Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Versprechen der Kurtisane

Das Versprechen der Kurtisane

Titel: Das Versprechen der Kurtisane
Autoren: Cecilia Grant
Vom Netzwerk:
Mannes, und die der meisten anderen Anwesenden ebenfalls. Eine Spannung wie vor einem Gewitter lag in der Luft. Wenn er jetzt die richtigen Worte sagte, würde er König Kieferknochen gleich auf zwanzig Schritt gegenüberstehen.
    Das wäre doch ein äußerst passendes lächerliches Ende. Wegen übertriebenen Anstands herausgefordert. Getötet wegen einer Frau, mit der er nicht einmal etwas gehabt hatte.
    Die Gespräche an den anderen Tischen traten in den Hintergrund, während er sich die Szene ausmalte. Ein paar Beleidigungen, nicht zu subtil, würden völlig ausreichen. Es würde ein Leichtes sein, den Kerl so weit zu provozieren, dass er auf den Kopf zielte, während Wills eigener Schuss ihn um zehn Fuß verfehlte.
    Wie schlimm würde eine solche Eskapade die Familie in Verruf bringen? Andrew würde es natürlich gar nicht gefallen. Doch Andrews Respektabilität konnte vermutlich mehrere Skandale in der Familie überstehen. Kitty und Martha waren beide verheiratet, und zwar nicht zu schlecht. Ihnen konnte er die Zukunft nicht mehr verbauen.
    Nick jedoch schon. Sein zweitältester Bruder hatte politische Ambitionen und war auch jetzt noch sehr auf einen Namen ohne jeden Makel angewiesen. Ihm würde er mit seinem verwegenen Unsinn keinen Gefallen tun.
    Außerdem musste er noch eine Menge Geld gewinnen. »Ich habe ihr gar nichts zu sagen.« Er artikulierte die Konsonanten überdeutlich und hielt Roanokes Blick stand. Kein Grund, völlig einzuknicken. »Ich bin es nur nicht gewöhnt, dass auf diese Weise von einer Dame gesprochen wird, und dass sie beim Vornamen genannt wird. Ich war wohl zu lange nicht in Gesellschaft. Vielleicht haben sich die Sitten geändert.«
    »Waren Sie in Spanien?«, mischte sich ein Kerl mit leuchtenden Augen ein, der kaum alt genug schien, um zu so später Stunde überhaupt noch auf zu sein. »Oder sogar in Waterloo?«
    Solche Leute traf man in letzter Zeit mit befremdlicher Häufigkeit. Männer, die das bittere Schicksal erlitten hatten, zu Hause bleiben zu müssen – Erben, deren Leben man nicht riskieren konnte, arme Schlucker, die das Geld für ein Patent nicht hatten zusammenkratzen können – und nun alles darüber hören wollten, was sie verpasst hatten.
    »Leutnant der Infanterie bei der Dreißigsten«, nickte Will. »Quatre Bras und Waterloo.« Wenn der Milchbart mehr wissen wollte, würde er es ihm mit einem Enterhaken aus der Nase ziehen müssen.
    Glücklicherweise hatte drei Plätze weiter jemand sehr entschiedene Ansichten über Wellington kundzutun, denen ein anderer Kommentare über Blüchers Strategie entgegensetzte, woraufhin die unvermeidliche Flut von Hohnrufen über den Prinzen von Oranien folgte und alle sich wie immer einig darüber waren, dass der achtzehnte Juni des vergangenen Jahres ein großer Tag in der Geschichte Englands gewesen war. Die Stimmung am Tisch schwang um; die Spannung zwischen ihm und Roanoke flackerte wie eine ausgehende Kerze und war verschwunden.
    Will atmete tief durch und lehnte sich zurück. Wenigstens konnte er dergleichen Gespräche ertragen. Viele Soldaten konnten das nicht. Manchen wurde bei dem Thema so schwindlig, dass sie den Raum verlassen mussten. Andere gerieten in Wut, wenn das Grauen der Schlacht wie ein glorreicher Sport beschrieben wurde, wie tausend gleichzeitig ablaufende Boxkämpfe, denen eine Strategie hinzugefügt worden war, sowie schmucke Uniformen und Waffen, die laut knallten.
    »Keine besonders brillante Taktik«, murmelte Cathcart und stieß eine Rauchwolke aus, während er die Pfeife aus dem Mund nahm.
    Typisch. Die, die den Krieg nicht verherrlichten, mussten immer wieder betonen, wie knapp der Sieg gewesen war, weil die besten Soldaten sich im fernen Portugal oder Spanien befunden hatten und nur unglückselige Kinder und zweitklassige Offiziere durch Hougoumont gestolpert waren. Das kannte er schon. Von einem Freund traf es ihn dennoch.
    »Ja, eine entsetzliche Verschwendung von Menschenleben.« Er gab sich Mühe, seine Stimme unbeteiligt klingen zu lassen. »Aber auf beiden Seiten, das kann ich dir versichern.«
    Der Viscount schüttelte den Kopf. »Dein Schachzug. Nicht besonders originell.« Eine Karte landete vor ihm, und er hob eine Ecke an. »Die Ehre einer Kurtisane verteidigen zu wollen. Aber es könnte trotzdem klappen. Übrigens heißt sie Miss Slaughter, deine unfruchtbare Nymphe.«
    Ach so, die Kurtisane. Ja, das passte auch besser. Er kannte Cathcart jetzt seit sieben Jahren, und immer hatte der Mann
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher