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Das vierte Opfer - Roman

Das vierte Opfer - Roman

Titel: Das vierte Opfer - Roman
Autoren: H kan Nesser
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darf.«
    »Inspektor Kropke«, sagte Kropke und nahm Haltung an.

    Idiot, dachte Beate Moerk und begrüßte Van Veeteren.
    »Inspektor Moerk hat die Bereiche Charme und Intuition unter sich«, fuhr Bausen fort. »Ich möchte dem Hauptkommissar raten, sie nicht zu unterschätzen.«
    »Das würde mir nie im Traum einfallen«, sagte Van Veeteren.
    »Na, dann mal los!« Bausen krempelte seine Hemdsärmel hoch. »Gibt’s Kaffee?«
    Beate Moerk nickte zu einem Tablett hin, das auf einem Tisch in der Ecke stand. Kropke fuhr sich mit der Hand durch sein blondes, kurzgeschnittenes Haar, während die andere am Knopf unter dem Krawattenknoten fummelte. Offensichtlich war er es, der das Gespräch leiten sollte.
    Er ist wahrscheinlich an der Reihe, dachte Van Veeteren. Vielleicht geht er bei Bausen ja gerade in die Lehre ...
    Was auch nötig zu sein schien, wenn er ehrlich war.

5
    »Ich denke, wir sollten uns den Eggers-Fall zuerst vornehmen«, begann Kropke und schaltete den Overhead-Projektor ein. »Um den Kommissar ins Bild zu setzen und die Situation für uns selbst noch einmal zu rekapitulieren. Um das zu vereinfachen, habe ich ein paar Dias vorbereitet...«
    Er warf Bausen und Van Veeteren schnell einen beifallheischenden Blick zu.
    »Schön«, sagte Beate Moerk.
    Kropke hustete.
    »Am 28. Juni, frühmorgens, wurde also ein gewisser Heinz Eggers tot auf dem Platz hinter dem Bahnhof aufgefunden. Er war durch einen Hieb mit irgendeiner Art von Axt getötet worden... die Klinge war direkt durch die Wirbel, Pulsadern und so weiter gegangen. Ein Zeitungsausträger hatte ihn kurz nach sechs Uhr gefunden, und da war er bereits seit mehr als vier oder fünf Stunden tot gewesen.«

    »Was für ein Typ war Eggers?« unterbrach ihn Van Veeteren.
    Kropke legte eine Folie unter den Projektor, so daß Van Veeteren selbst lesen konnte, daß das Opfer vierunddreißig Jahre alt war, als sein Leben ein so jähes Ende nahm. Daß er geboren und polizeilich gemeldet war in Selstadt, keine hundert Kilometer landeinwärts, aber sich seit April diesen Jahres in Kaalbringen aufhielt. Daß er keine feste Arbeit hatte, weder in Kaalbringen noch in Selstadt noch sonstwo, und daß er ein schillerndes kriminelles Vorleben vorzuweisen hatte: Drogenmißbrauch, Körperverletzung, Einbruch, Sittlichkeitsverbrechen, Betrug... Insgesamt hatte er ungefähr zehn Jahre in verschiedenen Gefängnissen und Institutionen verbracht, das erste Mal bereits als Sechzehnjähriger. Den hiesigen Behörden war nicht bekannt gewesen, daß er sich in Kaalbringen aufhielt; Eggers hatte in einer Zweizimmerwohnung in der Andrejstraat gewohnt, die einem guten Freund von ihm gehörte, der im Augenblick eine kürzere Strafe wegen Körperverletzung und Gewaltandrohung verbüßte. Er hatte Pläne gehabt, hier in Kaalbringen ein wenig zur Ruhe zu kommen, mit dem Arbeiten anzufangen und so weiter, aber wie sich zeigte, war ihm das nicht gerade gelungen...
    »Woher habt ihr diese Informationen?« fragte Van Veeteren.
    »Aus verschiedenen Quellen«, antwortete Beate Moerk. »Die meisten von einer Freundin.«
    »Einer Freundin?«
    »Ja, so nannte sie sich selbst«, erklärte Bausen. »Hat auch in der Wohnung gewohnt. Aber sie war es nicht, die ihn umgebracht hat, auch wenn sie nicht gerade Krokodilstränen um ihn zu vergießen schien.«
    »Das tat ja wohl niemand«, warf Moerk ein.
    »Jedenfalls hat sie ein Alibi«, erklärte Bausen. »Und zwar ein wasserdichtes.«
    »Wie seid ihr vorgegangen?« fragte Van Veeteren und spielte mit dem Zahnstocher herum.

    Kropke schaute Bausen fragend an, bekam aber nur ein aufmunterndes Nicken zur Antwort.
    »Wir haben mehr als fünfzig Personen verhört«, fuhr er also fort, »die meisten ungefähr von gleichem Schrot und Korn wie Eggers. Seine Freunde und Bekannten... meistens Eierdiebe, Junkies und so. Er hatte nicht soviel Kontakt hier in der Stadt, war ja erst seit ein paar Monaten hier. Mehr als ein Dutzend Leute waren es nicht – und die altbekannten Kandidaten. Der übliche Haufen, kann man wohl sagen – solche, die im Park sitzen und sich vollaufen lassen. Die sich gegenseitig das Leben zur Hölle machen und ihre Frauen unten an der Hafenesplanade und auf dem Fischmarkt verkaufen. Ja, und dann haben wir noch eine Unmenge vollkommen belangloser Menschen verhört aufgrund irgendwelcher anonymer Hinweise...«
    Van Veeteren nickte.
    »Wie viele Leute leben hier in der Stadt?«
    »Ungefähr fünfundvierzigtausend«, sagte Beate Moerk. »In den
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