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Das waren schöne Zeiten

Das waren schöne Zeiten

Titel: Das waren schöne Zeiten
Autoren: Mary Scott
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aber keinen Stammbaum hatte. Er war schwarz und mit seinen sechs Wochen ganz bezaubernd. Doch ziemlich bald schon zeigten sich bei Barney Anzeichen seiner Illegitimität. Sein Kopf begann immer mehr dem eines Foxterriers zu gleichen, und seinen Charakter mußte man erlebt haben, um es zu glauben.
    Barney war ein interessanter Fall, der einzige, den ich kenne, wo ein Hund, der niemals einen Schlag oder ein hartes Wort erhalten hatte, trotzdem jedes menschliche Wesen als seinen natürlichen Feind betrachtete. Er biß jeden, der versuchte ihn zu streicheln, und war äußerst unberechenbar in seinem Verhalten. Gerade noch mochte er einen Besucher freundlich wedelnd umkreist haben, der unserer Warnung zum Trotz triumphierend verkündete: »Schau, er mag mich!«, und schon eine Minute später schnappte er nach der Hand, die ihn streichelte. Nur zweimal in seinem sechsjährigen Leben traf er auf einen ebenbürtigen Gegner: einmal als ein schweres Gatter auf ihn zurückfiel, das er dann auch sofort wütend angriff, allerdings mit einem für ihn unglücklichen Ausgang; und ein andermal, als eines der Pferde sein ewiges Gekläff satt bekam, ihn an seiner Nackenhaut hochhob, kräftig schüttelte und wieder auf die Erde stellte. Er schäumte zwar vor Wut, war aber dennoch für den Augenblick gebändigt.
    Ich konnte nichts mit ihm anfangen, doch an Walter schloß er sich sehr eng an, obwohl selbst dieser nicht vor Barneys Unberechenbarkeit sicher war. Je älter er wurde, desto bösartiger wurde er. Wir behielten ihn aber trotzdem noch einige Jahre.
    Dann, als ich begann, Cockerspaniels zu züchten und er mehrmals sogar die kleinsten unter den Jungen angriff, wurde er untragbar für uns. Außerdem konnten wir ihm auch nie mit unseren Enkelkindern trauen: Kurz, er war alles in allem ein zu großes Problem. Wir hatten es nicht besprochen; doch als ich einmal über Nacht weg war, erfuhr ich bei meiner Rückkehr, daß Walter den einzig möglichen Ausweg beschritten und das Problem mit einem Gnadenschuß gelöst hatte. Es war für ihn sehr schmerzlich gewesen, sich von Barney zu trennen, der trotz alledem mutig, intelligent und ihm ergeben gewesen war.
    Um Walter zu trösten, gab ich ihm einen von meinen Jungen, die ich zu der Zeit gerade großzog. Tess war ihm sogar noch ergebener, als Barney je gewesen war. Sie ließ ihn nie aus den Augen, folgte ihm auf seinen ausgedehntesten Ritten, schlief neben seinem Bett und schien nicht einmal zu wissen, daß es außer Walter auch noch andere Menschen gab. Als sie alt, taub und fast blind geworden war und wir in diese gemietete Cottage umsiedelten, war sie für uns eine dauernde Sorge, weil sie dem Pferd ihres Herrn überallhin folgte. Mitten durch Viehherden, verkehrsreiche Straßen entlang, trottete sie mit blinder Entschlossenheit, bis sie ihn fand. Es blieb immer ein Rätsel für mich, wie sie es fertigbrachte, der Witterung eines ganz bestimmten Pferdes zu folgen. Sie war schon sehr alt, als ihr Herr sie verließ, und einen Tag lang sah es so aus, als würde sie vor Kummer sterben. Dann sagte mir der beste Tierarzt, den man sich denken kann, daß es grausam wäre, sie zu behalten. So wurde sie — ich hoffe und glaube es — mit ihrem Herrn, den sie liebte, vereint.
    Ich besaß drei Cockerspaniels auf Ngutunui, außer den vielen Jungen, die ich verkaufte. Natürlich wäre es äußerst schwierig gewesen, sie an einen Ort, der so weit entfernt von einer Metzgerei lag, zu füttern, wenn nicht die Herde wilder Ziegen gewesen wäre. Wir hatten sie damals gekauft und auf der Farm eingesetzt, um den Blaubeerbüschen auf den Leib zu rücken, und sie hatten ihre Aufgabe erfüllt. Doch nun hatten sie sich in einem erschreckenden Ausmaß vermehrt.
    Als der Tag kam, da wir Whakamaru verließen, hatte die Zeit alle meine Hunde hinweggerafft, bis auf einen. Walter hatte noch seine kleine Tess und einen Arbeitshund, von dem er sich nicht trennen mochte. Glücklicherweise waren sie alle auf dieser gastfreundlichen Farm willkommen, ebenso wie Walters Pferd und wir selber. Im August 1958 zogen wir dort ein, und unser Sohn übernahm die Farm seines Vaters.
    Walters Trennungsschmerz war schwer mitanzusehen. Wir waren dreißig Jahre auf Whakamaru gewesen, und er kannte jeden Zoll des Landes. Er hatte jeden Zaun dort aufgerichtet, oder geholfen ihn aufzurichten; er hatte Gras gesät und Kunstdünger mit seinen eigenen Händen gestreut und die Weiden gesäubert; er hatte dort seine Kinder aufwachsen sehen, sie
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