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Das Weisse Kleid Des Todes

Das Weisse Kleid Des Todes

Titel: Das Weisse Kleid Des Todes
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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Himmel, dann hätte sie ihr ganzes Studium finanzieren können und immer noch ’nen Notgroschen übrig gehabt! Sie war zu blöd, das zu tun, was am besten für sie war.«
    »Manch einer würde sagen, sie hatte zu viele Prinzipien, um ihr Kind gegen Geld einzutauschen.«
    »Quatsch. Sie sah die Gelegenheit, sich einen Jungen aus einer anständigen Familie zu schnappen, der mit Sicherheit einmal gut verdienen würde.« Er funkelte Clare an. »Falls Wes die Akademie verlassen hätte, um dieses Mädchen zu heiraten – falls er ihr« – er warf einen Blick auf die Decke in seinem Arm – »Kind anerkannt hätte, dann hätte er das für den Rest seines Lebens bereut. Das lasse ich nicht zu.« Sein Gesicht verhärtete sich. »Wes ist immer noch zu weich. Es ist meine Aufgabe, ihn zu beschützen.«
    »Indem Sie seinen Sohn töten und sich selbst auf den elektrischen Stuhl bringen? Meinen Sie allen Ernstes, das wird ihn schützen? Meinen Sie nicht, dass er das für den Rest seines Lebens nicht mehr loswerden wird?« Ihren Blick unverwandt auf Fowler gerichtet, tastete sie sich noch ein Stück näher. »Wesley ist bereit, den Jungen offiziell an die Burns abzutreten. Das hat er mir selber gesagt.« Sie balancierte auf einem Bein und suchte mit dem anderen Fuß eine Holzschwelle, auf die sie treten konnte. »Er ist ein guter Junge. Einfühlsam, verantwortungsbewusst, fürsorglich. Sie können hier nicht einfach einen Schlussstrich ziehen, ohne ihm noch mehr zu schaden.« Clare streckte die Arme aus. »Geben Sie mir das Kind. Die anderen zwei, die Sie … eliminiert haben, das geschah im Affekt, stimmt’s? Nicht vorsätzlich? Das war Totschlag. Sie können auf verminderte Schuldfähigkeit plädieren, zeitweilige geistige Umnachtung oder … oder … sonst was.«
    Sie hielt ihre Arme ausgestreckt. In der Ferne hörte sie Motorenlärm. Vielleicht ein Schneemobil. Wenn ihr doch nur jemand helfen würde! Sie war dieser Sache hier nicht gewachsen. Sie schaffte das nicht allein.
    Du bist nicht allein. Der Gedanke kam urplötzlich, von inner-und außerhalb ihrer selbst. Sie atmete entschlossen ein. »Geben Sie mir das Baby, Colonel. Belasten Sie Wesley nicht zeit seines Lebens mit dem Bewusstsein, dass er der Grund für diese schreckliche Tat war.«
    Fowler runzelte die Stirn und presste die Lippen zusammen. Er schien zu überlegen. Clare stand absolut regungslos da, ihre ausgestreckten Arme begannen zu schmerzen.
    Hinter ihnen durchschnitt Motorengedröhn die Luft. Fowler sah an ihr vorbei. »Ah. Verstärkung«, stellte er fest und hob das Deckenbündel in die Höhe.
    Clare konnte nicht zurückschauen. Sie hörte Türenknallen und das schwache Quaken eines Funksprechgeräts. »Dadurch wird auch nichts anders«, sagte sie. »Sie sind immer noch am Zug.«
    »Vaughn.« Russ’ Stimme klang sehr besonnen und schien wie die Lichter der Landebahn am Ende eines langen Nachtflugs. »Was halten Sie davon, wenn ich auf diese Brücke komme und wir versuchen, die Situation gemeinsam zu lösen?«
    Fowler hob das Bündel noch höher. Im Innern der Decke begann das Baby zu weinen – kurze, scharfe Schreie, die Aufmerksamkeit forderten. »Bleiben Sie, wo Sie sind, Chief, sonst werfe ich das hier in den Kill.«
    »Nein!« Clares Hand griff ins Leere. Unter ihnen hörte sie ein Motorengeräusch herannahen.
    »Sie kommen hier nicht raus, Vaughn«, rief eine Stimme. »Alle Fluchtwege sind abgeschnitten. Das da ist ein Polizeiboot. Auf der anderen Seite des Kill wird die Staatspolizei Leute postieren, und die bringen einen Scharfschützen mit. Geben Sie Clare das Baby, und dann machen wir alle, dass wir aus der Kälte rauskommen. Ihr Sohn wartet schon auf Sie. Er ist krank vor Sorge.«
    Fowler schüttelte den Kopf. »Ich hatte nicht die Absicht zu fliehen, Chief. Ich wusste, wenn ich energisch gegen den Abgang meines Sohnes von der Schule und gegen eine Heirat mit diesem Proletenpack arbeite, um ihn zu retten, dann wäre mein Schicksal nicht mehr wichtig.«
    »Nein, Colonel.« Clare bewegte sich noch einen Schritt vorwärts. »Bedenken Sie, was Sie Ihrer Familie antun.«
    »Das weiß ich. Ich erspare ihr die Schande eines Gerichtsprozesses und einer Zuchthausstrafe. Glauben Sie, ich hätte mir nicht überlegt, was das hier für einen Eindruck macht? Heutzutage kennt doch niemand mehr den Begriff ›Aufopferung‹. Niemand versteht, was es heißt, die Pflicht gegenüber seiner Familie oder seinem Auftrag an erste Stelle zu setzen.«
    Aus ihren
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