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Das Vermächtnis der Montignacs

Das Vermächtnis der Montignacs

Titel: Das Vermächtnis der Montignacs
Autoren: John Boyne
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Schultern. »Trotzdem. Was bedeutet Ihnen Gareth Bentley überhaupt?«
    Â»Nichts«, antwortete Montignac, »aber warum sollte ich ihn hängen lassen, wenn ich es verhindern konnte? So herzlos bin ich nicht. Sie haben bekommen, was Sie wollten, und ich habe bekommen, was ich wollte. Es gab keinen Grund mehr, Gareths Leben zu opfern. Er ist bereits ein Verlierer, auch ohne mein Zutun.« Er deutete auf das Radio. »Ist es noch nicht so weit?«
    Â»Bald.« Keaton schaute auf die Uhr, schaltete das Radio ein und suchte einen Sender. Musik erklang. »Habe ich Ihnen schon erzählt, dass ich gestern Abend noch Besuch hatte?«
    Â»Nein. Von wem?«
    Â»Von Roderick Bentley. Gleich nachdem das Verfahren eingestellt worden war, kam er angerannt und wollte seine Zusage zurücknehmen. Wofür es natürlich zu spät war. Der arme Narr hatte ja nicht gewusst, dass er und seine Frau von Anfang an das Alibi ihres Sohnes waren. Sie hätten das Ganze gar nicht durchmachen müssen. Ich fand, dies beinhaltet eine gewisse Ironie.«
    Montignac begann auf die Schreibtischplatte zu trommeln. Mit halbem Ohr lauschte er den Klängen des Radios, während sein Blick unwillkürlich durch das Fenster in Richtung des Buckingham-Palasts wanderte und er sich fragte, wie groß das Chaos dort im Moment war. Dann dachte er daran, was für ein Bild er und Keaton abgäben, wenn jemand sie sähe: ein alternder Richter und ein junger Galerist, die sich an einem Schreibtisch gegenübersaßen und im Radio Musik hörten. Keiner von ihnen sagte etwas, jeder sann den vergangenen Monaten nach, deren Höhepunkt kurz bevorstand.
    Die Musik verklang und wurde von einer Stimme ersetzt, der gepflegten Stimme eines Nachrichtensprechers der BBC.
    Â»Wir unterbrechen unser Musikprogramm für eine Sondermeldung direkt aus dem Buckingham-Palast. Zu Ihnen spricht Seine Majestät, König Edward der Achte.«
    Â»Es geht los«, sagte Keaton aufgeregt und klatschte vor Freude in die Hände. »Haltet euch fest.«
    Im Radio war ein Knistern zu hören. Montignac und Keaton hielten den Atem an. Eine dünne, bekümmerte Stimme ertönte.
    Â»Endlich bin ich in der Lage, selbst einige Worte zu sagen. Es war nie mein Wunsch, etwas zurückzuhalten, doch bis jetzt war es mir aus verfassungsmäßigen Gründen nicht möglich, mich zu äußern.«
    Â»Er hätte sich schon vorher äußern können«, brummte Keaton. »Wer hätte ihn daran gehindert, wenn er hätte reden wollen.«
    Â»Vor wenigen Stunden habe ich meine letzte Pflicht als König und Herrscher erfüllt, und jetzt, da mein Bruder, der Herzog von York, meine Nachfolge angetreten hat, müssen meine ersten Worte lauten, dass ich ihm meine Treue erkläre. Das tue ich von ganzem Herzen.«
    Keatons Miene hellte sich wieder auf. Er grinste Montignac an, hob die Brauen und reckte triumphierend die Faust.
    Â»Sie alle kennen die Gründe, die mich gezwungen haben, auf den Thron zu verzichten. Dennoch möchte ich, dass Sie erfahren, dass ich bei meinem Entschluss weder das Land noch das Empire vergessen habe, dem ich als Prinz von Wales und danach als König seit vierundzwanzig Jahren versucht habe zu dienen.«
    Â»Du verdammter Heuchler«, zischte Keaton. »Du Schmarotzer! Verschwender! Dieb!«
    Â»Sie müssen mir glauben, wenn ich sage, dass es mir unmöglich ist, die schwere Last meiner Verantwortung zu tragen und meine Pflichten als König so zu erfüllen, wie ich es wünsche, wenn ich dazu nicht die Hilfe und Unterstützung der Frau habe, die ich liebe.«
    Keaton schüttelte den Kopf, als hätte er gerade den größten Unsinn gehört. »Ist das zu fassen?«, fragte er. »Er tut es für eine Frau? Wie absurd kann man sich denn verhalten?« Montignac runzelte die Stirn und wünschte, Keaton würde seine Kommentare für sich behalten. Er wollte kein Wort der Rede verpassen.
    Â»Zudem möchte ich, dass Sie erfahren, dass die Entscheidung, die ich getroffen habe, einzig und allein meine eigene war. Es ging um etwas, dass nur ich entscheiden konnte. Die andere Person, die von dieser Entscheidung ebenfalls betroffen wurde, hat bis zuletzt versucht, mich umzustimmen. Ich bin bei dieser schwierigsten Entscheidung meines Lebens nur dem einzigen Gedanken gefolgt, was letztendlich für alle das Beste ist.«
    Â»Du meinst, das Beste für
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