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Das Vermächtnis des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition)

Das Vermächtnis des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Joël Tan
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Zerstörung von Burg und Hof waren oft die Folge; so, wie ich es auch mit der Riepenburg habe geschehen lassen. Auch wenn ich sagen kann, dass Eccard Ribe tatsächlich gelebt hat, weiß ich nicht, an welchem Tag er starb und unter welchen Umständen. Seine Riepenburg brennt in meinem Buch 1291 nieder, doch in Wahrheit tauschten die Ribes sie im Jahre 1296 gegen Güter in Lüneburg ein. Die Burg, genau wie die Mühle, deren Erstnennung eigentlich erst 1318 im Kopialbuch des Klosters Scharnebeck war, standen beide noch viele hundert Jahre lang.
    Alle Burgen meines Romans haben eine bewegte Geschichte, und nicht immer war es mir möglich, dieser korrekt zu folgen. So ist die Burg Linau beispielsweise im Jahre 1291 zerstört worden und wurde erst 1308 wieder aufgebaut. Jene Burg, die ich beschreibe, war die des Jahres 1308. Sie blieb einundvierzig Jahre bestehen.
    Auch die anderen beiden Burgen – Kiel und Stotel – haben mir ein wenig Kopfzerbrechen bereitet.
    Burg Kiel hat es an der von mir in der Karte angezeigten Stelle gegeben. Doch ist über ihr Aussehen nichts bekannt, weshalb ich mir diesen Teil frei erdachte.
    Fast genauso verhält es sich mit der Burg Stotel. Fest steht, dass sie im Jahre 1213 oder 1214 im Zuge des Stedinger Bauernkrieges zerstört und wenig später an leicht veränderter Stelle, östlich der heutigen Ortschaft Stotel, wieder aufgebaut wurde. In den Zeiten danach war die Geschichte der Feste bewegt. Die Burg wurde verpfändet und als Lehen weitergegeben. Es ist für mich nicht zweifelsfrei nachzuweisen, dass in der Zeit meines Romans auch wirklich Graf Johannes I. von Stotel dort gelebt hat. Was ich aber sagen kann ist, dass dessen Vater der erste Graf von Stotel war und dass dieser auch wirklich Salome von Oldenburg geheiratet hat. Sein Verhältnis mit einer Stedingerin, aus dem Walther von Sandstedt entstanden sein soll, ist von mir frei erfunden. Hätte es jenen Seitensprung aber gegeben, dann wäre der Skandal darüber meiner Geschichte sicherlich nahe gekommen, denn die Stoteler und die Stedinger waren tatsächlich Feinde. Darum ist es nicht verwunderlich, dass Gerbert von Stotel seinen geliebten Bastard fortgab, um ihn vor seinen Söhnen zu schützen, und auch, dass Johannes I. mit allen Mitteln versuchte, seinen Halbbruder unschädlich zu machen.
    In Anbetracht dieser Tatsachen war der Wunsch von Walthers Mutter, ihren Beichtbrief ( litterae confessionalia ) dem Erzbischof persönlich zu überreichen, nachvollziehbar. Wie so viele damals glaubte auch sie, nur so von ihrer, aus mittelalterlicher Sicht sehr schweren Sünde, befreit werden zu können. Beichtbriefe berechtigten nämlich dazu, einmal im Leben einem geeigneten Beichtvater um Vergebung aller Sünden zu bitten und somit einen vollkommenen Ablass zu erhalten. Dieser einträgliche Ablasshandel begann ungefähr zur Zeit meines Romans und wurde gegen Ende des Mittelalters immer mehr missbraucht.
    Um dieses Beichtgeheimnis und somit Walthers Vergangenheit habe ich absichtlich über drei Bände lang ein Geheimnis gemacht und es erst zum Schluss aufgelöst. In gewisser Weise fungiert Walthers Geschichte als Bindeglied zwischen den drei Bänden der Trilogie. Das Lied, welches er auf dem Turnier zum Besten gibt, ist von Ulrich von Liechtenstein, einem Minnesänger aus dem 13. Jahrhundert. Jenes später im Buch, das Tybbe im Klostergarten hört, habe ich selbst gedichtet.
    Den Ort Westede, in dem das Gut Drake steht, welches ihm am Ende zugesprochen wurde, hat es tatsächlich gegeben. Er wurde 1217 erstmalig als Wetsstede genannt und ist das heutige Hohenwestedt.
    Einige wichtige und historische Ereignisse Hamburgs aus dem Buch möchte ich nicht unerwähnt lassen. Die Münze zum Beispiel wurde tatsächlich an die Stadt verpachtet, was den Bürgern eine Einflussnahme auf den Prägebetrieb ermöglichte. Ich ziehe diesen großen Tag allerdings eineinhalb Jahre vor; in Wahrheit fand die Pachtübertragung am 5. April 1293 statt. Gänzlich an die Stadt verkauft haben die Schauenburger ihre Münze erst im Jahre 1325. Auch die Übertragung der kleinen Alster hat es gegeben, aber ebenso nicht in der von mir genannten Zeit, sondern laut des Hamburgischen Urkundenbuchs am 13. Dezember 1264. Das Schiffsrecht, welches der Rat im Roman durch Thymmo und Johann Schinkel anfängt zusammenzutragen, sollte nachweislich das bislang geltende Gewohnheitsrecht ersetzen. Eigentlich wurde der Gesetzesentwurf für das neue Stadtrecht von 1301 geschrieben,
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