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Das verbotene Tal

Das verbotene Tal

Titel: Das verbotene Tal
Autoren: Doris Schroeder
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Häuser geschlagen hatten. Je tiefer aber Timmy
und Lassie in den Wald eindrangen, um so dichter drängten sich die Bäume, und
stellenweise standen sie so eng, daß es fast völlig dunkel wurde. Timmy war
gern im Wald. Unter den Bäumen wuchsen blaue und weiße Frühlingsveilchen, und
frisch grün leuchtete das junge Laub an Baum und Strauch. Am schönsten aber war
der Geruch, ein wenig feucht — aber süß. Und braune Vögel huschten eifrig
zwitschernd von Krone zu Krone. Wahrscheinlich bauen sie ihre Nester! dachte
er. Nun, ich klettere auf keinen Baum, um sie zu stören. Mom hatte gesagt, die
Vögel fräßen das Ungeziefer vom Gemüse in Dads Garten, und sie seien redliche
Freunde des Bauern.
    Zielbewußt marschierte er auf den
Willow Creek zu, und Lassie trottete nebenher. Zuweilen sprang sie ein Stück
voraus und schnupperte am Boden, als wolle sie sich vergewissern, daß Timmy
keinerlei Gefahr drohte. Dann wieder blieb sie ihm dicht an der Seite,
besonders dann, wenn es im Gebüsch verräterisch knackte. Hin und wieder grollte
sie leise und äugte scharf ins Unterholz. In diesen Augenblicken schluckte
Timmy schwer und ging ein wenig schneller, bis sie die Gefahrenstelle weit
hinter sich gelassen hatten. Dabei entdeckte er nichts anderes als ein
Eichhörnchen, das dicht neben ihm einen Baumstamm hinaufhuschte und zornig
schnatternd die Eindringlinge beschimpfte. Da blieb Timmy stehen, lachte das
Eichhörnchen aus und machte spöttisch: „K-k-k-kuk!“ Hurtig kletterte das kleine
Tier mit dem buschigen Schweif höher hinauf, bis Timmy es trotz aller
Bemühungen im Laub nicht mehr entdecken konnte.
    Lassie setzte den Korb ab und bellte
zur Baumkrone hinauf. Und in diesem Augenblick fiel eine Nuß herab und traf sie
mitten auf die Nase.
    „Pfff!“ Lassie schüttelte den Kopf und
fuhr sich mit der Pfote an die getroffene Stelle. Unwillig schaute Timmy zu dem
unsichtbaren Angreifer hinauf, der wieder laut schnatterte.
    „Das war gemein, Herr Buschschwanz!“
rief er. „Lassie hat doch nur ,Guten Tag!’ gesagt!“
    Er kniete sich nieder. Lassie fuhr sich
mit der Pfote noch immer über die Nase, als täte der Treffer sehr weh.
    „Laß doch mal sehen, Kleine!“
    Vorsichtig schob Timmy die Pfote
beiseite. Aber er konnte an der Nase nichts Schlimmes entdecken.
    „Verletzt bist du nicht!“ tröstete er
das Tier. „Aber weh tut es bestimmt! Das Eichhörnchen sollte sich schämen!“
    Lassie schien bereits geneigt, alles zu
vergessen. Schon lief sie wieder den Waldpfad entlang. „Wruff!“ Sie blieb
stehen und schaute zurück, als wolle sie sagen: Laß uns hier lieber
verschwinden, ehe uns noch Böseres blüht!
    Timmy folgte. Aber einen letzten
tadelnden Blick warf er doch noch nach oben. Das Eichhörnchen gab jetzt ein
Geräusch von sich, das verdächtig nach hämischem Gelächter klang!
    Bald erreichten sie Timmys
Lieblingsplatz. Er lag im hellen Sonnenschein. Hier ließ sich gut angeln. Timmy
hatte eine Büchse mit Würmern mitgebracht; nun wählte er den dicksten aus.
    „Für einen großen Fisch braucht man
auch einen dicken Wurm“, erklärte er dem bewundernd aufschauenden Hund.
    Lassie aber schien sich viel mehr für
die winzigen Weißfische zu interessieren, die in einem kleinen Regentümpel
schwammen. Der Tümpel hatte sich bei dem Unwetter gebildet, und überhaupt war
alles sehr naß, das Bachufer schlammig und glitschig. Timmy warf die Leine bis
in die Mitte des Baches, und wenig später schon surrte die Rolle ab: irgend
etwas zerrte den Haken durchs Wasser. Die Angelrute zuckte und bog sich. Timmy
hielt ganz fest, er schrie vor Jagdfieber. Endlich hörte der Zug auf, und der
Junge versuchte, den unsichtbaren Fisch heranzuholen. Lassie hatte seine
Weißfischjagd eingestellt, stand nun am Ufer und beobachtete den Jungen.

    Plötzlich glitt Timmy aus, stürzte
rückwärts — die Angelrute wurde ihm mit einem Ruck aus der Hand gerissen und
mitten in den Bach geschleudert. Als Timmy endlich schlammbedeckt wieder auf
den Füßen stand, waren Rute und Angelrolle schon außer Sichtweite, fortgerissen
von der heftigen Strömung. Nur ganz kurz entdeckte sie der Junge, als sie gegen
einen Felsblock prallten und hochgeworfen wurden. Ohne lange zu überlegen,
stürmte er los, immer am Ufer entlang. Er glitt und rutschte im weichen
Schlamm, aber ehe er den Rar d des schäumenden Baches erreichte, war Lassie mit
einem Satz bei ihm und packte ihn am Gürtel. Timmy stürzte, wollte sich aber
mit aller Macht
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