Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Vermächtnis

Das Vermächtnis

Titel: Das Vermächtnis
Autoren: Kathryn Lasky
Vom Netzwerk:
schlüpfte, den Namen Hoole. Dieser Hoole soll sogar magische Fähigkeiten besessen haben. Er setzte seine Zauberkräfte aber nur für gute Zwecke ein, niemals für böse. Aber das ist nur eine uralte Geschichte aus einer Zeit, in der es noch keine Hohen Könige gab. Heutzutage bedeutet ‚Hoole‘ nur, dass jemand der Erste seiner Art ist.“
    „Also in unserer Sprache, der Wolfssprache, bedeutet ‚Hoole ‘ einfach ‚Eule ‘ . Es war übrigens der Geist einer Hoole, der mich und meine Wölfe in dieses Land geführt hat.“
    „Der Geist einer Eule?“
    „Ein sehr lebendiger Geist, aber die Hoole selbst war schon lange tot.“
    „Du sprichst von einem Geisterschnabel.“
    „Wenn ihr so die Geister eurer Toten nennt, dann hatte ich es wohl mit einem Geisterschnabel zu tun.“
    „Hoole …“, wiederholte ich leise. Das Wort klang in die Nacht hinaus wie das wilde nächtliche Geheul der Wölfe. „Hoole …“

Trotz meiner Zweifel ging mir die Glut von Hoole nicht mehr aus dem Sinn. Ich ahnte, dass ihre Macht meine eigenen Fähigkeiten bei Weitem überstieg. Immer wieder flog ich über den Vulkanen meine Runden und versuchte herauszufinden, in welchem der fünf Krater die Glut verborgen lag. Sie brannte in meinen Träumen und in meinem Magen. Sie faszinierte mich und machte mir Angst.
    Von Fengo konnte ich in der Tat viel lernen. Er zeigte mir, wie man mithilfe der schon etwas abgekühlten Glutbrocken vom Rand der Lavaflüsse Feuer machte. Er führte mir vor, wie man Gold und Silber aus Gestein herausschmolz und beim Erkalten in eine Form brachte. Vor allem interessierten ihn aber jene Steine, in denen „starke Metalle“ eingeschlossen waren, wie er sich ausdrückte. Er war davon überzeugt, dass sich auch diese Metalle herauslösen ließen, wenn das Feuer nur heiß genug war. Für ein solches Feuer brauchte man jedoch eine besondere Glut, die den Boden noch nicht berührt hatte. Wenn Fengo darüber sprach, bekam er leuchtende Augen.
    „Gold und Silber sind zu weich. Aber wenn es uns gelänge, etwas aus diesem anderen Metall herzustellen, könnte das unser Leben verändern!“
    Fengo war überaus geschickt. Er konnte wunderschöne Muster in Knochen nagen. Manchmal nagte er aus den Knochen auch scharfe Klingen, die unseren Eisschwertern in nichts nachstanden. Doch sein großer Traum war es, Gegenstände aus Metall anzufertigen.
    Nach diesem ersten Besuch kam ich mehrmals im Jahr in die Hinterlande und besuchte Fengo. In N’yrthgar wussten nur wenige Eulen von meinen Ausflügen.
    König H’rath und Königin Siv blieben über ihren vertrauenswürdigsten Boten mit mir in Verbindung. Er hieß Joss und hielt mich darüber auf dem Laufenden, ob in N’yrthgar noch Frieden herrschte oder ob irgendwo wieder ein Aufstand losgebrochen war. In diesem Fall flog ich sofort zurück.
    Was ich bereits über Feuer wusste, konnte H’rath und seinem Königreich bestimmt eines Tages von Nutzen sein.
    Es war mir aber immer noch nicht gelungen, ein Stück Glut im Flug aufzufangen. Das wurmte mich fürchterlich.
    Eines Tages machte ich meinem Ärger Luft. „Ich verstehe das nicht, Fengo! Jedes Mal bin ich so nah dran …“, ich hielt zwei Zehen dicht aneinander, „und dann schnappe ich doch wieder daneben!“
    Fengo hatte sich auf dem Boden ausgestreckt. Jetzt erhob er sich und baute sich vor mir auf. Er sträubte das Nackenfell, streckte den Schwanz waagerecht aus, schaute mich unverwandt an und knurrte. Mein Magen erstarrte zu Eis. Seit wir befreundet waren, hatte ich ihn noch nie so erlebt. Noch nie hatte er mir gegenüber seine Macht demonstriert, wie es ein ranghoher Wolf gegenüber einem rangniederen tut. Ich war aber kein Wolf, ich war eine Eule. Zwischen uns beiden gab es keine Rangunterschiede.
    „Was hast du denn?“ Als ich seinem Blick begegnete, fuhr ich zusammen. In Fengos Augen loderte wieder die Glut. Ich musste wegschauen. Ich senkte den Kopf und im nächsten Augenblick hatte ich – ich, eine Eule! – eine geduckte, unterwürfige Haltung angenommen.
    „Wenn du die ganze Zeit nur an die Eulenglut denkst, wird es dir nie gelingen, ein Glutstück zu fangen!“, knurrte Fengo.
    „Ich bin eine Eule. Da ist es ja wohl kein Wunder, dass mich der Gedanke an die Eulenglut nicht loslässt“, verteidigte ich mich.
    „Eule hin, Eule her. Die Glut ist nicht für dich bestimmt. Jedenfalls jetzt noch nicht.“
    „Was soll das heißen: jetzt noch nicht?“ Ich wartete gespannt auf seine Antwort.
    Er ließ sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher