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Das verhängnisvolle Experiment

Das verhängnisvolle Experiment

Titel: Das verhängnisvolle Experiment
Autoren: Klaus Frühauf
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Außer den beiden Modifizierten sollten der ersten Landegruppe Brian Haston, Genetiker, Toria Halsum, Planetologin, Stor Dellak, Pilot, und Nako Bosk, Techniker, angehören. Das war die, wenn man von Herkunft, Qualifikation und Erfahrung ausging, optimale Mannschaft, doch jetzt plötzlich gab es Einwände seitens Vanda Ricaneks, die es sich in den Kopf gesetzt hatte, in der Nähe Dellaks zu bleiben. Dabei war ihre Begründung nicht einmal von der Hand zu weisen: Wenn man den Funkspruch in die Erwägungen einbeziehe, dann sei eine Kom-Spezialistin wesentlich wichtiger als ein Techniker. Sie halte es also für richtig, wenn sie gegen Nako Bosk ausgetauscht werde. Immerhin bestehe ja die Möglichkeit eines Zusammentreffens mit den Blauen.
    Diese Argumente waren nicht leicht zu entkräften. Und sich ausschließlich auf Disziplin und Parität zu berufen, das mochte Mankov schon gar nicht. Nur wußte er, daß Vanda nicht den eigentlichen Grund ihrer Forderung genannt hatte. Der lag vielmehr in ihrer Verbindung mit Stor Dellak.
    Mankov hatte seine Bedenken schon bei der Zusammenstellung der Mannschaft geltend gemacht, aber man hatte ihn überzeugt, daß für die Känguruhexpeditionen ganz andere Bedingungen in Rechnung zu stellen seien als bei seinen bisherigen Flügen, die im Vergleich dazu nur kurze Sprünge gewesen waren. Außerdem, so wurde ihm versichert, handele die andere Seite ähnlich, auch Brian Haston nähme in Begleitung seiner langjährigen Assistentin teil, die, wie man aus sicherer Quelle wüßte, zugleich seine Gefährtin sei.
    Nun, er hatte diesen Eindruck nicht. Der ältliche gebeugte Haston und die selbstbewußte, sehr intelligente Maara Doy?
    Und was hätte man sich denn bei denen, die ohne Partner an Bord gekommen waren, gedacht? Bei ihm selbst zum Beispiel? Hatte die Raumbehörde auch da bestimmte Vorstellungen? Hatte man die Rechner beauftragt, die Besatzungsmitglieder nicht nur nach Weltanschauung, Geschlecht und Eignung auszusuchen, sondern auch nach Gemeinsamkeiten, nach Reibungspunkten und all dem, was dem großen Komplex von Sympathie und Antipathie zuzurechnen war? Und hatte man in Betracht gezogen, daß er, Mankov, nicht das geringste Interesse daran hatte, seine Sorgen und Zweifel einer Partnerin aufzubürden? Es war anzunehmen. Oder zu befürchten? Nein, zu befürchten war hier nichts.
    Aus den Augenwinkeln musterte er Toria Halsum. Und nach ihr Lora Korm. Doch dann fiel ihm wieder das Paritätsprinzip ein. Parität in der Verteilung der Geschlechter und Parität auch, was die Herkunft anbetraf. Also doch Toria! Ihm war nicht wohl bei dem Gedanken. Er hatte keine Erfahrung im Umgang mit solch sportlichen jungen Mädchen. Und Toria erschien ihm sehr jung. Mitte Zwanzig, sagten die Akten, aber mit ihren ein wenig hektischen Bewegungen und der Zöpfchenfrisur wirkte sie fast noch jünger.
    Gewaltsam schob er die Gedanken beiseite. Jetzt war nicht der Zeitpunkt, sich damit zu befassen. Außerdem suchte er sich seine Partnerinnen lieber selbst aus. Das hatte er bisher stets so gehalten. Zumindest hatte er sich das bisher immer eingebildet. Und immer hatte das Gefühl dabei eine dominierende Rolle gespielt, eine gewisse, unerklärliche Sympathie, von der er nie gewußt hatte, worauf sie sich gründete. Eins aber schien ihm sicher: So hervorragend ein Rechner auch ausgelegt und programmiert sein mochte, diese irrationale und doch so mächtige selektive Adhäsion zwischen den Geschlechtern zu berücksichtigen, das war einer Maschine unmöglich.
    Und doch fragte er sich jetzt, ob ihm Toria sympathisch wäre… Er brach seine Gedankenkette endgültig ab, etwas verwirrend war das alles schon, denn je länger er grübelte, um so weniger zweifelhaft erschien ihm der von der Raumbehörde beschrittene Weg. Dann bemerkte er, daß er noch immer Toria ansah, und auch, daß sie lächelte. Mit einem Ruck stand er auf. »Es tut mir leid, Vanda«, sagte er. »Ohne schwerwiegende Gründe kann ich Abweichungen vom festgelegten Programm nicht akzeptieren. Die Zusammensetzung der Gruppe bleibt unverändert.«
    Ganz wohl fühlte er sich bei dieser Entscheidung nicht, aber der Widerspruch, mit dem er gerechnet hatte, blieb aus. Er glaubte sogar zu sehen, daß Dellak zustimmend nickte.
     
     
3
     
    KEEKE LANNERT, geboren in Columbus/Georgia, Columbus College, Ingenieur, Militärakademie Atlanta, Captain der Air Force, Captain der Space Force, Autounfall, Umfunktionierung zum Hastoniden, Berufung als Ingenieur-Astronaut
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