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Das Versprechen Des Himmels

Titel: Das Versprechen Des Himmels
Autoren: Robert Asprin
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dahintersteckten, würde sie verdammt viel mehr als das brauchen.
    »Eine persönliche Angelegenheit«, antwortete er Daphne. Er drehte sich um und schritt durch das Vogelhaus, ohne auf die anderen Falken zu achten. Die Vögel waren Lowans Hobby, nicht seines.
    Daphne hielt Schritt mit ihm, als er Richtung Landhaus ging. »Laßt mich helfen«, erbot sie sich.
    Dayrne hielt kurz inne. Wenn es Raggah waren, die er jagen würde, hatte Daphne dann nicht das Recht, sich ihm anzuschließen? Er schüttelte den Kopf. Trotz ihres Trainings und Geschicks war sie eine Prinzessin von Ranke. Er durfte sie nicht in Gefahr bringen. Außerdem hatte er keine Beweise, daß es sich wirklich um Raggah handelte. Nur einen Verdacht.
    »Eine persönliche Angelegenheit«, wiederholte er. Er machte längere Schritte und ließ sie zurück. Sie versuchte nicht, Schritt zu halten, sondern blieb stehen und blickte ihm wütend nach. Er konnte ihren Zorn in seinem Rücken spüren.
    Die zwölf Gladiatoren, die Lowan Vigeles ursprünglich nach Freistatt begleitet hatten, waren alle im Landhaus untergebracht worden. Zwei waren jetzt tot, nun waren sie nur noch zehn, aber das Bewußtsein, daß seine Brüder mit ihrem Tod dazu beigetragen hatten, Zips Tyrannei ein Ende zu bereiten, linderte Dayrnes Trauer. Sie waren in Ehren gefallen.
    Er ging zu dem Zimmer, das Dismas und Gestus teilten. Dismas lag am Bettrand mit einem Gedichtband. Sein Liebster, Gestus, beschäftigte sich mit einem Wetzstein und seinem Lieblingsdolch. Sie blickten auf, als Dayrne eintrat.
    »Ich werde den Großteil der Nacht weg sein«, erklärte Dayrne. »Möglicherweise in den kommenden paar Nächten ebenfalls. Ich wäre euch dankbar, wenn ihr euch heute nacht um die Wache kümmern würdet. Verdoppelt die Posten auch an den anderen Toren.«
    Dismas klappte sein Buch zu. »Erwartest du Unannehmlichkeiten?«
    »In dieser Stadt?« Mehr brauchte er nicht zu sagen. Seine Kameraden erhoben sich, um ihm hinaus zu folgen.
    »Ich will dich nicht ausfragen«, sagte Dismas, der die Tür hinter ihnen schloß. »Aber brauchst du Hilfe?«
    »Eine persönliche Angelegenheit«, antwortete Dayrne wie bei Daphne. Unter den zehn war keine andere Erklärung erforderlich. Sie waren alle auctorati, freie Kämpfer, und konnten kommen und gehen, wie es ihnen gefiel.
    Er verließ sie, schritt durch den Landsitz und durchs Haupttor. Leyn und ein dunkelhaariger Riese namens Dendur, ein neuer Rekrut, standen dort Posten. Er wechselte ein paar Worte mit ihnen, ehe er weiterging.
    Der Eingang zum Versprechen war dunkel wie immer. Doch heute erwartete ihn kein Stein auf dem Piedestal. Es spielte keine Rolle. Er wollte ohnehin nicht, daß Asphodel von seiner Anwesenheit hier wußte. Er schlug sich in die Büsche und blickte kurz zum Himmel. Eine Nacht nach Vollmond. Sabellia schenkte der Welt immer noch ihre Gunst.
    Genug Licht, etwas zu sehen - genug Licht, gesehen zu werden.
    Er duckte sich und schlich los.
    Das Himmlische Versprechen war ein großer Park. Drei Eingänge und drei Hauptwege hießen Besucher willkommen, und Dutzende kleinerer Wege schlängelten sich zwischen Bäumen und Gebüsch hindurch. An diesen schmäleren Wegen befanden sich abgeschiedene Nischen mit Büsten auf hohen Sockeln oder Statuen oder kleine Altäre für die verschieden Götter und Göttinnen, die je in Freistatt verehrt worden waren, und Priester dieser Gottheiten pflegten diese Nischen.
    Tagsüber war der schattige Park ein beliebter Aufenthaltsort für die Priester und ihre Akolyten, für Philosophen und ihre Studenten. Er war ein Treffpunkt, an dem Gelehrte sich zum Gedankenaustausch zusammensetzten und Bittsteller zum Beten kamen.
    Des Nachts jedoch gehörten die Nischen den Dirnen - und ihren Freiern, die kamen, um sich zu vergnügen.
    Oder für jemand, der ihnen auflauern wollte, erinnerte Dayrne sich, während er sich von einer Nische zur anderen stahl. Da und dort war ein Kichern zu hören, da und dort die Laute eines schnellen Liebesaktes.
    Dayrne blieb davon unberührt. Sein ganzes Augenmerk galt seiner Suche.
    Sabellia zog gemessen durch die Nacht und maß die Zeit.
    Dayrne wußte nicht genau, wann er den Blick zum ersten Mal auf seinem Rücken spürte. Er erkannte nur, daß jemand ihn beobachtete, jemand, der sich so verstohlen bewegte wie er selbst. Bog er nach rechts ab, tat sein Beobachter es offenbar ebenfalls. Ging er nach links, folgte er ihm. Er war gut, wer immer er auch war - er vermochte ihn nicht zu
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