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Das verdrehte Leben der Amélie

Das verdrehte Leben der Amélie

Titel: Das verdrehte Leben der Amélie
Autoren: India Desjardins
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so, als hättest du was verbrochen!«
    Ich habe mir erst die DVD geschnappt und dann meine Mutter ganz fest in den Arm genommen. Dabei war allerdings die DVD-Hülle im Weg, weshalb sich meine Mutter mit einem »Autsch!« schnell wieder aus meiner Umarmung befreit hat.
    Bevor sie aus meinem Zimmer gegangen ist, hat sie noch gesagt, sie könne sich dunkel an die Geschichte mit dem Spülmittel erinnern!

Donnerstag, 15. September

    I ch gehe auf eine Mädchenschule. Wenn ich auf eine gemischte Schule ginge, hätte ich vielleicht mehr Freunde, weil ich dann auch mit Jungs befreundet sein könnte. Aber so – keine Chance!
    Warum ich auf eine Mädchenschule gehe:
    In der sechsten Klasse hatte ich eine Freundin namens Rosalie. Wir waren sozusagen »beste Freundinnen«. Aber dann passierte etwas, das unsere Freundschaft ziemlich schnell beendete, nur konnte ich das ja nicht ahnen, also hielt ich sie für meine beste Freundin.
    Folgendes ist jedenfalls passiert: Ich hing immer mit Rosalie rum. Dann kam sie mit einem Typen zusammen, der schon vierzehn war: William Dorion. (Ich bin jetzt vierzehn und elfjährige Jungs interessieren mich absolut nicht! Also andersrum betrachtet, aus der Perspektive von William Dorion ... echt komisch!)
    Rosalie war superstolz, mit einem Vierzehnjährigen zusammen zu sein (der übrigens sitzen geblieben und erst in der achten Klasse war, nicht wie ich jetzt in der neunten). Sie hat überall damit angegeben. Eines Tages hat sie mir William dann vorgestellt. Und der hat sich in mich verknallt!!! Keine Ahnung warum – ich habe echtnichts getan, damit es dazu kam! Ich fand ihn sogar ziemlich blöd. (Aber zugegeben, ich war schon ziemlich geschmeichelt, dass ein Vierzehnjähriger auf mich stand.) Er hat mich einfach angebaggert , VOR ROSALIE!
    Mein Moralgefühl war damals offenbar noch nicht sehr ausgeprägt. Anstatt mich meiner besten Freundin gegenüber solidarisch zu verhalten, entschloss ich mich, mit William zu gehen. Rosalie war natürlich total sauer. Um es kurz zu machen: Ich war eine Woche mit William zusammen. Ich habe damals noch mit Barbies gespielt (ja, ich weiß, mit elf ist man eigentlich zu alt für Barbies, aber ich konnte nicht anders – meine Bluehair-Barbie habe ich einfach geliebt, die fand ich so rebellisch ), und William machte sich über mich lustig (irgendwie zu Recht). Übrigens wäre es echt praktisch, wenn auf der Barbie-Verpackung das Alter angegeben wäre, in dem man offiziell aufhören muss, mit Barbies zu spielen, um nicht als »kindisch« zu gelten. Dabei fand ich es mit elf viel besser, mit Barbies zu spielen als mit sechs. Ich dachte mir richtig spannende Geschichten aus, und im Hintergrund ließ ich Musik laufen. Das war echt, wie selbst einen Film zu drehen! Schade, dass ich vom Rest der elfjährigen Bevölkerung total verkannt wurde.
    Um auf William zurückzukommen: Nachdem unsere Beziehung ganze sechs Tage währte, wollte er mit mir knutschen . Mit Zunge ! Das Problem war, dass William ZIEMLICH Mundgeruch hatte! Ich hatte zwar noch nie geknutscht , aber ich wusste ganz genau, worum es dabei ging, nämlich darum, die Zungen zu verknoten . Wegen Williams Mundgeruch stellte ich mir einen Zungenkuss mit ihm (und seiner Spucke ) ziemlich eklig vor. Also erwiderte ich, ich hätte nichts dagegen, aber er solle sich die Zähne putzen. Unser damaliges Gespräch:
    Er: »Komm, wir knutschen!«
    Ich: »Ich weiß nicht ...«
    Er: »Komm schon!!! Ich sag’s auch nicht weiter!«
    Ich: »Na gut ... o.k. Aber ich will, dass du dir die Zähne putzt.«
    Er: »Häh?!?!!!! Wo ist denn da der Zusammenhang?!!?!!!« (Satzzeichen so, wie im echten Leben gefühlt.)
    Ich wollte ihn nicht beleidigen und sagte ihm also nicht, dass er Mundgeruch hatte. Daraufhin machte er den Abgang. Einige Tage später zeigten in der Pause ein paar Leute auf mich, tuschelten und lachten. Rosalie war bei ihnen. Ich fragte sie, was los sei, und sie sagten, zwischen Zungenküssen und Zähneputzen gebe es ja wohl absolut keinen Zusammenhang!
    Ich antwortete:
    »Natürlich gibt es da einen Zusammenhang, wenn der andere nämlich Mundgeruch hat!«
    Ehrlich gesagt, das hätte ich gerne geantwortet, aber in dem Moment bin ich nicht darauf gekommen. Diese Antwort ist mir erst Stunden später eingefallen. Warum ist das bloß so? Wenn mich jemand ärgert, finde ich nie sofort die passende schlagfertige Antwort! Warum muss die Antwort fünf Stunden später kommen, kurz vorm Einschlafen? Ich kann mich ja schlecht am
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