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Das Wagenrennen

Das Wagenrennen

Titel: Das Wagenrennen
Autoren: Martin Scott
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Du schuldest mir schon vierzig Gurans, die ich dir letztes Semester geliehen habe, damit du deine Studiengebühren bezahlen konntest.«
    Makri ist jetzt aufgebrachter als ein wütender Drache. Ich auch.
    »Wie kannst du es wagen, mein Büro auszurauben! Glaubst du, dass ich mein letztes Geld dieser verrückten Frauenorganisation in den Rachen werfen würde? Bist du übergeschnappt?«
    »Ich wollte es doch nur borgen«, protestiert Makri und wischt sich den Staub von den Knien.
    »Warum brauchst du überhaupt fünfzig Gurans für die Vereinigung?«
    »Das ist das Geld, das ich für sie gesammelt habe. Ich habe zwei Monate dafür gebraucht. Du weißt selbst, wie hart es hier in ZwölfSeen zugeht. Alle sind arm, und die Männer wollen sowieso nichts geben. Ich musste Himmel, Erde und die drei Monde in Bewegung setzen, bis ich diese Summe überhaupt zusammenbekommen habe. Es war einfacher, Drachen zu bekämpfen.«
    »Erzähl mir nichts von Drachenkämpfen!«, kontere ich. »Ich habe schon gegen Drachen gekämpft, als du noch gar nicht geboren warst.«
    Irgendwie scheine ich etwas vom Thema abzukommen. Ich konzentriere mich wieder darauf, die Vereinigung der Frauenzimmer zu beschimpfen. Die ist zwar nicht direkt illegal, aber bei einem großen Teil der Stadt nicht sonderlich angesehen. Vor allem nicht bei dem männlichen Teil.
    Der König mag sie nicht, die Wahre Kirche schäumt von den Kanzeln gegen sie, und der Senat hat sie als aufrührerisch gebrandmarkt. Die Vereinigung wurde gegründet, um die Stellung der Frauen in der Stadt zu verbessern. Nach einem eher zähen Start erfährt sie wachsende Unterstützung aus den unmöglichsten Ecken der Bevölkerung. Zwar gibt es keine offizielle Mitgliederliste, aber ich weiß, dass Prinzessin Du-Lakal sie unterstützt, ebenso viele mächtige Zauberinnen.
    Die Zauberergilde lässt Frauen zu. Die meisten anderen Gilden tun das nicht, ein Zustand, den die Vereinigung unbedingt verbessern möchte. Oder verschlechtern, das hängt vom Standpunkt ab. Das erste Ziel der Vereinigung ist es, offiziell von dem Verehrten Verbund der Innungen anerkannt zu werden. Aber das ist eine teure Angelegenheit, die sie eine Menge Gebühren und Bestechungsgelder kosten wird. Ich glaube, Makri hat von fünfzigtausend Gurans gesprochen.
    »Also, kann ich es mir leihen?«
    »Natürlich kannst du es dir nicht leihen! Wenn du der Vereinigung das Geld versprochen hast, hättest du es nicht verspielen sollen. Das ist unmoralisch.«
    »Halt du mir keine Vorträge über Moral, du Betrüger!«, schreit Makri.
    Ich muss unwillkürlich lachen. »Also, du hast dein Geld bei einer Wette auf einen Wagen verloren. Sehr amüsant. Miss Sparsamkeit persönlich hat ihr Geld verspielt. Die Königin des vernünftigen Verhaltens hat ihr Bargeld beim Rennen verprasst.«
    Makri verträgt diesen Spott überhaupt nicht gut. »Es war deine Schuld, du Orgk-Schätzchen! Ich hätte niemals auf diesen Wagen gesetzt, wenn du nicht gesagt hättest, dass es eine sichere Wette wäre.«
    Makri ist wütend auf mich, weil ich ihr einen schlechten Tipp gegeben habe, aber noch wütender ist sie auf sich selbst, weil sie das Geld verloren hat. Sie musste hart arbeiten, um sich den Respekt der ansässigen Geschäftsfrauen zu verdienen, und diese Geschichte wird ihrem Ruf sicher nicht gerade dienlich sein.
    »Ich muss das Geld bis zum Mittag zu Marzipixa, der Bäckerin, bringen! Du musst mir einfach helfen!«
    Mit einer lässigen Handbewegung wische ich ihre Bitte beiseite. »Ich verzeihe dir, dass du versucht hast, mein Büro zu durchwühlen. Ich schreibe es der Unüberlegtheit deiner Jugend zu. Aber lass dir das eine Lehre sein. Verspiele nie dein letztes Geld beim Rennen.«
    Makri starrt mich an. Ich erwidere ungerührt ihren Blick.
    »Ich habe wirklich schwer dafür gearbeitet, um das Geld zusammenzubekommen. Und ich habe dich vor Gericht unterstützt. Ich zahle es dir zurück.«
    Ich schüttle meinen Kopf.
    »Komm schon, Thraxas! Es sieht dir gar nicht ähnlich, dich so knauserig wie ein Pontifex anzustellen, wenn es um Geld geht.«
    »Ich brauche diese fünfzig Gurans selbst«, erkläre ich ihr.
    »Wofür?«
    »Um mein Geld von Mox zurückzugewinnen. Und jetzt verschwinde. Ich muss allein sein und die schlechten Nachrichten über Trollverstümmler verarbeiten.«
    Jemand klopft an die Außentür. Makri verschwindet. Sie wirkt entmutigt. Ich schüttle den Kopf. Also wirklich! Als wenn ich meine letzten fünfzig Gurans der Vereinigung der
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