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Das weiße Amulett

Das weiße Amulett

Titel: Das weiße Amulett
Autoren: Kathinka Wantula
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Polizist leisten?«
    »Nur, wenn er Mafia-Gelder annimmt.« Mansfields Mundwinkel zuckten verräterisch, während er Karen genauer betrachtete. In ihrem müden Gesicht kündigten sich dunkle Augenringe an. »Darf ich Ihnen vielleicht etwas anbieten? Cognac, Kaffee oder ein Aspirin?«
    Sie runzelte die Stirn. »Sehe ich so schlimm aus?«
    »Ziemlich.«
    Sie seufzte. »Gut, dann einen Cognac, bitte. Einen doppelten.«
    Mansfield griff zum Telefon und bestellte zwei Drinks, die ihnen innerhalb kürzester Zeit gebracht wurden. Er reichte ihr den Cognac und prostete ihr mit seinem Whiskey zu. Dann nahm er einen kleinen Schluck.
    »Wie haben Sie mich eigentlich gefunden? Haben Sie alle Hotels und Pensionen nach mir abgesucht?«
    »Natürlich nicht. Sie haben dieses Hotel dem Kommissar genannt.«
    Mansfield betrachtete die goldene Flüssigkeit in seinem Glas und nickte. »Stimmt.«
    Karen nippte an ihrem Cognac, als sie Mansfields weißes Hemd bemerkte.
    »Sie haben noch nicht geschlafen. Haben Sie Schmerzen?« Sie warf einen Blick auf die Stelle unterhalb seines rechten Rippenbogens.
    Er schüttelte leicht den Kopf. »Das ist nur ein Kratzer. Nein, eigentlich habe ich auf einen Telefonanruf gewartet«, sagte er und nahm noch einen Schluck aus seinem Glas.
    »Ein Telefonanruf um vier Uhr morgens?« Sie sah ihn verwundert an. »Wer könnte denn so unhöflich sein?«
    Mansfield versuchte ein Lächeln zu unterdrücken. »Ich weiß nicht«, erwiderte er schmunzelnd und stellte das Glas auf den Couchtisch zurück. »Außerdem leide ich auch unter Jetlag.« Er zögerte kurz, bevor er die Frage stellte, deren Antwort er schon kannte, aber er wollte die Worte aus ihrem Mund hören. »Karen, warum sind Sie eigentlich hier?«
    Sie knetete verlegen ihre Finger. Die Frage war ihr unangenehm, aber sie hatte natürlich gewusst, dass sie kommen würde. Sie warf ihm einen bittenden Blick zu. »Ich … ich wollte Sie fragen, ob ich diese Nacht vielleicht bei Ihnen bleiben kann. In meinem Hotel fühle ich mich nicht mehr sicher. Ich kenne in Paris niemand andern … und die Polizei …« Ein kurzer Schauer durchlief sie. Ihr Kreislauf machte sich bemerkbar.
    Mansfield nickte nachsichtig und stand auf. »Kommen Sie.« Er öffnete die Schiebetür zum Schlafzimmer. »Sie sind hundemüde. Nehmen Sie mein zweites Bett und schlafen Sie ein paar Stunden.«
    Karen hatte ein schlechtes Gewissen. »Und Sie?«
    »Ich werde hier auf der Couch schlafen.«
    Sie betrachtete die teure, aber äußerst unbequem aussehende Couch. »Nein«, sagte sie müde, aber bestimmt, »ich werde Ihnen auf keinen Fall Ihr Bett wegnehmen.«
    Er sah sie ruhig und sehr ernst an.
    »Ich nehme nicht die Couch?«, fragte sie zaghaft.
    »Nein.«
    Sie stand auf und ging zu ihm an die Tür, wo sie einen letzten Einwand machen wollte, aber er kam ihr zuvor. »Ich weiß, dass Sie sich jetzt nur zu gern mit mir streiten würden und nur deswegen nachgeben, weil Sie zum Streiten viel zu müde sind.«
    Karen musste lächeln. »Stimmt genau«, sagte sie und trottete langsam in Richtung Bett. Schwerfällig zog sie sich Jacke und Schuhe aus und legte sich dann mit allerletzter Kraft auf das wundervoll weiche Bett.
    »Glauben Sie, dass der Fremde es noch mal versuchen wird?«, murmelte sie ins Federkissen hinein, während Mansfield eine leichte Tagesdecke über sie legte.
    »Heute Nacht sicherlich nicht mehr. Schlafen Sie jetzt.« Er ging zur weißen Schiebetür zurück und zog sie leise hinter sich zu.
    Unschlüssig warf er einen Blick durchs Zimmer, schlenderte zu einem der bodenlangen Fenster und öffnete es. Er genoss die frische Luft und sog sie tief in seine Lungen ein, als sich seine Wunde bemerkbar machte. Mansfield fluchte leise.
    Dass die Frau bei ihm war, konnte Komplikationen geben, aber er mochte Karen. Das konnte zwar noch mehr Komplikationen geben, doch daran wollte er im Augenblick nicht denken. Stattdessen drehte er sich langsam um und warf einen prüfenden Blick auf die schmale Couch, die ihm ihre Dienste anbot, aber verflixt ungemütlich aussah. Mit einem tiefen Seufzer legte er sich auf das edle Polster und drückte ein Kissen zurecht. Er lag noch keine fünf Minuten, als von seinem Handy eine Melodie ertönte. Mit einer schnellen Handbewegung nahm er den Anruf entgegen.
    »Ja?«
    »Monsieur Mansfield? Wir treffen uns morgen Abend um dreiundzwanzig Uhr dreißig im Capet.
    »Ich habe verstanden«, sagte Mansfield mit einem grimmigen Lächeln und beendete das Gespräch.
    Es
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