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Das verdrehte Leben der Amélie

Das verdrehte Leben der Amélie

Titel: Das verdrehte Leben der Amélie
Autoren: India Desjardins
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nächsten Tag hinstellen und den schlagfertigen Satz sagen, den meinGehirn verspätet produziert hat. Das wäre dann megaseltsam und die Leute würden mich angucken, als wollten sie sagen: »Und wo ist da jetzt der Zusammenhang?« Seit diesem Vorfall war Rosalie jedenfalls nicht mehr meine beste Freundin. Ich bereute es wahnsinnig, dass ich mich mit William eingelassen hatte. Die ganze Schule lachte über mich wegen der Zähneputzen- Zungenkuss -Affäre, bei der niemand einen Zusammenhang zu erkennen schien. (Es wundert mich wirklich, dass niemandem aufgefallen ist, wie sehr William aus dem Mund stinkt!) Die ganze Episode hat nicht sehr lange gedauert. Aber mir hat’s gereicht!
    Also habe ich mich, als der Schulwechsel anstand, für eine private Mädchenschule entschieden.
    Meine Gründe:
Jungs gehen mir total auf die Nerven.
Wenn ich nur von Mädchen umgeben bin, gibt es keine Probleme mit Jungs.
Auf der Privatschule muss man eine Schuluniform tragen, was eine enorme Zeitersparnis bedeutet (ich habe zwar nicht gerade viele Klamotten, aber mir morgens was zum Anziehen auszusuchen ist trotz meiner beschränkten Klamottenauswahl ein ewig langes und schwieriges Unterfangen). Außerdem hatte ich keine Lust auf blöde Kommentare über mein Outfit. Die hatten mir schon in der Grundschule den Schlaf geraubt.
    Die Gründe, die ich meiner Mutter nannte:
Der Unterricht an einer Privatschule wäre besser.
Mein Vater hätte gewollt, dass meine Mutter mir mit seinem Geld eine gute Schulbildung finanziert (na ja, das stimmt zwar, aber mit dem Argument wollte ich vor allem den wunden Punkt meiner Mutter treffen. Was echt nicht ganz fair war ... aber ich brauchte dringend ein neues Leben!).
    Mittlerweile bin ich seit drei Jahren auf der Privatschule und ich bereue meine Wahl nicht. Außerdem habe ich dort Katryne kennengelernt, die meine wirklich beste Freundin geworden ist (auch wenn aktuell leider Funkstille zwischen uns herrscht, und zwar seit fünf Tagen, vier Stunden und zehn Sekunden).

Donnerstag, 22. September

    D er blanke Horror!!! Meine Mutter hat sich heute mit unserem Direktor getroffen. Er hat gesagt, er finde mich »speziell«. Meine Mutter hat seine Worte wiederholt, bevor sie erklärte, sie finde unseren Direktor – und wir reden hier von Monsieur Beaulieu! – sehr »charmant«. Sie hat »charmant« auf eine ganz besondere Weise ausgesprochen. Mit einer winzigen Bedenkzeit, in der ihre Augen einen kleinen Hüpfer zur Seite machten, dann wieder auf ihren Platz wanderten, sie das passende Wort fand und es ein bisschen sanfter aussprach als den Rest des Satzes. Noch dazu mit einem kleinen Lächeln im Mundwinkel! Oh Gott! Wenn meine Mutter sich in Monsieur Beaulieu verknallt hat, bin ich er-le-digt!
    Aber noch mal zurück zu dem »Blablabla ... speziell«. Was geht Sie das denn an, Herr Direktor-den-meine-Mutter-»charmant«-findet!
    Oh Mann! Wenn ich mich nicht mit Kat zerstritten hätte, würde ich sie sofort anrufen. Wir würden die Situation ganz in Ruhe analysieren und ich würde nicht den Kopf verlieren vor lauter Panik, unser Direktor könnte der neue Freund meiner Mutter werden und demnächst bei uns einziehen!
    Meine Mutter: »... und er findet, du könntest dich stärker am Unterricht beteiligen.«
    Ich: »Was?«
    Ich hatte ihre letzten Worte nicht mehr gehört, weil ich so mit der Vorstellung beschäftigt war, wie mein Leben aussehen würde, wenn meine Mutter und Monsieur Beaulieu heirateten.
    Meine Mutter: »Denis ... Monsieur Beaulieu meint, du könntest viel bessere Noten haben, wenn du dich nur ein bisschen mehr anstrengen würdest.«
    Ich: »Was? Das hat er gesagt?«
    Meine Mutter: »Mach dir keine Sorgen, das Schuljahrhat gerade erst angefangen. Du hast noch genug Zeit, um aufzuholen!«
    Ich habe mir diese Schule zwar ausgesucht, aber ich hätte nicht erwartet, dass der Direktor mich »speziell« findet und ich mich im Unterricht mehr anstrengen muss. Mir ging es nur darum, mich nie wieder mit meiner besten Freundin zu verkrachen. Und jetzt ist es trotzdem passiert!
    20:30
    Ich finde mein Leben maximal stressig.
    21:00
    Ich muss einen Plan machen, wie ich die Schule wechseln kann.
    21:02
    Vor allem, wenn meine Mutter auf unseren Direktor steht!
    21:36
    Plan A: Ich sage meiner Mutter, dass Monsieur Beaulieu eine schlimme Hautkrankheit hat und unter seinen Klamotten wie ein Leprakranker aussieht.
    21:37
    Igitt!!!!!!!!!!!!!! Jetzt habe ich Gänsehaut, weil ich mir vorgestellt habe, wie Monsieur Beaulieu
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