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Das Verlangen des Milliardaers - Band 2

Das Verlangen des Milliardaers - Band 2

Titel: Das Verlangen des Milliardaers - Band 2
Autoren: June Moore
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macht schließlich nichts …
    Paul hat Kaffee geholt. Ich habe keinen Hunger, er auch nicht. Wir sehen uns nicht an – wir fürchten uns davor, im Gesicht des anderen die Angst zu entdecken, die uns umtreibt und die uns nicht eine Sekunde lang verlässt. Auch wenn die Kurve auf dem Monitor stabil aussieht, regt sich Papa immer noch nicht. Als ob er im Koma läge. Ich wage es kaum, ihn anzufassen oder mit ihm zu sprechen. Endlich erscheint der Arzt und wirft einen Blick auf Papas Krankenblatt.
    „Guten Tag, sind Sie die Kinder von Monsieur Arpad?“
    „Ja.“
    „Ihr Vater schwebt nicht mehr in Gefahr. Sein Herzstillstand wurde von einer ventrikulären Tachykardie verursacht. Das kommt bei Menschen im Alter Ihres Vaters recht häufig vor. Das Herz schlägt zu schnell und hält dann abrupt an. Dadurch wird ein Herzinfarkt mit mehr oder weniger schwerwiegenden Folgen verursacht. Ihr Vater hatte Glück, sein Gehirn hat keinen Sauerstoffmangel erlitten, er wird also keine irreparablen Schäden zurückbehalten. Aber er wird viel Ruhe brauchen. Im Moment schläft er. Er hat Beruhigungsmittel bekommen. Wir behalten ihn noch ein paar Tage zur Beobachtung hier. Anschließend müssen erneut ein paar Tests durchgeführt werden, damit wir wissen, ob er wieder nach Hause darf.“
    „Vielen Dank, Herr Doktor.“
    Das beruhigt uns sehr.

    „Alles in Ordnung?“, frage ich Paul, der eine Grimasse schneidet.
    „Ja. Das … puh! Es geht mir wirklich viel besser!“

    Er nimmt mich in den Arm und wirbelt mich herum, um seine Freude auszudrücken.
    „Lou, hast du was dagegen, wenn ich nach Hause gehe? Ich habe heute Nachmittag Uni, danach komme ich wieder vorbei, in Ordnung? Du sagst mir Bescheid, wenn Papa aufwacht?“
    „Natürlich. Los, hau ab. Ich habe auf der Arbeit schon Bescheid gesagt, dass ich nicht komme.“
    Cerise antwortet per SMS auf meine Nachricht:
    „Kein Problem. Ich sage allen Bescheid. Wie geht es deinem Vater?“
    Ich antworte ihr, dass es ihm besser geht, dann setze ich mich wieder neben Papa und warte, bis er aufwacht.
    Meine Gedanken schweifen wieder zu Alexander: Die Erinnerung an unsere letzte Umarmung auf dem Boot steigt wieder in mir auf, an seine Zärtlichkeiten, seine Küsse auf meiner Haut, seine Hände auf meinem Körper, seine Schönheit … Bei dem Gedanken an die Lust, die wir gemeinsam erlebt haben, muss ich lächeln. Und dann diese Unterhaltung am Telefon …
    Mutter, ich bin nicht Charles.
    Er fehlt mir so, ich will ihn anfassen, mich in seine Arme schmiegen, mit ihm über seine Mutter sprechen, nach den Anrufen fragen – aber er weicht mir aus, er ist so geheimnisvoll. Warum darf ich ihn nicht kontaktieren? Warum habe ich dem bloß zugestimmt?

    Mein Vater hatte einen Herzinfarkt und ich war nicht da. Das ist ein Zeichen. Ich muss bei ihm bleiben. Ich darf nicht mehr wegfahren. Aber was soll ich machen, wenn Alex will, dass wir uns irgendwo treffen?
    Ich lasse Papa nie mehr allein!
    Verwirrter denn je sinke ich auf dem unbequemen Krankenhaussessel in einen unruhigen Schlaf. Papas Stimme lässt mich hochschrecken.

    „Was machst du denn da, mein Liebling? Solltest du nicht auf der Arbeit sein?“
    „Papa!“

    Ich stürze an sein Bett.
    „Mein Schätzchen … Ich wollte nicht, dass du kommst. Du hast doch so viel zu tun.“
    „Wie bitte? Soll das ein Scherz sein? Ich habe solche Angst gehabt, dass kannst du dir nicht vorstellen.“
    „Das war doch nichts Schlimmes, ein kleiner Schwächeanfall.“
    „Das war nichts Schlimmes? Du hattest einen Herzinfarkt!“
    „Ach was, Herzinfarkt, Ohnmachtsanfall … Alles das Gleiche.“
    Er ist schwach und spricht mit kaum hörbarer Stimme.

    „Psst. Du solltest nicht reden. Paul war heute Nacht mit mir hier. Er wollte sich nur mal kurz aufs Ohr legen, weil er heute Nachmittag zur Uni muss. Er schaut später vorbei.“
    Dann breche ich in Tränen aus, aber es sind Tränen der Erleichterung. Papa streichelt mir über die Wange und versinkt dann wieder in einem tiefen Schlaf. Und ich bleibe da und sehe ihn an, sauge sein Bild in mir auf, seinen Geruch, diesen kostbaren Augenblick – und denke daran, dass das Leben nur an einem seidenen Faden hängt.

    Wenn Alex doch bloß da wäre … Ich fühle mich so erschöpft, kraftlos.
    Eine Pflegehelferin betritt genau in diesem Moment das Zimmer.

    „Sie sollten sich ein bisschen ausruhen. Ihr Vater ist bei uns in guten Händen. Wir kümmern uns um ihn.“
    Ich schaue sie an und merke, wie abgekämpft
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