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Das Vermächtnis von Thrandor - Der Auserwählte

Das Vermächtnis von Thrandor - Der Auserwählte

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Der Auserwählte
Autoren: Mark Robson
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folgte.
    Seit Sonnenuntergang hatte es merklich abgekühlt und jetzt fegte ein eisiger Wind übers Land. Calvyn rieb die Hände aneinander, hauchte hinein und zog sich den Umhang enger um den Körper. Dann kroch er um das Zelt herum und zog die Abspannschnüre noch etwas nach. Ansonsten schien alles gesichert zu sein.
    Wieder zuckten Blitze über den wolkenverhangenen Himmel. Das war kein einzelner Sturm, sondern eine ganze Gewitterfront, die wie ein brandschatzendes Heer übers Land zog und mit ihrem Kriegsgeheul bis in den letzten Winkel vordrang.
    Die Pferde tänzelten nervös und warfen die Köpfe. Calvyn ging zu dem Platz hinüber, wo sie angebunden waren, und tätschelte Hakkaari beruhigend den Hals.
    »Ganz ruhig«, sagte er sanft, »so ein bisschen Wind und Regen kann uns doch nichts anhaben.«
    Hakkaari war da wohl anderer Ansicht. Bei jedem Blitz und Donnerschlag weiteten sich seine Augen angstvoll und er stampfte unruhig auf der Stelle. Eine klirrend kalte Bö traf Calvyn unvorbereitet. Gewitter brachten ihre eigenen Winde mit sich, das wusste Calvyn, doch auf so einen eisigen Sturm war er nicht gefasst gewesen. Die nächste Stunde würde für niemanden, den es auf offenem Gelände erwischte, besonders lustig werden, egal ob Mensch oder Pferd. Es wäre unbarmherzig gewesen, die Pferde an diesem Ort angepflockt zu lassen, denn in ihrer Panik hätten sie sich verletzen können. Er sah sich um und beschloss, sie in den Schutz eines nahe gelegenen Wäldchens zu bringen.

    Er knotete Hakkaaris Führungsleine los, zog den Wallach unter die Bäume und band ihn dort fest. Dann rannte er zurück, holte das nächste Pferd und das nächste, doch die Zeit wurde knapp.
    »Was machst du denn da?«, rief eine Stimme direkt hinter ihm.
    Calvyn zuckte erschrocken zusammen.
    »Ich bringe die Pferde in Sicherheit, Meister Akhdar. Sie haben schreckliche Angst vor dem Gewitter, was man ihnen nicht übel nehmen kann. Wird wohl ziemlich heftig werden.«
    »Du hättest uns wecken sollen. Dann hättest du dir die Arbeit nämlich sparen können. Jetzt hol die Pferde wieder zurück zu den Pflöcken. Ich schicke dir Lomand zu Hilfe.«
    »Aber Meister …«
    »Tu, was ich dir sage, Calvyn«, befahl Akhdar.
    »Ja, Meister.«
    Sekunden später setzte der Regen ein. Der Wind trieb einen gewaltigen Wolkenvorhang vor sich her, der alles durchnässte, was ihm in die Quere kam. Die Äste der Laubbäume, die ihre Blätter schon lange abgeworfen hatten, und die Nadeln der Kiefern und Tannen ließen die niederprasselnden Regentropfen durch wie ein Sieb. Fluchend band Calvyn das erste Pferd los, führte es ins Lager zurück und pflockte es an.
    »Du denkst eben noch nicht wie ein Magier«, dröhnte Lomands tiefe Stimme neben Calvyns Ohr und ließ ihn erneut zusammenfahren, »… sondern wie ein Soldat. Dir kommt gar nicht in den Sinn, dass du deine Umgebung mit Magie verändern kannst. Ich hole die letzten beiden Pferde, dann zeige ich dir, was ich meine.«
    Calvyn nickte zerknirscht und beruhigte das tänzelnde Pferd an seinem Führseil.

    Meister Akhdar wartete zwischen dem Zelt und den Pflöcken auf sie, eingehüllt in eine schützende Blase aus magischer Energie. Der Regen konnte ihm nichts anhaben und sein Umhang hing trotz des Sturmes ruhig herab. Calvyn ging ein Licht auf. Der Schutzschild, den Meister Akhdar benutzte, ähnelte dem, den Calvyn in der Schlacht um Mantor heraufbeschworen hatte. Die magische Formel war nicht schwer. Allerdings würde für den Schutz der Pferde ein erheblich größeres Kraftfeld nötig sein.
    Lomand führte anscheinend mühelos Hakkaari und das letzte Pferd aus dem Wäldchen zurück. Calvyns Finger waren mittlerweile so steif gefroren, dass es ihm unmöglich war, das Führseil festzuknoten. Lomand band schnell die beiden Pferde an und kam Calvyn dann mit einem freundlichen Lächeln zu Hilfe.
    »Nun sieh zu und lerne, junger Calvyn«, wies er ihn an.
    Lomand nickte Akhdar zu, der ebenfalls den Kopf neigte. Dann zog der weißhaarige Großmagier einen Stab unter seinem Umhang hervor. Die Spitze hatte die Form einer Faust, die einen großen roten Edelstein hielt. Calvyn erkannte ihn sofort und schnappte nach Luft: Es war der Stab des Dantillus, und gleich würde er sehen, wie er benutzt wurde. Der Stab war unter Magiern seit über dreihundertfünfzig Jahren ein Symbol der Macht.
    Akhdar schloss die Augen und hielt den Stab senkrecht vor sich, die rechte Hand über die linke gelegt. Die Lippen des Magiers bewegten
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