    Der Schamane musste sie kommen sehen, wandte aber all seine Konzentration auf, um Wisperwinds Bann aufrechtzue r halten. Er stand noch immer tief vorgebeugt, als könnte er sich nur mit Mühe auf den Beinen halten. Seinen Stab hatte er jetzt wieder aufgehoben und neben sich aufgepflanzt. Der Wolf s schädel an der Spitze lachte ihnen knöchern entgegen; es war das einzige Gesicht, das sie sa hen. Der Kopf des Mannes blieb unter dem Fell verborgen.
    Nugua war schneller als Feiqing und erreichte den Schamanen als Erste. Sie trug keine Waffe und wollte sich mit bloßen Händen auf ihn stürzen, als mit einem Mal eine dürre Hand unter dem Fell hervorschoss und in ihre Richtung wies. Eine unsichtbare Macht erfasste Nugua und schleuderte sie zurück. Zugleich bekam Wisperwind tief unter ihr wieder Luft, und auch ihr Chi begann zu fließen; das Schattengeflecht aber haftete noch immer an ihr, konnte sich jeden Moment erneut zusa m menziehen.
    Nugua wäre mit dem Rückgrat auf die Felsen gekracht, hätte Feiqing sie nicht aufgefangen. Sie stolperten ein Stück zurück, während der Schamane leise zu singen begann. Seine knarzende Stimme drang unter dem Fell hervor wie stinkender Atem und nahm als schwarzer Rauch Gestalt an.
    Sie hatten der Macht des Schamanen nichts entgegenzusetzen, doch Nugua versuchte es erneut. Sie stieß sich von Feiqing ab und schnellte auf den vermummten Mandschu zu.
    Die schwarze Rauchstimme stellte sich ihr entgegen wie eine Wand aus Dornenzweigen. Die Berührung damit brannte wie Feuer, und schon lehnte sich der obere Teil der Wolke über Nugua, um über sie hinwegzukippen und sie von allen Seiten zu umhüllen. Sie schrie auf, vor Schmerz, aber mehr noch vor verzweifelter Wut, weil sie nichts tun konnte außer zurückz u weichen. Und selbst dazu war es zu spät.
    Unten auf dem Plateau verlor das Schattennetz um Wispe r winds Kopf an Festigkeit. Je mehr Kraft der Schama ne aufwandte, um sich selbst zu retten, desto faseriger wurden die Fäden seines magischen Gespinsts. Wisperwind stieß einen zornigen Schrei aus, ließ die Zwillingsschwerter durch die Reihe der angreifenden Mandschu wirbeln – und sprengte zugleich den Fesselbann des Schamanen. Schattensplitter sprühten in alle Richtungen, dann war sie frei. Und sie erkannte mit einem Blick, was oben auf den Felsen geschah.
    Feiqing sah ebenfalls, wie sich der dornige Rauch aus dem Mund des Schamanen um Nugua schließen wollte. Er stampfte vorwärts und stürzte sich tapfer mitten in das Gewirr aus schwarzen Zaubersträngen, verwehenden Dornenranken und Nuguas strampelnden Armen und Beinen. Der Rauch attackierte jetzt auch ihn, er brüllte schmerzerfüllt auf, packte Nugua und wollte sie von dem Schamanen fortziehen, fort von dieser Wolke aus Pein, die jetzt alle beide ergriffen hatte. Nugua sah und spürte ihn neben sich, war aber zu schwach, um sich aus eigener Kraft zurückzuziehen – und eigentlich wollte sie das auch gar nicht, denn sie hatte noch immer die verzweifelte Hoffnung, ihren Gefährten helfen zu können.
    Wisperwinds Blick hing an dem Geschehen oben auf den Felsen, während sie mit neuer Wut Schwerthiebe der Mandschu parierte und ihrerseits tödliche Schläge austeilte. Nicht weit von ihr war Li in ein Duell mit dem obersten Mandschu verstrickt. Lotusklaue ließ sich von einem halben Dutzend seiner Krieger beistehen, aber der Xian hielt ihren Attacken stand.
    Nur noch
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