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Das waren schöne Zeiten

Das waren schöne Zeiten

Titel: Das waren schöne Zeiten
Autoren: Mary Scott
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sollte, mußte ich feststellen, daß ich ganz beträchtlich unter Lampenfieber litt, so daß ich mich allen Ernstes fragte, welche Wahnsinnsidee mich veranlaßt haben mochte, allein auf einer Bühne vor einer überfüllten Halle zu erscheinen. Doch schon nach den ersten paar Malen verschwand mein Lampenfieber, und ich fand es eigentlich leicht, vor einem wohlgesinnten und interessierten Publikum zu sprechen.
    Dabei kam es natürlich zu einigen amüsanten und auch peinlichen Zwischenfällen. An einen erinnere ich mich ganz besonders. Ich hatte zu einer Versammlung von Frauen gesprochen und saß dann später mit dem Komitee und ein oder zwei wichtigen geladenen Gästen beim Tee zusammen. Einer der letzteren war eine Dame, die offenbar der Meinung war, sich in einem Kreis zu befinden, mit dem sie wenig gemeinsam hatte, und die es anscheinend liebte, ihre Ansichten ungehemmt kundzutun. Inzwischen hatte ein Mitglied des Komitees seine Bewunderung darüber ausgedrückt, daß ich in der Lage war, eine halbe Stunde lang ohne Notizen zu sprechen. Ich entgegnete mit pflichtschuldiger Bescheidenheit, daß ich dazu gezwungen sei, wenn ich nicht eine Brille aufsetzen wollte, ohne die ich meine Notizen nicht lesen könnte, aber andererseits, wenn ich eine Brille trüge, hinwiederum mein Publikum nicht sehen würde. Darauf bemerkte jene Dame laut vernehmlich: »Wäre ich heute an Ihrer Stelle gewesen, hätte ich mich für die Notizen entschieden.« Es war einigermaßen schwierig, darauf eine angemessene Antwort zu geben.
    Wie ich bereits sagte, genoß ich es, daß ich nun in Arapuni mehr mit Menschen zusammenkam. Es tat uns beiden gut; doch besonders wichtig war es für meine schriftstellerische Arbeit. Die eigenen Batterien verbrauchen sich bei diesem Job irgendwann, und die Begegnung mit Menschen lädt sie wieder auf.
    Es war zu dieser Zeit, daß ich mich einer neuen Tätigkeit zuwandte, welche von einigen meiner Leser mißbilligt, von anderen wiederum begrüßt wurde. Ich begann in Zusammenarbeit mit Joyce West Kriminalromane zu schreiben. Meine Bekanntschaft mit Joyce stammte noch aus der Zeit, da ihre Eltern in der Makomako School hinter dem Aotea Beach unterrichteten. Wir hatten uns in Kawhia kennengelernt, nachdem ich bereits eine Menge über ihre Glanzleistungen mit Pferden gehört und einige ihrer Kurzgeschichten gelesen hatte. Es war eine Sympathie auf den ersten Blick. Da sie mit Walter ebenfalls viele Interessen, wie Pferde, Rennen und Landwirtschaft teilte, entstand bald eine feste Freundschaft zwischen uns dreien, die jedem von uns viel gab.
    Dann, an einem Wochenende, das sie bei uns in Arapuni verbrachte, kamen wir auf einen Kriminalroman zu sprechen, den wir beide gelesen hatten und ziemlich weit hergeholt fanden. »Die ganze Sache ist unlogisch«, erklärten wir großartig, »und die Heldin ist hoffnungslos schwachsinnig, derart hirnlos in die Falle zu stolpern.« Ich weiß nicht mehr, wer, aber eine von uns begann sich darüber zu wundern, wie es kam, daß einige dieser miserablen Kriminalromane überhaupt verlegt wurden, und plötzlich sagten wir in einem Atemzug: »Laß uns einen schreiben! Und wir fügten auch noch ohne eine Spur von Bescheidenheit dazu: »Unserer wird auf jeden Fall besser als dieser da.«
    Um Joyce zu zitieren: »Wir gingen ins Haus zurück, vertrieben die Katzen und Hunde vom Kaminfeuer, zogen unsere Sessel heran und begannen einen Plan zu entwerfen.« Auf diese Weise wurde Fatal Lady geboren, der erste von fünf Kriminalromanen, welche wir verbrachen. Unsere Idee war, daß Joyce sich die Handlung ausdenken sollte, denn sie war diejenige mit der stärkeren Erfindungskraft.
    Für Joyce ist es durchaus nichts Ungewöhnliches, auf einer Busfahrt einen Plan für ein Buch zu entwerfen, während ich viel zu sehr mit der Betrachtung meiner Reisegenossen beschäftigt wäre. Ihre Einbildungskraft pflegte uns in Schwung zu bringen. Dann setzten wir uns zusammen und besprachen die Handlung in ihren Einzelheiten, und ich, wie Joyce behauptet, bohrte die Löcher hinein und stellte die Schießbudenfiguren auf, rein zu dem Zweck, sie wieder umzuschmeißen. Wir ließen uns viel Zeit dazu, weil wir es als Zerstreuung betrachteten. Nach einer Weile war es dann so weit, daß ich die Einteilung der Kapitel festlegte. Wenn das schließlich beendet war, stellten wir meist fest, daß die Wagen an den falschen Plätzen standen, die Lage der Leichen völlig unwahrscheinlich war, die Heldin soviel Blödsinn wie nur
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