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Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis
Autoren: Marina Schuster
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Aber man konnte ja nie wissen, es war besser, wachsam zu bleiben.
    »Gut«, sagte sie, während sie langsam rückwärts ein paar Schritte auf die Eingangstür zuging, »ich bleibe hier an der Tür stehen, und Sie haben fünf Minuten Zeit, um mir alles zu erklären. Sollte mir irgendetwas komisch vorkommen, bin ich sofort draußen und schreie die ganze Stadt zusammen.«
    Er grinste und hob dann die Hände.
    »Okay, und ich lasse meine Hände oben, damit Sie sicher sein können, dass ich nicht plötzlich eine Pistole aus dem Gürtel ziehe.«
    »Sehr witzig«, fuhr sie ihn an, »Also los jetzt.«
    »Also gut, es ist eigentlich ganz kurz und einfach erklärt. Als wir uns dort in dem Bürogebäude begegnet sind«, er betonte das Wort »begegnet« und erneut zuckten seine Mundwinkel amüsiert, »kam ich gerade aus der Anwaltskanzlei, wo ich einen Termin zu einer Testamentseröffnung hatte. Ein Onkel, den ich nur flüchtig gekannt habe, hat mir ein etwas kurioses Erbe hinterlassen.«
    Stirnrunzelnd hörte Debbie zu, irgendwie kam ihr das doch sehr bekannt vor.
    Er fuhr fort: »Ich hatte vierundzwanzig Stunden Zeit, mir zu überlegen, ob ich das Erbe annehmen wollte oder nicht. Nachdem ich mich dann dafür entschieden hatte, hat der Anwalt mir heute Morgen«, er sah kurz auf die Uhr und korrigierte sich dann, »nein, gestern Morgen, eine Fahrkarte nach Springfield in die Hand gedrückt sowie diese Anschrift hier. Ich hatte allerdings keine Lust mit dem Zug zu fahren, außerdem hatte ich den ganzen Tag noch zu tun und kam nicht weg. Also habe ich mich dann am späten Abend ins Auto gesetzt und kam zu nachtschlafender Uhrzeit hier an.«
    Debbie glaubte, ihren Ohren nicht zu trauen.
    »Tja, ich habe dann nach der Adresse gesucht, kam ahnungslos hier herein, und den Rest kennen Sie ja wohl.« Er grinste wieder. »Mit so einer netten Begrüßung hatte ich allerdings nicht gerechnet.«
    »Lassen Sie mich raten«, sagte Debbie nervös, »Ihr Onkel hieß ganz zufällig Chester Mayfield, richtig?«
    Überrascht schaute er sie an, das Grinsen verschwand. »Ja, woher wissen Sie das?«
    Sie zuckte die Schultern. »Sieht wohl so aus, als wären wir beide aus dem gleichen Grund hier.«
    Kurz schilderte sie ihm, dass sie genau das Gleiche erlebt hatte wie er.
    »Wow, jetzt bin ich aber platt«, sagte er erstaunt. »Ich hatte ja keine Ahnung, dass es außer mir noch einen Erben gibt. Der Anwalt hat kein Wort davon erwähnt.«
    »Geht mir genauso.«
    Er grinste wieder. »Nachdem das jetzt geklärt ist, können wir dann vielleicht erstmal einen kleinen Waffenstillstand schließen? Irgendwie tut mir die Schulter ziemlich weh, und der Biss in meinem Arm brennt höllisch.«
    Erst jetzt bemerkte sie, dass sein Hemd aufgerissen war, und sich ein roter, leicht blutender Striemen von der Schulter längs über den Arm zog, scheinbar hatte sie ihn dort mit dem Schürhaken erwischt.
    »Oh Gott, es tut mir so leid«, sagte sie erschrocken. »Der Schürhaken sieht nicht sehr sauber aus, das sollte ausgewaschen werden, bevor es sich entzündet.«
    Sie gab ihm ein Zeichen ihr zu folgen und ging voraus zum Badezimmer.
    »Ziehen Sie das Hemd aus, ich hole etwas zum Verbinden«, befahl sie ihm.
    Rasch ging sie zurück zum Zimmer, griff nach dem T-Shirt und fischte eine kleine Nagelschere aus ihrer Tasche.
    Als sie wieder ins Bad kam, saß er mit bloßem Oberkörper auf dem Rand der Wanne. Er war kräftig und muskulös, ein merkwürdiges Gefühl kribbelte plötzlich in ihrem Bauch und sie hielt sekundenlang die Luft an. Dann fiel ihr Blick auf seinen Unterarm, deutlich waren ihre Zahnabdrücke zu sehen.
    Er schaute sie an und grinste wieder. »Ich hoffe, Sie haben keine Tollwut.«
    Kopfschüttelnd begann sie, das T-Shirt in Streifen zu schneiden, so gut es mit der winzigen Schere möglich war. Ein größeres Stück behielt sie übrig, und hielt es nun eine Weile unters Wasser.
    Dann trat sie wieder zu ihm und wusch damit vorsichtig das Blut ab.
    Mit zusammengebissenen Zähnen sah er ihr zu.
    »Sind wir eigentlich miteinander verwandt?«, presste er heraus.
    »Hm, keine Ahnung, wenn Chester Mayfield unser gemeinsamer Onkel war, sind wir wohl so etwas wie Cousin und Cousine«, überlegte sie laut, während sie die Streifen des T-Shirts um seinen Arm wickelte. »Aber ich bin mit ihm nicht wirklich blutsverwandt, er war der erste Mann meiner Tante Elisabeth.«
    »Oh, ich auch nicht, er war mit der Schwester meines Vaters verheiratet.«
    »Ganz schönes
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