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Das verräterische Tonband

Das verräterische Tonband

Titel: Das verräterische Tonband
Autoren: Carter Brown
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keine Hoffnung
haben, sie je wieder zu heiraten, solange ihre Sekretärin die ganze Zeit um sie
sei.«
    »Sonst noch etwas?«
    Er schüttelte entschieden den
Kopf. »Nein, bestimmt nicht. Der größte Teil seines Tonbandes enthielt mit Rabelaisscher Ausführlichkeit Schilderungen seiner
Stelldicheins mit Susanne Faber, der Wochenendorgien in ihrem Haus und
dergleichen .«
    »Okay«, sagte ich. »Fällt Ihnen
sonst noch etwas über Reiner ein ?«
    »Nichts.« Erneut hatten sich
Schweißperlen auf seiner Stirn gebildet, und seine Hand zitterte, als er sie
wegwischte. »Was passiert nun, Holman ?«
    »Karen Reiners Ermordung war
meine Schuld«, sagte ich. »Ich habe sie dem ausgesetzt. Ich habe die Polizei
nicht gerufen, weil ihr das jetzt doch nichts mehr nützt, und die Polypen
stehen mir bei meinem Versuch, den Mörder zu finden, bloß im Wege .«
    »Wenn Sie nichts — äh —
entschuldigen Sie bitte, Holman ...« Er sah mich
unsicher an, das Gesicht nach wie vor schweißüberströmt. »Aber ich glaube, Sie
täuschen sich. Die Polizei sollte benachrichtigt werden, und zwar gleich.
Vielleicht suchen Sie bei sich eine Schuld, wo gar keine ist .«
    »Hören Sie zu«, knurrte ich.
»Ich habe Ihnen doch erzählt, daß ich sie dem ausgesetzt habe. Nur weil ich
nicht erwartet habe, daß ihr Partner sie umbringen würde, spricht mich noch
nicht von Schuld frei. Außerdem, Sie haben sie nicht gefunden, aber ich! Wie sie so mit zerschmettertem Hinterkopf
dalag, ihr Körper eiskalt, noch kälter als das Wasser, in dem sie lag! Wenn
ich...«
    » Stop !« sagte er plötzlich.
    »Was?« Ich starrte ihn an.
    Plötzlich war sein
professionelles Selbstvertrauen wiedergekehrt und umhüllte ihn wie ein
vertrauter alter Wintermantel. »Sie sind so sehr damit beschäftigt, Ihre
masochistischen Empfindungen zu genießen, Holman , daß
Sie einfach Tatsachen ignorieren«, sagte er ruhig. »Um wieviel Uhr haben Sie mich angerufen? Gegen neun Uhr dreißig?«
    »So ungefähr«, bestätigte ich.
»Aber was...?«
    »Wann haben Sie Karens Leiche
gefunden ?«
    »Um Mitternacht herum.«
    »Und sie war eiskalt, sagen
Sie? Sogar noch kälter als das Wasser, in dem sie lag?«
    »Ja, sicher, aber...«, begann
ich.
    »Ich bin einigermaßen sicher,
daß Karen niemals kalte Bäder genommen hat«, sagte er leise. »Die
Körpertemperatur sinkt unmittelbar nach dem Tod, aber wenn die Leiche in heißem
Wasser liegt, wird der Prozeß verlangsamt. Aber Ihnen zufolge wurde der Mörder
ermuntert, etwas zu unternehmen, weil Sie den drei genannten Leuten erzählten,
es sei Karen gewesen, die die Erpresserbriefe geschrieben hat. Sie haben mir
das gegen Viertel nach neun mitgeteilt; wie steht es mit den beiden anderen ?«
    »Dem einen gleichzeitig, weil
er hörte, wie ich mit Ihnen telefonierte«, sagte ich langsam. »Der anderen ein
bißchen später.«
    »Wenn also einer dieser drei
sie umgebracht hat, kann er es nicht viel vor zehn Uhr getan haben«, sagte er
ruhig. »Und Karens Leiche konnte sich innerhalb von zwei Stunden nicht derartig
eiskalt anfühlen. Nicht wahr? Ich bezweifle sogar, daß das Badewasser innerhalb
dieser Zeit so kalt werden konnte !«
    »Sie meinen, sie war tot, bevor
ich Sie auch nur von Larsen aus anrief ?« murmelte ich.
    »Ich habe mein medizinisches Staatsexamen,
lange Zeit bevor ich mich auf Psychiatrie spezialisierte, gemacht«, sagte er
leichthin. »Sie können mir glauben, Holman , wenn sich
ihre Leiche so kalt anfühlte, muß sie wesentlich länger als zwei Stunden tot
gewesen sein .«
    »Vielen Dank.« Ich grinste ihn
düster an. »Sie haben mich also sozusagen reingewaschen .«
    »Und mich selber hoffentlich
auch?« Die natürliche Farbe kehrte recht schnell wieder in sein Gesicht zurück.
»Halten Sie es nun nicht auch für besser, die Polizei zu rufen ?«
    »Vermutlich ja«, sagte ich.
»Aber das hat noch ein paar Minuten Zeit. Wenn Karen nicht meinetwegen ermordet
wurde, warum wurde sie dann umgebracht ?«
    »Ist es nicht Sache der
Polizei, das herauszufinden ?«
    »Entweder hat Karens Partner
ihr nicht zugetraut, daß sie den Mund hält«, sagte ich, »oder...«
    »Oder ?« warf Sullivan etwa fünf Sekunden später ein.
    »Oder sie hatte überhaupt nie
einen Partner .« Ich begriff plötzlich. »Aber
vielleicht wußte sie etwas, was auf die Person des Erpressers hinwies .«
    »Warum hat sie Ihnen das dann
nicht schon früher gesagt ?« Seine Stimme klang leicht
ärgerlich, als ob er es satt habe, mich bei guter Laune zu
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