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Das waren schöne Zeiten

Das waren schöne Zeiten

Titel: Das waren schöne Zeiten
Autoren: Mary Scott
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neues Buch abschicken!« Dann kam es zu dem, was Walter immer >die übliche Krise< nannte. Ich stand früh auf und schrieb bis tief in die Nacht hinein, erklärte meinen Freunden, daß ich zu beschäftigt sei, um auszugehen, und einmal, der Aussage meiner Familie nach, soll ich sogar geschrieben haben: >Wenn einer von euch jetzt die Absicht hat, krank zu werden, muß er das in seinem eigenen Haus tun.< Aber das, dessen bin ich sicher, ist nichts weiter als üble Nachrede. Im allgemeinen schaffte ich es, das Manuskript pünktlich abzusenden, aber immer nur mit Hängen und Würgen und auf Kosten meiner Nerven.
    Daß nun mein Bruder mit uns lebte, hatte alle möglichen angenehmen Folgen. Alle seine Söhne besuchten uns zu verschiedenen Zeiten: der Arzt aus Kalgoorlie, der Ingenieur aus Melbourne, der Graduierte aus Oxford. Wir freuten uns sehr darüber, sie alle kennenzulernen, und sie hinwiederum waren froh, ihren Vater so munter, so beschäftigt und so in sich gefestigt zu sehen. Für einige Jahre meinte es das Leben wirklich recht gut mit uns.
    Dann traf uns ein Unglück, das schon seit einiger Zeit drohte. 1954 wurde meine Schwester sehr krank; zu krank, um so weit von uns entfernt zu sein. Sie und ihr Mann verließen ihr Haus in Ohope und kamen zu uns zurück. Doch nicht für lange. Die Herzschwäche, die sich schon seit einiger Zeit immer mehr verschlimmert hatte, wurde nun akut, und meine Schwester starb in unserem Haus, liebevoll gepflegt von meinen Töchtern. Sie hatte sehr an ihnen gehangen; da sie selbst keine Kinder besaß, hatten die meinen diese Lücke bei ihr ausgefüllt. Sie vergalten es ihr mit Liebe und teilten mit ihr alle Freuden und Kümmernisse. Ihr Tod war eine Tragödie für sie und ein bleibender Kummer für mich.
     

Wir verlassen Whakamaru
     
    Die Lücke, welche der Tod meiner Schwester riß, schloß sich nie mehr, und die Tage heiterer Harmonie gingen zu Ende. Wir alle wurden alt; Walter war schon seit Jahren nicht mehr kräftig gewesen. Auch die Gesundheit meines Bruders verschlechterte sich. Er, der selbstloseste aller Menschen, begann sich zu sorgen, er könnte uns zur Last fallen. Das tat er niemals, er war immer nur eine Freude für uns.
    Ein Jahr später etwa erbrachte Walter den Beweis, daß er tatsächlich war, was sein Hausarzt unentwegt ein >verdammtes Rätsel< zu nennen pflegte. Er überlebte eine äußerst schwere Operation, die im Waikato-Krankenhaus auf das beste durchgeführt worden war.
    Es war eine Zeit schlimmer Sorgen, und ich verbrachte einige Tage in Hamilton. Jenny kam nach Hause, um sich um ihren Onkel zu kümmern, und beide wurden durch die Anwesenheit von Alan und Marguerita Mulgan getröstet, die für zwei Wochen zu uns gekommen waren. Die Genesung Walters verlief genauso, wie man es aufgrund seiner Haltung Krankheiten gegenüber erwarten konnte. Er tat alles, was ihm untersagt war — nahm ein Bad, als ihm noch nicht erlaubt war, das Bett zu verlassen, lief herum, als er nur in einem Sessel sitzen durfte — und blickte nicht zurück. Sechs Wochen später war er wieder zu Hause und bereit, die ganze schlimme Geschichte zu vergessen.
    Während Walter im Krankenhaus lag, wurde mein Bruder ebenfalls krank. Man riet ihm zur Behandlung im gleichen Krankenhaus. So hatte ich das merkwürdige Erlebnis, die beiden Männer, Bett an Bett im Krankensaal liegend, zu besuchen. Mich amüsierte immer der absolute Kontrast in ihrer Haltung und ihrem Benehmen. Walter war munter und gesellig, mein Bruder zurückhaltend und ein wenig unnahbar. Wirklich es war schwer zu entscheiden, wer von den beiden sich mehr schämte: Walter für meinen Bruder, daß er sich so betont reserviert verhielt, oder Edward für Walter, daß er unverbesserlich kameradschaftlich war mit jedermann.
    Wir machten nie wieder den Fehler, Edward zu erlauben, in ein öffentliches Krankenhaus zu gehen. Wenn er später krank war, erhielt er immer sein eigenes Zimmer in einer Privatklinik, und sein Arzt, Dr. Lindsay Rogers, Autor von Guerilla Surgeon, den er gut kannte, und dem er restlos vertraute, übernahm seine Behandlung. Leider erholte er sich nur sehr langsam, und schon nach kurzer Zeit riet man ihm, es mit einem Klimawechsel zu versuchen und seinen Sohn in Melbourne zu besuchen, wo er Gelegenheit haben würde, einen weltbekannten Spezialisten zu konsultieren. Sein Sohn und dessen junge Frau waren mit Freuden bereit, ihn aufzunehmen, und der Besuch wurde arrangiert.
    Mein Bruder verließ Neuseeland 1953 mit
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